Berlin. Ayatollah Chamenei, oberster Führer des Iran, ist die Schlüsselfigur in diesem Krieg. Er versteckt sich vor den Bomben seiner Feinde.

Er ist die Schlüsselfigur im Krieg zwischen Iran und Israel, jetzt erst recht: Ayatollah Ali Chamenei. Wie auch immer Iran diesen Krieg weiter führt, hängt vom geistlichen Oberhaupt ab, denn er hat grundsätzlich das letzte Wort in der Islamischen Republik, ob es um religiöse Fragen geht oder politische – und nicht etwa der gewählte Präsident Massud Peseschkian.

Aufgrund seiner Machtfülle und seinem erklärten Ziel, Israel vernichten zu wollen, ist Chamenei Erzfeind Nummer 1. Schließlich gehört die Feindschaft zu Israel zu den Fundamenten der Islamischen Republik: Es ist der „kleine Satan“, die USA sind der „große Satan“.

Treffen des Luftwaffen- und Luftverteidigungsstab in Tehean

Ajatollah Ali Chamenei, Oberster Führer des Iran, hört einem Redner während eines Treffens mit dem Luftwaffen- und Luftverteidigungsstab der Armee zu.
© DPA Images | Uncredited

Chameneis Mentor war Ayatollah Ruhollah Chomeini

Geboren wird Chamenei 1939 in Maschad als zweites von acht Kindern. Er ist der Sohn eines Klerikers, die wirtschaftlichen Verhältnisse gelten als schwierig, so heißt es in offiziellen Angaben. Als Schüler besuchte er das religiöse Seminar in Maschhad. Sein Mentor war kein geringerer als Ayatollah Ruhollah Chomeini, der religiöse und politische Führer der Islamischen Revolution von 1979, die zum Sturz des Schahs Mohammad Reza Pahlavi führte. Einen Tag nach dem Tode Chomeinis wählte ihn der Expertenrat, der laut iranischer Verfassung die Aufgabe hat, den obersten Führer zu bestimmen.

Auch interessant

Die USA haben Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei vor einem erneuten Angriff auf Israel gewarnt.

Der 86-jährige Chamenei hat vier Söhne und zwei Töchter. Zwei Söhne sind mit Töchtern von wichtigen Funktionsträgern verheiratet. Bei seinen Auftritten wirkt er bisweilen starr, unbeweglich. Er kann er seit einem Anschlag auf ihn im Jahr 1986 den rechten Arm nicht mehr bewegen. Zusammen mit seinem hohen Alter führt das dazu, dass er in seiner Härte und Schärfe unterschätzt wird.

Ayatollah Chamenei harrt im Bunker aus

Tatsächlich gehen Sicherheitskräfte gnadenlos gegen die Bevölkerung vor, wenn sie gegen sein Regime auf die Straße geht. Das zeigte sich vor allem im Herbst 2022: Damals ließ Chamenei Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, die revolutionäre Züge hatten, blutig niederschlagen. Hunderte starben auf den Straßen, die Sicherheitskräfte schossen mit Gummigeschossen und Schrot. 30.000 Menschen wurden festgenommen.

Die Lebensgefahr, in der er schwebt, ist Ajatollah Chamenei bewusst: Seit Ausbruch der Eskalation sitzt er im Bunker. Nach Medienberichten hat er sich mit seiner Familie in eine unterirdische Anlage nordöstlich von Teheran zurückgezogen. Dort hatte der 86-Jährige schon die beiden israelischen Angriffswellen im vorigen Jahr überstanden.

206807_1325_206807_cover.jpg

Wie die New York Times nun berichtet, kommuniziert Chamenei nur noch über einen vertrauten Berater. Ob Internet oder Telefon: Jegliche elektronische Kommunikation hat er eingestellt, damit der nicht geortet werden kann.

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.

Das US-Blatt bezieht sich auf Berichte von drei iranischen Beamten, die angeben, mit seinen Notfallplänen vertraut zu sein. Demnach bereitet er sich auf tödliche Anschläge gegen ihn und andere hochrangige Militärs vor. So soll er nicht nur Nachfolger seiner militärischen Befehlskette ausgewählt, sondern auch drei hochrangige Geistliche als Kandidaten benannt haben, die ihm nachfolgen könnten.