Steinhagen. Bereits seit 2008 erarbeiten die Gemeindewerke Steinhagen und das Umwelt- und Klimaschutzmanagement jährlich einen Energiebericht mit dem Ziel, die größten Sparpotenziale in den öffentlichen Einrichtungen zu finden, um dem Klimawandel entgegenzuarbeiten. Warum das nötig ist, beschreiben die Verfasser schon in den ersten Sätzen der neuen Auflage.

„Der Sommer 2024 war in Nordrhein-Westfalen erneut deutlich zu warm und damit ein weiteres Beispiel für den fortschreitenden Klimawandel. Mit einem Mittelwert von 18,1 °C lag die durchschnittliche Sommertemperatur spürbar über dem langjährigen Vergleichswert der Referenzperiode, die bei 16,3 °C liegt. Dies entspricht einer positiven Abweichung von plus 1,8 °C“, statuieren die Verfasser des neuen Energieberichts. Zur Erinnerung: Die Welt hatte sich mal darauf geeinigt, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.

Unberechenbares Wetter ist in Steinhagen das neue Normal

Außergewöhnlich warme Jahre seien keine Ausnahme mehr, sondern Teil der „neuen Normalität“, so die Steinhagener Klimaschützer. Bemerkenswert sei 2024 vor allem die „anhaltend hohe Grundtemperatur“ gewesen, kombiniert mit „heftigen Niederschlagsereignissen“ und Überschwemmungen. Das Wetter zeige eine neue „Dynamik und Unberechenbarkeit“.

Der neue Bericht schlüsselt den klimatischen Fußabdruck der Steinhagener Verwaltung und der gemeindeeigenen Einrichtungen in vier Kategorien auf, dem Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch sowie den Kohlendioxid-Emissionen. Er soll ermöglichen, den Klimaschaden, den die Gemeinde insgesamt verursacht, über Jahrzehnte zu vergleichen und so Verbesserungen zu planen und zu dokumentieren.

So viel Strom verbrauchen Schulen und Co.

Die Gemeinde Steinhagen besitzt 23 „Liegenschaften“, also Gebäude und andere Einrichtungen, wie Schulen, das Rathaus oder auch das Abwasserwerk. In den untersuchten Liegenschaften zuzüglich der Straßenbeleuchtung wurden 2024 insgesamt 2.992.751 kWh Strom verbraucht. Zum Vergleich: Im Durchschnitt verbraucht ein Deutscher rund 1.445 kWh Strom im Jahr (nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft). Die Stromrechnung der Gemeinde entspricht also der von etwas mehr als 2.000 Single-Haushalten.

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Beim selbstverordneten Ziel, die Gemeinde grüner zu machen, ist es also sinnvoll, bei den öffentlichen Gebäuden zu beginnen. Allerdings verbrauchen natürlich nicht alle Einrichtungen gleich viel Strom. Ein Ranking über den Stromverbrauch, welches das Umwelt- und Klimaschutzmanagement nun errechnete, ergibt, dass mehr als 80 Prozent des Stroms in nur fünf Liegenschaften der Gemeinde Steinhagen zuzüglich der Straßenbeleuchtung verbraucht wurden.

Die fünf größten Stromfresser sind demnach das Abwasserwerk, die Straßenbeleuchtung, die Realschule, die Mensa und das Gymnasium. Wobei das Abwasserwerk allein fast 50 Prozent des Verbrauchs der öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde ausmacht.

Digitalisierung erhöht Stromrechnung der Schulen

Gleichzeitig gehen die Verfasser des Energieberichtes davon aus, dass der Stromverbrauch der Schulen tendenziell steigt. „Die Ausstattung der Schulen mit Active-Panels und die Nutzung von Tablets in den Klassen wird die Stromverbräuche der Schulgebäude deutlich erhöhen“, so die Erwartung. Nicht nur die digitalen Tafeln und die Schüler-Computer selbst, sondern auch die Cloud-Dienste, Updates und die restliche Infrastruktur würden „erhebliche“ Auswirkungen haben.

Selbst gemachter Strom senkt den Klima-Fußabdruck

Viele gemeindeeigene Gebäude nutzen bereits Photovoltaik-Anlagen. Im vergangenen Jahr hat die Steinhagener Verwaltung noch einmal kräftig gebaut. So wurde am Rathaus eine PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von 73 Kilowatt-Peak (kWp) samt Speicher in Betrieb genommen. An der Grundschule Steinhagen entstand eine PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von knapp 30 kWp samt Speicher, an der Grundschule Laukshof eine PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von 28 kWp samt Speicher, an der Grundschule Amshausen eine Anlage mit einer Gesamtleistung von 14 kWp samt Speicher. Außerdem bekam die Kita Ströhen eine PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von 25 kWp samt Speicher. Insgesamt wurden auf den Dächern der Immobilien also 170 kWp Leistung installiert. Dazu kommen Bestandsanlagen, zum Beispiel auf dem Biofilter des Abwasserwerkes oder auf der Schulzentrums-Mensa.

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Außerdem nutzt die Gemeinde schon seit langem kleine Kraftwerke, um Strom und Wärme für große Gebäude selbst zu erzeugen. Im Jahr 2011 wurden fünf Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen. Drei der Grundschulen, das Rathaus sowie die Kläranlage wurden mit jeweils einem solchen BHKW ausgestattet. Das Blockheizkraftwerk der Kläranlage wird fast vollständig mit selbsterzeugtem Klärgas betrieben.

Wie viel Wasser wird verbraucht?

Alles in allem verbrauchte die Gemeinde in den öffentlichen Gebäuden im vergangenen Jahr 16.663.000 Liter Wasser. Den höchsten Anteil daran hat das Abwasserwerk mit einem Gesamtverbrauch von 3.734.000 Litern. Danach folgen die Realschule (2.739.000 Liter) und das Gymnasium (1.798.000 Liter). Ein einzelner Bürger braucht etwa 45.000 Liter Wasser pro Jahr.

Wie hoch ist die Energierechnung der Gemeinde?

Die Gesamtverbrauchskosten für die 23 Liegenschaften plus Straßenbeleuchtung lag 2024 bei knapp 1.848.000 Euro. Die höchsten Kosten verursacht dabei das Abwasserwerk mit rund 410.000 Euro. Das sind etwa 22 Prozent der Gesamtkosten. Auf dem zweiten Platz folgt die Realschule mit 327.000 Euro. An dritter Stelle liegt das deutlich neuere Gymnasium mit Kosten von 215.000 Euro. Für die Beleuchtung fielen insgesamt 164.000 Euro an. Das entspricht rund 9 Prozent. Bereits seit 2011 bezieht die Gemeinde ausschließlich „grünen“ Ökostrom, der aus regenerativen Quellen stammt.

Der Energiebericht ist öffentlich einsehbar und findet sich hier auf der Homepage des Rathauses. Er wird am Dienstag, 24. Juni, im Ausschuss für Klima und Umwelt im Ratssaal vorgestellt.

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