Plakat illegal gehisst: Klima-Protest auf dem Stuttgarter Schlossplatz Zwei Aktivisten kletterten an den Fahnenmasten vor dem Neuen Schloss hoch und hissten ein Plakat. Foto: Andreas Rosar

Eine Delegation aus Dänemark tauscht sich im Neuen Schloss mit Ministeriumsvertretern über eine grenzüberschreitende C02-Infrastruktur aus – sehr zur Verärgerung von Klimaaktivisten.

„Nej tak“, dänisch für „Nein, danke“, haben rund 20 Klimaaktivstinnen und -aktivisten am Dienstagvormittag immer wieder auf dem Stuttgarter Schlossplatz skandiert. Ihr Ausruf richtete sich an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer gemeinsamen Veranstaltung der dänischen Botschaft, des dänischen Umwelt- und Energieministeriums, des baden-württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus sowie des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

Im Neuen Schloss sei es um den offenen Austausch gegangen, „wie eine zukünftige grenzüberschreitende CO2-Infrastruktur aussehen könnte und welche Chancen und Herausforderungen im Raum stehen“, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Weitere Hintergründe zur Veranstaltung wurden nicht preisgegeben.

Zweifel an Sicherheit der CO2-Lager

Aus Sicht der Klimaaktivisten wird solch ein Netz aus Pipelines benötigt, um Kohlenstoffdioxid in Industrieanlagen und Kraftwerken aufzufangen und in unterirdische Endlager zu befördern. „Allein die Abgas-Infrastruktur in Deutschland soll laut Greenpeace mehr als 80 Milliarden Euro kosten“, sagte Fritz Mielert, Umweltreferent vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Baden-Württemberg, auf dem Schlossplatz.

Das Carbon Capture und Storage (CSS), also die Abscheidung von Kohlenstoffdioxid und unterirdische Einlagerung, sei zudem keine sinnvolle Lösung. „Niemand weiß, ob die Lager über Jahrtausende dicht bleiben und wie sich die Abgase dort verhalten. Oder möglicherweise Deckschichten angegriffen werden. Wir brauchen endlich richtige Einsparungen von Klimagasen. Wir brauchen konsequenten Klimaschutz, da gehört die Einlagerung von CO nicht dazu.“ Politik und Wirtschaft würden darauf setzen, dank CSS das bestehende System nicht grundlegend ändern zu müssen.

Rund 20 Klimaaktivisten nahmen an dem angemeldeten Protest teil. Foto: Sebastian Steegmüller

Der Protest von Greenpeace, Robin Wood und BUND richtete sich ab 10.30 Uhr in erster Linie an die dänische Delegation, die an diesem Dienstag in der Landeshauptstadt zu Gast war. „Dänemark hat es eilig, will die Versuchsphase überspringen und gleich große Mengen einlagern, weil das große Geld ruft“, so Mielert in seiner Rede vor dem Neuen Schloss.

Während der Protest angemeldet war, kletterten einige Meter weiter zwei Aktivisten verbotenerweise auf dem Schlossplatz an zwei Fahnenmasten hoch und hissten ein Plakat mit der Aufschrift „CCS-Au$rede fürs Weiter $o“. Nach rund 30 Minuten und einiger Überzeugungsarbeit eines Polizeibeamten hängten sie es ab. Kurz zuvor hatte sich die Versammlung aufgelöst.