Die Organisatoren der Grötzinger Kulturmeile haben sich mehrfach von Paula und Jule inspirieren lassen, die am Samstag um 17:00 Uhr das 11. Festival des Kulturstadtteils mit dem Fassanstich eröffnen. Beide tragen die Glücksbringer Hufeisen, weil sie Rückepferde sind. Und zusammen mit Daniel Hirsch-Reinshagen erhalten sie historisches, heimisches Kulturgut und praktizieren zugleich angesagten Naturschutz. So wird es also ein großes Glück, wenn alle miteinander und nebeneinander gemeinsam den Ort gestalten, „halt ‘zammerücke, zamme was mache“, wie der künstlerische Meilenleiter Guntram Prochaska formuliert. Bei der Kulturmeile zeigt sich das besondere Glück Grötzingens. „Alle prägen die Tage gemeinsam, Musiker und gestaltende Künstler Seite an Seite, Jugendhaus, Hort, Kitas und Schule feiern ein Gemeinschaftskunstwerk in dessen Mittelpunkt der Glücksbringer Hufeisen steht, prominente Profis präsentieren sich genauso wie begabte Laien, Galerien zeigen Schätze, Besonderes und Dokumentationen, Stadtbücherei und Kirchengemeinden beteiligen sich ebenso wie Vereine“, Veronika Pepper könnte noch viel mehr aufzählen. „Wir scheuen uns nicht, Punk und Blutwurst mit Champagner zu kombinieren“, verspricht die leitende Organisatorin, die sich schon auf das Staunen der Besucher freut, weil Kultur Spaß macht und verbindet. Für Karen Eßrich ist besonders wertvoll, dass sich alle Grötzinger ehrenamtlich für ihren Ort engagieren. „Es gibt in der Umgebung zahlreiche Vereins- Orts- und Straßenfeste, aber die Grötzinger Kulturmeile ist einzigartig in Programm und Vielfalt!“ Daher können hier nur wenige stellvertretend erwähnt werden.

Vor Kurzem verstarb Horst Leyendecker, Restaurator und Künstler. Mit Ehefrau Jutta bewohnte er direkt beim Schloss das Atelier von Otto Fikentscher und malte dort. Beide hauchten so dem Haus mit dem mächtigen Hirschgeweih an der Fassade neues Leben ein und bewahrten den Geist der historischen Künstlerkolonie. Felix Treiber und Norbert Krupp widmen Horst Leyendecker ein Konzert in der evangelischen Kirche und die methodistische Gemeinde zeigt eine Ausstellung seiner Bilder. „Es wird ein Konzert für Cembalo und Streicher, auch mit einem Stück von Schubert“, berichtet Jutta Leyendecker. Sie selbst und ihre Verdienste werden in einer Veranstaltung vom Freundeskreis Badisches Malerdorf gewürdigt. Kunst und Gaumen: Das Karlsruher Tollhaus bietet eine Performance, das Döner- und Pizzahaus und die Eismarie kreieren exklusiven Schmaus und Leckerei im Kulturmeilen-Geschmack. Internationale Kunst und Multikulti aus Übersee: Der Kubaner Pavel Miguel arbeitet in Berghausen und stellt vor dem Herbert-Schweizer-Haus während der Kulturmeile aus. Seine viel beachtete Pietá ist gerade erst von der 60. Biennale in Venedig zurückgekehrt. „Die waren mein Zufallsfund vom Frankfurter International Airport“ stellt Guntram Prochaska die Nasty Neigbours vor. Ungezähmter Mix aus Surf, Glampunk, Rotz und einer Prise Wahnsinn aus Argentinien und Deutschland. Preisgekrönte Chansons und Preis der New-Yorker Kurt-Weill-Stiftung, Kleinkunstpreis Ba-Wü: Unvergleichliche Anette Postel!

Nicht weniger als 30 Konzerte können kostenfrei besucht werden, ebenso alle Kunstausstellungen, Lesungen, Veranstaltungen der Vereine und für Kinder. Kultur ohne Eintrittspreise, aber nicht ohne Kosten. „Drei Bühnen mit Equipment haben ihren Preis. Und die hochkarätigen Bühnenkünstler müssen auch bezahlt sein!“ Sponsoren gibt es nur wenige: „wir brauchen Ihre Unterstützung!“ Noch während der Kulturmeile kann gespendet werden. Die Sponsoren und Spender werden dankend erwähnt und erhalten Spendenquittungen.