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Architektin Conny Zoller hat einen Teil des deutschlandweiten WIA-Festivals nach Hüttlingen und Aalen geholt.Architektin Conny Zoller hat einen Teil des deutschlandweiten WIA-Festivals nach Hüttlingen und Aalen geholt. © Jürgen Eschenhorn

Die Sichtbarmachung von Frauen in Planung, Ingenieurskunst und Baukultur liegt Conny Zoller am Herzen. Nun hat sie einen Teil eines bedeutenden Festivals nach Hüttlingen geholt.

Hüttlingen. WIA (Women in Architecture) 2025 ist das erste bundesweite Festival zur Sichtbarmachung von Frauen in Architektur, Innenarchitektur, Stadt- und Freiraumplanung sowie Bau- und Ingenieurbaukunst und Baukultur. Vom 19. bis 29. Juni werden mehr als 200 Akteurinnen und Akteure in ganz Deutschland rund 265 Veranstaltungen präsentieren, die sich für mehr Vielfalt in der Baukultur einsetzen.

Drei dieser Veranstaltungen werden in Hüttlingen und Aalen stattfinden. Federführend ist dabei Conny Zoller, Architektin und Immobilienmanagerin aus Hüttlingen. Die 51-Jährige engagiert sich im Verband „Wir sind dran.jetzt“ Baden-Württemberg für eine nachhaltigere Sichtweise auf Architektur und Bauweise für Gebäude und Städte der Zukunft. Wir haben mit ihr über WIA und ihre Projekte gesprochen.

Was beabsichtigt das WIA-Festival, welche Intention steckt hinter den Aktionen?
Conny Zoller: Das Festival ist eine Initiative der Bundesarchitektenkammer, um Frauen in der Architektur sichtbarer zu machen, denn wie in den meisten Branchen sind Männer hier nach wie vor in der Überzahl und vorne zu sehen. Andrea Gerhardt, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und Gründerin von WIA, sagt: „Wenn alle die gleichen Chancen hätten, würden wir uns über Architektur und nicht über die Rolle der Frau unterhalten.“ Zudem haben Frauen oft eine andere Sicht auf Gebäude, auf Bauweisen und verwendete Materialien. Das ist übrigens durch Erhebungen belegt. Im Verband sind auch Männer dabei, die unsere Ansichten teilen.

Warum muss sich die Architektur ändern, nachhaltiger werden, und warum planen Frauen eher so als Männer?
Zoller: Frauen haben oft eine nachhaltigere Sichtweise, bevorzugen klimafreundliche Bauweisen und Materialien, und schauen zuerst auf das Potenzial des Bestandes, bevor abgerissen und oder neugebaut wird. Wir wollen Sehgewohnheiten hinterfragen und zum Dialog innerhalb des Netzwerkes aus allen Baubereichen anstimmen. Beispielsweise bei der Planung: baut man ein Bürogebäude so, dass es später einmal einfach in Wohnungen umgebaut werden kann. Das vermeidet Leerstände. 

Drei Veranstaltungen des Festivals finden in Hüttlingen und Aalen statt, viele in großen Städten in ganz Deutschland. Warum dieses und was erwartet die Interessierten?
Zoller: Hüttlingen und Aalen haben reizvolle Innenbereiche, müssen sich aber weiterentwickeln, zum Beispiel Bestandsgebäude umbauen, weil sich die Nutzungsweise ändert.

Ein Beispiel: Die Alemannenschule, die das Ellwanger Architekturbüro Sonja Walter unter Berücksichtigung der Vorstellungen von Lehrern und Schülern umgebaut hat, sie musste Nutzung verstehen. Das werden wir am Samstag ab 11 Uhr bei einem Rundgang durch die Schule aufzeigen.

Zuvor findet an diesem Mittwoch ab 18.30 Uhr im Forum ein Abend mit Erläuterungen zu WIA und „Wir sind dran“ von mir statt, die Schirmherrin Bürgermeisterin  Monika Rettenmeier spricht auch als Bauherrin und Investorin von Architektur in der Gemeinde – und die Rolle und Chancen von Frauen in der Verwaltung.

Julia Stein berichtet als Projektleiterin über die Kampagne OrangeListe, eine deutschlandweite Kampagne zur Rettung erhaltenswerter Bausubstanz. Die Aalenerin Kirsten Petra Seydelmann ist Gründerin von V4V Zukunft mit dem Fokus auf Kreislaufwirtschaft, auch im Baugewerbe. Petra Ronzani, Vorständin des Verbands „wir sind dran“ sieht den ländlichen Raum als echten Möglichkeitsort für soziale Innovation.

Am Samstag wird im Kino am Kocher (17.30 Uhr) der Film (E.1027 Eileen Gray und das Haus am Meer“ gezeigt. Er schildert den Kampf einer Architektin gegen die männlichen Kollegen im Jahr 1927.  Und „Lit. Die Stadtbuchhandlung“ macht eine Themenwoche mit einer Auswahl von Büchern zu diesem Bereich.

Was ist für Sie in der Architektur der Zukunft notwendig?
Zoller:Alle im Baugewerbe beteiligten müssen gemeinsam im Netzwerk nachhaltigere Lösungen finden. Mein Motto dazu lautet „MUT (außergewöhnliche Lösungen) – TUN (diese gemeinsam entwickeln) – LOS (und verwirklichen)“.

Conny Zoller ist als Architektin und Immobilienmanagerin bei der VR Bank Ostalb tätig. Dazu engagiert sie sich im Verband „Wir sind dran jetzt“.

Die Veranstaltungen:

  • Mittwoch, 25. Juni, 18.30 Uhr: „Standort€ beSTIMMEn“, (Forum Hüttlingen)
  • Samstag, 28.Juni, 11 Uhr: Stadtspaziergang Alemannenschule Hüttlingen, Akteurinnen berichten über den Umbau
  • Samstag, 28. Juni, 17.30 Uhr: Film E.1027 Eileen Graxy und das Haus am Meer (Kino am Kocher)

Gut zu wissen:die WIA 2025

WIA 2025 setzt sich dafür ein, den Diskurs über Frauen in Architektur, Stadt- und Freiraumplanung sowie Baukunst zu fördern und die Gleichstellung von Planerinnen sowie die Diversität in der Baukultur zu stärken. Das gelingt gemeinsam: Als dezentrale Netzwerkveranstaltung fördert WIA 2025 die breite Vernetzung und den Austausch von Institutionen, Verbänden und Initiativen. Gemeinsam sollen Sichtweisen nachhaltiger und Erfahrungen von Baufachleuten verschiedener Bereiche in Projekte eingebracht werden.

Bereits 2021fand in Berlin erstmals ein Festival zu Frauen in der Architektur statt. WIA 2025 knüpft an die vielen positiven Erfahrungen aus 2021 an und stärkt den Diskurs über Frauen und Diversität in der Planungswelt bundesweit. ⋌je