Auch im Kabarett geht es schon deutlich auf die Sommerpause zu. Nach Thomas Maurer im Lustspielhaus (24. Juni) gibt es bis Ende Juli gerade mal eine einzige weitere echte Premiere. Lucy van Kuhl nutzt am 18. Juli im Lustspielhaus die Gunst der Stunde, einmal allein auf weiter Flur zu sein. Die Kölnerin, die gleichzeitig in München Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft und in Linz Klavier studierte, inzwischen in Südfrankreich und Berlin lebt und natürlich in Wahrheit ganz anders heißt, hat es auch schon ganz anders erlebt.

Freiwillig, weil sie nach dem Studium erst einmal mit ihrem Bruder als klassisches Cello- und Klavier-Duo unterwegs war. Dann unfreiwillig, als es viereinhalb Jahre nach ihrem Kabarett-Debüt 2015 mit dem souveränen Sieg beim Passauer Scharfrichterbeil mit der Karriere richtig losgehen sollte – ihr dann aber Corona einen Strich durch die Rechnung machte.

München-Revue im Lustspielhaus

:Das Hofbräuhaus als Zerrspiegel der Münchner Geschichte

„München, du machst mich fertig“: Was die kunterbunte Revue mit Annette Lubosch, Kathrin Anna Stahl, Stefan Murr und Simon Pearce im Lustspielhaus zu bieten hat.

SZ PlusKritik von Oliver Hochkeppel

Aus diesem Tief hat sich Lucy van Kuhl freilich schon lange wieder herausgearbeitet. Preistechnisch gleich wieder mit dem Gewinn des Publikumspreises beim „Stuttgarter Besen“ und des Schwäbischen Kabarettpreises. Arbeitstechnisch mit inzwischen vier Alben beim „Sturm & Drang“-Label. Das gehört und betreibt bekanntlich Konstantin Wecker, der über Lucy van Kuhl sagt:  „Lucy van Kuhls Art zu musizieren und zu singen begeistert mich, ihre Worte sind poetisch und ironisch. Sie schafft ausdrucksstarke Bilder und setzt sie musikalisch ganz zauberhaft um.“

Dass er damit recht hat, beweist die Absolventin der „Celler Schule“ auf ihrem gerade erschienenen Album „Geschickt verpackt“, das auch die Basis und den Titel für ihr neues Live-Programm liefert. Stets haben ihre Songs Witz und Stil, ob sie sich mit dem Payback-Punktesammeln beschäftigt, mit den Ausschweifungen der neuen jungen Alten („Ü80-Party“), mit Klischees, Asterix & Obelix, verflossenen Lieben oder dem Bahnfahren (Untertitel „Der Weg ist das Ziel“).

Und sonst? Geht es generell recht musikalisch zu. Im Lustspielhaus feiern gleich einmal drei Tage lang Ass-Dur mit „Celebration“ die „Magie der Live-Musik-Show“, wie sie, die Brüder Dominik und Florian Wagner es nennen. Was bei ihnen zu einem musikalischen Battle führt, wer der Bessere ist (3. bis 5. Juli). Bei D’BavaResiDrei Wuide unterwegs haben sich mit Mathias Kellner, Sebastian Horn und Otto Schellinger drei musikalische Schwergewichte für ein äußerst anarchistisches Musikkabarett zusammengetan (20. Juli). Und dann führen Simon Pearce, Stefan Murr, Kathrin Anna Stahl, Annette Lubosch, Ian Chapman und Sandra Hollstein noch einmal ihre „vogelwilde München-Revue“ mit dem Titel München, du machst mich fertig auf (21. Juli).

Ein großer Spaß rund um den Urenkel vom „Münchner im Himmel“: Die Revue „München, du machst mich fertig“ mit Annette Lubosch, Kathrin Anna Stahl, Stefan Murr und Simon Pearce (von links).Ein großer Spaß rund um den Urenkel vom „Münchner im Himmel“: Die Revue „München, du machst mich fertig“ mit Annette Lubosch, Kathrin Anna Stahl, Stefan Murr und Simon Pearce (von links). (Foto: Oliver Hochkeppel)

„Turbulentes Musikkabarett“ versprechen auch André Hartmann und Michael Ponert für ihr Programm „Der Nächste, bitte!“. Schlag auf Schlag wollen die beiden den aktuellen Wandel, die Zeitenwende und disruptiven Politikwechsel auf die Bühne bringen. Zunächst am 26. Juni im Silbersaal des Deutschen Theaters, in einer Veranstaltung der Lach- und Schießgesellschaft, dessen künstlerischer Leiter Hartmann ja momentan ist. Es steht zwar nicht explizit dabei, könnte sich aber zumindest um eine München-Premiere handeln.

Im ehemaligen „Laden“ selbst in der Haimhauserstraße erinnern dann am 30. Juni die Musiker und Kabarettisten Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel in ihrem Programm „Operation HEIL!Kräuter“ an das Kabarett im Nationalsozialismus. Mit ausgewählten Chansons, Texten und Szenen, recherchiert aus historischen Bühnenprogrammen, ergänzt um die Hintergründe zum Leben, Wirken und Schicksal der Akteure. Sozusagen aus Kollegensicht, und mitunter erschreckend aktuell.

Und ebendort geht es am 3. Juli auch weiter mit den Letzten Nächten der Bohème, der ein bisschen mit dem Vereinsheim konkurrierenden, von Frank Klötgen und Stefan Erz moderierten Kick-off-Show. Diesmal mit Kabarettistin Claudia Pichler, Liedermacher Thomas Franz und dem politisch-satirischen Buchautor Michael Bittner als Gäste.