Stuttgart. Mit einer vollen Breitseite in Richtung des Vorstandes ist Beate Beck-Deharde am Wochenende aus dem Aufsichtsrat des VfB Stuttgart zurückgetreten. Was steckt hinter dem aktuellen Ärger und wie reagiert der Klub auf die schweren Vorwürfe?

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Beck-Deharde zählte seit 2022 zum Aufsichtsrat des VfB. Die Unternehmerin aus Frickenhausen war seinerzeit von Ex-Präsident Claus Vogt als Vereinsvertreterin  in das Gremium berufen worden. Der Kicker zitierte aus ihrem Rücktrittsschreiben. Demnach sei bei ihr „der Eindruck entstanden, dass der Vorstand zunehmend versucht, den Aufsichtsrat zu beeinflussen und in eine von ihm gewollte Richtung zu lenken.“ Sie verwies laut Kicker darauf, dass aus ihrer Sicht die 50+1-Regelung beim VfB Stuttgart „inzwischen nur noch auf dem Papier“ existiere: „Besonders in Fragen wirtschaftlicher Entscheidungen, in Fragen der Transparenz und hinsichtlich der Art und Weise, wie wichtige und grundlegende Entscheidungen getroffen werden, hat sich eine Entwicklung vollzogen, die mit meinen unternehmerischen und persönlichen Prinzipien nicht mehr vereinbar ist.“

So reagiert Präsident und Aufsichtsratschef Dietmar Allgaier

Ein Vorwurf, dem Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Dietmar Allgaier in einer Mitteilung auf der VfB-Homepage vehement entgegentritt – als klares Signal in Richtung der Deutschen Fußball Liga (DFL) und auch der VfB-Partner. Man respektiere die „persönliche Entscheidung“ von Frau Beck-Deharde. Gleichwohl sei zu betonen, „dass die gewählte Vorgehensweise nicht der beim VfB wieder eingekehrten konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit entspricht. Auch inhaltlich verwahren wir uns in aller Klarheit gegen die getroffenen, falschen Aussagen. Die 50+1-Regel ist und bleibt beim VfB Stuttgart vollumfänglich gewahrt“.

Warum knirscht es aber gerade jetzt so gewaltig hinter den Kulissen am Wasen? Hintergrund sind einige Personalien. So wird wohl zum einen der bisherige Mercedes-Vertreter im Aufsichtsrat und stellvertretende Vorsitzende, Peter Schymon, das Kontrollgremium verlassen. Er soll auch beim Autobauer vor dem Aus stehen und dementsprechend müsste er auch beim VfB seinen Posten räumen. Seinen Platz im so wichtigen vierköpfigen Präsidialausschuss, einer Art schnellen Eingreiftruppe um Präsident Allgaier, seinem Vize Andreas Grupp sowie Porsche-Mann Lutz Meschke, könnte der langjährige Vertreter der Mercedes-Benz Bank im Gremium, Franz Reiner, einnehmen. Und für Mercedes könnte laut Stuttgarter Zeitung bald Klaus Rehkugler die Vertretung im VfB-Aufsichtsrat übernehmen.

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Weiter – und weitaus brisanter – wird laut Medienberichten derzeit über eine vorzeitige Vertragsauflösung mit Finanzvorstand Thomas Ignatzi verhandelt. Der Vertrag des Finanzexperten läuft eigentlich noch über ein Jahr. Sollte Ignatzi tatsächlich sein Büro an der Mercedesstraße räumen, ist es nach Kicker -Informationen „eine sehr wahrscheinliche Option“, das Finanzressort in den Verantwortungsbereich des Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle zu schieben – komplett oder zumindest übergangsweise. Eine interne Lösung ist jedenfalls nicht mehr möglich, da der am Wasen hochgeschätzte Finanzdirektor Tobias Keller den Klub unlängst in Richtung Wehen Wiesbaden verlassen hat.

Spannende VfB-Aufsichtsratssitzung am Mittwochabend

Ein CEO, der gleichzeitig auch der Herr über die Zahlen ist? Das wäre jedenfalls eine ungesunde Machtfülle. Und war offensichtlich zu viel für Beate Beck-Deharde. Ob ein Rücktritt der richtige Weg ist, um konstruktiv an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten, sei dahingestellt. In jedem Fall sollten bei den VfB-Mitgliedern, die in solchen Auseinandersetzungen ohne nicht leidgeprüft und dementsprechend feinfühlig sind, die Antennen ausgefahren werden.

Am Mittwoch (25.06.) steht den Kontrolleuren auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung auf alle Fälle eine spannende Runde bevor. Interessant dürfte auch die anstehende Hauptversammlung der VfB-AG am 01. Juli werden. Diskussionsstoff dürfte es zuhauf geben.