Die französische Polizei rückte am Wochenende zu einer vermeintlichen Hochzeitsfeier im Disneyland Paris aus. Eine Neunjährige als „Braut“ und rund 100 Komparsen riefen den Sicherheitsdienst auf den Plan.

Eine auffällige Veranstaltung im Disneyland Paris hat am Wochenende zu polizeilichen Ermittlungen geführt. Eine als Hochzeit inszenierte Feier mit einer Neunjährigen als „Braut“ und rund hundert gebuchten Komparsen alarmierte am Samstagmorgen das Personal des Freizeitparks, das daraufhin die Behörden informierte.

Erste Befürchtungen, es handele sich womöglich um eine Kinderehe, bestätigten sich laut Angaben der Staatsanwaltschaft nicht. Die Ermittlungen zeigten vielmehr, dass die vermeintliche Hochzeit lediglich eine gestellte Zeremonie war. „Es handelte sich also nicht um eine Hochzeit, sondern um die Inszenierung einer Hochzeit, die mit rund 100 Komparsen gefilmt wurde“, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Ziel sei laut Aussage der Mutter gewesen, ihrer Tochter einen „Tag wie eine Disney-Prinzessin“ zu ermöglichen.

Der vermeintliche „Bräutigam“, ein 22 Jahre alter Brite, soll die Veranstaltung organisiert haben. Er kam in Gewahrsam, genau wie eine 24-jährige lettische Frau, die ebenfalls befragt wurde. Die Polizei ermittelt gegen sie laut französischen Medien wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche.

Zwei weitere Personen – eine 41-jährige Ukrainerin und ein 55-jähriger Lette – wurden wieder freigelassen. Bei ihnen soll es sich um die Eltern der Neunjährigen handeln.

Falsche Identitätsdokumente und 130.000 Euro Miete

Nach Angaben der Zeitung „Le Parisien“ wurde das Gelände von Disneyland Paris vor mehreren Wochen für einen Betrag von etwa 130.000 Euro gemietet. Man habe fälschlicherweise angegeben, es handele sich um eine Hochzeit. Auch die vorgelegten Identitätsdokumente seien falsch gewesen. Eine medizinische Untersuchung ergab laut Staatsanwaltschaft, dass das Kind, eine ukrainische Staatsbürgerin, weder Gewalt noch Zwang ausgesetzt war. Die Ermittlungen dauern an.

Der Freizeitpark, der für private Veranstaltungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten exklusiv gemietet werden kann, hatte die Buchung ursprünglich als echte Hochzeit angenommen. Nach Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten wurde die Veranstaltung umgehend abgebrochen. Disneyland Paris berichtete in dem Radiosender France Inter, man arbeite mit den Behörden zusammen und habe selbst Anzeige erstattet.

Die genauen Hintergründe und Motive der Schein-Hochzeit sind derzeit noch unklar. Laut der Zeitung „Le Parisien“ wurden die Komparsen per Bus an den Ort gebracht. Eine gebuchte Darstellerin schilderte, sie habe das Mädchen im Brautkleid gesehen und zunächst an eine reguläre Hochzeit geglaubt, bis das Kind von einer Frau auf dem Arm getragen wurde – woraufhin ihr das junge Alter bewusst wurde.

kami mit AFP