Und plötzlich bogen sich die Äste. Laub wirbelte auf. Am Montagnachmittag stürmte es in und um Berlin los. Eine Frau starb, es gab mehrere Verletzte. Aber die Warnung vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hat niemanden erreicht!
Die Warnung vom Deutschen Wetterdienst vor starken Gewittern und orkanartigen Böen und maximalen Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern pro Stunde erreichte erst am Abend die Bevölkerung. Zu spät.
Los ging es bereits um 16 Uhr. Klimatologe Dr. Karsten Brandt von Donnerwetter.de zu BILD: „Das war extrem schlechtes Warnmanagement. Es hätte viel mehr Tote geben können, man hätte unbedingt auf Unwetter rauf gehen müssen.“
Abgerissene Äste in der Nähe des Ku’damms
Foto: IMAGO/Stefan Zeitz
Wegen des Unwetters war der komplette S-Bahn-Verkehr in der Hauptstadt über Stunden eingestellt worden.
Wetterexperte Brandt: „Dabei ist eine solche Lage extrem gefährlich, wenn dann Gewitter hereinziehen und den Höhenwind ‚runter‘ holen. Am Nachmittag sind viele Menschen unterwegs, dazu der Berufsverkehr.“
Am Montagabend befand sich der Berliner Raum im Einflussbereich des Sturmtiefs Ziros, dessen Zentrum über Südskandinavien lag.
Meteorologe Maximilian Bähr von WetterKontor zu BILD: „Die gestrige Lage wurde in ihrer Heftigkeit von den Wettermodellen unterschätzt. Berlin wird – anders als Norddeutschland – eher selten von so kräftigen Stürmen getroffen, vor allem nicht in dieser Jahreszeit.“
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Das Wettermodell ICON des Deutschen Wetterdienstes sah am Nachmittag/frühen Abend zunächst Windböen um 70 km/h voraus, was etwa Windstärke 8 bis 9 entspricht.
Tatsächlich lagen die gemessenen Windgeschwindigkeiten jedoch deutlich darüber: Zwischen 17 und 18 Uhr wurden an den Berliner Wetterstationen orkanartige Böen registriert – in Berlin-Dahlem 107 km/h, in Berlin-Tegel 104 km/h. Das entspricht Windstärke 11.
Wetterexperte Bähr: „Diese Werte lagen also klar über dem, was die Modelle im Vorfeld angedeutet hatten. Das amerikanische Wettermodell GFS war noch deutlich schlechter und sah kaum über 50 km/h. Zum Zeitpunkt der offiziellen DWD-Vorhersage war der Sturm ja fast schon wieder vorbei.“
Äste liegen nach dem Sturm auf der Straße im Stadtteil Prenzlauer Berg.
Foto: Holger Mehlig/dpa
Hat der DWD den Sturm verschlafen? Ein DWD-Meteorologe zu BILD: „Den hat keiner verschlafen. Wir haben am Vormittag vor schweren Sturmböen gewarnt. Wir haben die Feuerwehr in einer Videokonferenz auf das Wetterereignis am Abend hingewiesen. Wir haben unsere Informationspflicht erfüllt. Mehr konnten wir nicht machen.“
Denn: Es wurde nicht vor Unwetter gewarnt. Deshalb hatte es auch kaum jemand mitbekommen.
Der DWD-Meteorologe: „Denn in der Warnapp wird eben oft erst ab Unwetter per Pushmittelung gewarnt. Alles andere eben nicht.“
Wie ist die Wettervorhersage?
Am Dienstag bleibt das Wetter in Berlin und Brandenburg weiter windig – orkanartig soll es laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) aber nicht mehr werden.
Die Windböen sollen Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde erreichen. Am Himmel bleibt es weiterhin wolkig. Regen soll es nur vereinzelt geben. Dafür bleibt es warm: Die Meteorologen des DWD gehen von Höchsttemperaturen zwischen 20 und 25 Grad aus.