Köln – Eine Kölner Kleinkriminellen-Gang lässt sich mit einer marokkanisch-holländischen Verbrecherbande, der „Mocro“-Mafia, ein und wittert das große Geschäft. Dann läuft ein großer Drogen-Deal aus dem Ruder und endet in einer Gewalteskalation mit Bombenanschlägen, Geiselnahmen und Folterungen. Der Drogenkrieg von Köln beschäftigt seit Monaten die Polizei. Vor dem Kölner Landgericht begann nun der erste von mehreren geplanten Prozessen.
Als Ausgangspunkt gilt der Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth (NRW). Das war nach Ansicht der Ermittler der Auftakt zu einer Gewaltspirale. Es folgten mehrere Explosionen und Schüsse auf Häuser in verschiedenen Städten.
Hinter diesem blauen Tor in Hürth-Kalscheuren lagerten 700 Kilo Cannabis. 350 Kilo nahmen die Drogen-Diebe mit
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„Bewacher“ bedroht und gefesselt
Im ersten Prozess sind drei junge Männer angeklagt, unter anderem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Sie sollen Teil einer Kölner Gruppierung sein, die sich zum Drogenhandel (Marihuana, Kokain, Ecstasy und Heroin) zusammengeschlossen und wöchentlich Rauschmittel im Kilogrammbereich umgesetzt habe. Die Rauschmittel seien unter anderem in den Niederlanden und in Marokko erworben und deutschlandweit weiterveräußert worden.
Rechtsanwältin Anne Kieven vertritt Saddam B. im Prozess
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Gruppe war bewaffnet, sollte die Drogen bewachen
Die Gruppierung soll über eine Vielzahl von Waffen zur Bewachung der Rauschmittel verfügt haben. Der Angeklagte Saddam B. (22, deutsche und irakische Staatsbürgerschaft) soll für den Transport größerer Mengen Rauschmittel verantwortlich gewesen sein. Der Angeklagte Ayman S. (24, deutsche und tunesische Staatsbürgerschaft) soll für die Verwaltung der Finanzen zuständig gewesen sein.
Der Hauptangeklagte Aymen G. (21, deutsche und algerische Staatsbürgerschaft) soll Transporter für Drogen zur Verfügung gestellt haben.
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Die Gruppe soll im vergangenen Juni in Hürth eine Lieferung von 700 Kilo Marihuana in der Halle gelagert haben. Sie war für den Weitertransport vorgesehen. Mehrere Mitglieder der Gruppe sollen in wechselnder Besetzung mit der Bewachung des Marihuanas befasst gewesen sein.
Ein Angeklagter wurde selbst zum Opfer
Aymen G. soll diese Information an Komplizen weitergegeben haben, mit denen er dann die Hälfte der Drogen (350 Kilo) am 22. Juni 2024 geraubt haben soll. Dazu sollen sie Saddam B. als „Bewacher“ des Rauschgiftdepots gefesselt und mit einer Maschinenpistole bedroht haben.
Aymen G. versteckt sein Gesicht hinter einem Ordner, er soll Infos über die Drogen an einen Komplizen weitergegeben haben. Der jetzt Angeklagte Saddam B. wurde gefesselt, die Hälfte des Cannabis geklaut
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Das war der Beginn der beispiellosen Serie von Taten, die in Köln lange Zeit für Aufsehen gesorgt haben. Am ersten Verhandlungstag schwiegen alle Angeklagten zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft.