Die Musikbrauerei in Prenzlauer Berg ist in der Regel ein Ort für Kunst und Kultur. Doch immer wieder finden dort Veranstaltungen der „Querdenker“-Szene statt. Wie passt das zusammen?

Die Landesarbeitsgemeinschaft Antifaschismus stellte bereits vor zwei Jahren fest, dass es in der Musikbrauerei eine Veranstaltung von „Schwurblern“ gab. Menschen aus der „Querdenker“-Szene seien dort aufgetreten. Danach blieb es rund um den Kulturort weitestgehend still.

Doch Ende April 2025 geriet die Veranstaltungsstätte dann erneut ins Visier linker, antirassistischer Gruppen: wegen einer Ausstellung, die von dem Magazin „Compact TV“ ausführlich medial begleitet wurde. Das Magazin wurde im vergangenen Jahr von der damaligen Innenministerin Nancy Faeser verboten – dahinter steckt eine GmbH, die als rechtsextremistisch gilt. Seit Jahren beobachtet der Verfassungsschutz den Verein samt seiner Teilorganisationen und dessen Gründer Jürgen Elsässer.

Nach einem Eilantrag gegen das Verbot darf das Magazin bislang weiter publizieren. Derzeit befasst sich das Bundesverwaltungsgericht mit der Frage, ob das Verbot zulässig war. Mehr dazu lesen Sie hier.

Doch auch weitere umstrittene Personen durften sich zuletzt Ende Mai 2025 in der ehemaligen Brauerei präsentieren: darunter Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen mit seinem Kanal „Apolut“. Dem ehemaligen RBB-Moderator wird vorgeworfen, in seinen Kanälen Verschwörungserzählungen zu verbreiten. Im Jahr 2021 wurde sein Kanal „KenFM“ zeitweise vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet. Wenige Monate zuvor hatte YouTube den Kanal gesperrt. Als Nachfolgesender gilt „Apolut“.

Im März 2025 fand zudem die „Erste Alternative Medienmesse“ in den Räumlichkeiten statt, unter anderem organisiert von der Partei Die Basis. Die Partei gilt als parteipolitischer Arm der „Querdenker“-Bewegung. Dort vertreten war unter anderem die Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“. Die Zeitung ist zu Beginn der Corona-Pandemie entstanden. Im Verfassungsschutzbericht aus dem Jahr 2023 wird das Medium als „eine verschwörungsideologische Veröffentlichung“ bezeichnet.

Durch die Verbreitung „verfassungsfeindlicher Verschwörungserzählungen“ trage die Zeitung dazu bei, „Menschen zu radikalisieren“, heißt es dort weiter. Deren Mitherausgeber Hendrik Sodenkamp war bei derselben Veranstaltung wie Kayvan Soufi-Siavash ebenfalls vor Ort.

Jens Reule-Dantas, Inhaber der Musikbrauerei, kann die Kritik an dem Veranstaltungsort nicht nachvollziehen. „Wir laden im Prinzip alle ein“, sagt er im Gespräch mit t-online. Das sei für ihn der Inbegriff des demokratischen Austauschs. Die Vorwürfe, rassistischen Narrativen eine Bühne zu geben, weist er zurück. „Alles, was wir machen, ist antirassistisch“, sagt er weiter.

Auf die Frage, wie „Compact TV“ dort von einer Veranstaltung berichten konnte, sagt er: „Sie sind reingekommen, weil die Tür offen stand“. Dann hätten sie die Inhalte der Veranstaltung umgedeutet und seine Räumlichkeiten dafür ausgenutzt. Zudem sei das Magazin nicht verboten. „Solange es nicht verboten ist, muss ihnen eine Bühne geboten werden.“

Die Kritik beziehe sich nur auf einzelne Veranstaltungen. „95 Prozent unseres Programms sind unpolitisch und Kultur“, sagt Reule-Dantas weiter. „Ich würde jeden herauswerfen, der irgendwie was Antisemitisches sagen würde“, sagt er. Die Menschen, die gegen den Kulturort protestieren, würden das Ziel verfolgen, ihnen zu „schaden, als sich mit den Gästen auszutauschen“. Er wolle die kritischen Gruppen zu einem Diskurs einladen, auch sie hätten „ein Recht, bei uns aufzutreten, da wir uns nicht anmaßen, über anderen zu stehen“.

Maximilian Schirmer, Fraktionsvorsitzender der Linken in Berlin-Pankow, ist schon vor mehreren Jahren auf die Musikbrauerei aufmerksam geworden. Damals sei die Veranstaltungsstätte als Ort für eine „freie Szene und rebellische Kunst“ bekannt gewesen, sagt er. Mit der Pandemie wurde dort zunehmend „Akteuren aus der ‚Querdenker‘- und verschwörungsideologischen Szene eine Bühne gegeben“.