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Ungewöhnlicher Drive: Die Band Ostenstraße 4 mit Gitarristin Celine sorgte für Staunen und holte sich am Ende auch den ersten Platz. © Lorenz
Das ging über Jugend musiziert weit hinaus: Gleich zwei Bands sorgten beim Nandlstädter Musikpreis für eine Sternstunde dieses Formats der Nachwuchsförderung. Einen Wermutstropfen gab es zum Schluss.
Nandlstadt – Der Nandlstädter Musikpreis ist längst zur festen und auch enorm wichtigen Tradition für den Nachwuchs aus Nah und Fern geworden. Jährlich ausgespielt beim Fest der Sinne, bietet dieser Event jungen Musikerinnen und Musikern die Chance, vor einem größeren Publikum eigene Songs zu präsentieren und im besten Fall einen Tag im Tonstudio zu gewinnen. Während das Niveau bereits in den vergangenen Jahren ein hohes war, überraschten heuer allerdings gleich mal zwei Bands mit Auftritten, die sicherlich in Erinnerung bleiben werden. Oder anders gesagt: Es fiel der Jury wohl noch nie so schwer wie in diesem Jahr, den Sieger zu küren. Denn was vor allem diese zwei Bands auf die Bühne brachten, ging weit über Jugend musiziert hinaus.
Literarische Texte und enormes Staunen bei Ostenstraße 4
Schnell war bei der diesjährigen Verleihung eines klar: Hier stehen junge Menschen auf der Bühne am Rathaus, die es ernst meinen und nicht erst zu Künstlerinnen und Künstler werden müssen, sondern es längst sind. Während der Solo-Artist Dan Cox wie auch die Band The FMs soliden Sound präsentierten, sorgte die Formation Ostenstraße 4 gleich einmal für die erste gewaltige Überraschung: Die jungen Studentinnen und Studenten legten nämlich einen äußerst ungewöhnlichen Drive vor und sorgten mit starken Songs und deutschen literarischen Texten für enormes Staunen bei der Jury und den zahlreichen Zuschauern. Ihre Werke arbeiten sich sehr gekonnt an den großen Themen des Lebens ab, punktgenau textlich und sprachlich nuanciert und mit einer Wucht, die für Gänsehaut sorgte.
Gewaltige Bühnenpräsenz: Die Band Road Crue mit Sänger Tobias Mittermaier beeindruckten auch mit einer guten Portion Anarchie. © LorenzPortion Anarchie bei Road Crue
Was danach allerdings kam, kann eigentlich getrost außer Konkurrenz betrachtet werden. Die Band Road Crue drehte als Schlussakt nämlich nochmal die Verstärker richtig auf, schnaufte kurz durch und sorgte für ein Spektakel, das ebenso gut in den Freisinger Lindenkeller gepasst hätte – Rock vom Feinsten mit einer gewaltigen Bühnenpräsenz und der perfekten Portion Anarchie. Denn dass sich der Gitarrist erst mal eine Zigarette anzündet, frei nach Keith Richards, wird’s wohl auch noch nie bei diesem Nandlstädter Format gegeben haben.
Konnten sich über tolle Auftritte freuen, mussten aber eine schwere Entscheidung treffen: (v. l.) Helmut Schranner, Philipp Barthelme und Ludwig Frohnsbeck, die die Jury bildeten. © Lorenz
In der Gesamtbetrachtung erinnerte Road Crue an die blutjunge Crazy Horse, der Formation rund um Neil Young, während der Sänger sämtliche Säulenheiligen in sich vereinte. Kein Wunder also, dass Ostenstraße 4 den ersten Platz abräumte, Road Crue den zweiten. Ein Wermutstropfen: Statt die Gewinner nochmal spielen zu lassen, gab es nach rund vier Stunden Musikpreis-Marathon Unterhaltungsmusik zum Mitklatschen.