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Sie hat bei Promi-Koch Tim Mälzer gelernt. 300 Gäste am Tag, kaum Erfahrung. Clara Hunger erzählt, was sie an ihrem Ausbilder schätzt, warum Druck ihr geholfen hat und wie es ist, eigene Wege zu gehen.
Sie hat in der „Bullerei“ gelernt, wie man mit 300 Gästen am Tag und mit hohem Druck in der Küche klarkommt: Clara Hunger zählt zu den aufstrebenden Talenten, die aus dem Team von TV-Koch Tim Mälzer hervorgegangen sind. Zuletzt war sie mit ihm zusammen bei „Kitchen Impossible“ auf Vox zu sehen – und konnte ihren früheren Mentor besiegen.
In der Bar „nullkommaeins“ in Hamburg führt die 30-Jährige seit Mitte April ihr eigenes Team – und hat endlich Raum für das, was sie wirklich machen will. Wie hart die Ausbildung bei Tim Mälzer wirklich war, warum sie nie laut wird und was es mit Dumplings mit Sülze auf sich hat, verrät sie im Gespräch mit t-online.
t-online: Frau Hunger, Sie haben Ihre Karriere in der „Bullerei“ von Tim Mälzer begonnen – einer der lautesten Küchen Deutschlands. Was hat Sie dort am meisten geprägt?
Clara Hunger: Definitiv der Umgang mit Druck. Die „Bullerei“ hat 300 Gäste am Tag, das Tempo ist hoch. Dort habe ich gelernt, mich zu organisieren und Selbstsicherheit zu entwickeln. Und auch diese Lockerheit – nicht alles zu verbissen zu sehen – habe ich von dort mitgenommen.
Wenn Sie an Ihre erste Woche dort zurückdenken – was war härter: der Ton, das Handwerk oder das Tempo?
Ich glaube, die Kombination aus allem (lacht). Ich hatte vorher kaum Gastronomie-Erfahrung, da war das ein Sprung ins kalte Wasser. Man musste sich erst einmal an alles gewöhnen.
Wie haben Sie den Druck in der „Bullerei“ erlebt?
Ich habe ihn nie als negativen Druck empfunden. Eher als Ansporn. Ich fand es sogar gut, in diesen Tunnel reinzukommen, in dem man einfach funktioniert.
Clara Hunger: Heute lässt sie beim Kochen ihrer Kreativität freien Lauf. (Quelle: Lisa Knauer)
Die 30-jährige Clara Hunger ist Küchenchefin und Mitgründerin der Bar „nullkommaeins“ in Hamburg. Zuvor arbeitete sie unter anderem in der „Bullerei“ von Tim Mälzer sowie im „Tulus Lotrek“, „Salt & Silver“ und der „XO Seafoodbar“. Hunger ist spezialisiert auf kreative Crossover-Küche und moderne Gastronomiekonzepte.
Gab es Momente, in denen Sie dachten: „Was mache ich hier eigentlich?“
Ja, besonders wegen der Arbeitszeiten. Wenn Freunde oder Familie da waren und man kaum Zeit hatte. Das war zu Beginn hart. Heute ist es irgendwie normal geworden.
Was hat Sie trotzdem weitermachen lassen?
Die Leidenschaft. Wenn man sie hat, bleibt man dran. Die Arbeit ist anstrengend – auch körperlich –, aber für den Kopf ist sie schön.
Würden Sie sagen, Ihre Ausbildung war hart?
Sie war fordernd, aber fair. Dieses „Pfannenwerfen“, das man manchmal hört, gab es bei uns nicht. Natürlich war es anstrengend, weil das Restaurant groß und sehr erfolgreich ist.
Was haben Sie gelernt, das nichts mit Kochen zu tun hat – Ihnen aber heute täglich hilft?
Sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Und das Wissen: Ich schaffe das – ob allein oder im Team. Diese Selbstsicherheit begleitet mich bis heute.
Wenn man bei Mälzer lernt – was bleibt eher hängen: Technik oder Haltung?
Haltung (lacht). Ich mag seine Einstellung sehr. Die zieht sich auch durchs ganze Team der „Bullerei“. Natürlich habe ich auch viel Technik gelernt – aber das andere bleibt mehr hängen.
Wie war der Umgangston in der Küche?
Tim ist im Fernsehen so, wie er auch in der Küche ist. Klar kann er laut werden, aber nie böse. Wenn man ihn versteht, merkt man: Das ist aufmunternd und liebevoll gemeint. Ich habe ihn ja vorher im Fernsehen gesehen, zum Beispiel bei „Kitchen Impossible“. Dadurch hatte ich das Gefühl, ihn schon zu kennen.