Von Euronews
Zuerst veröffentlicht am 24/06/2025 – 10:27 MESZ•Zuletzt aktualisiert
10:28
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Ein Tourist wollte ein Foto mit einem barocken Gemälde machen und hat dabei die Leinwand eingerissen. Das Werk „Porträt von Ferdinando de‘ Medici, Großfürst der Toskana“ von Anton Domenico Gabbiani ist normalerweise in den Uffizien von Florenz ausgestellt.
Der Mann lehnte sich gegen den Rahmen und die Leinwand des Werkes, bis diese nachgab und an einer Stelle mehrmals einriss. Auf Höhe des Fußes bleiben nun Risse auf dem jahrhundertealten Gemälde zurück.
Auf einem Überwachungvideo, das der italienische Sender TG1 auf X teilte, ist zu sehen, wie der Tourist danach erschrocken zurückweicht. Laut Museumsleitung sei der Schaden jedoch gering und könne repariert werden. Das Bild wurde für die Restaurierung entfernt.
Der Museumsdirektor Simone Verde äußerte sich gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa empört. „Wir werden klare Regeln erlassen, um Verhaltensweisen zu unterbinden, die mit dem Sinn unserer Institutionen und dem Respekt vor dem Kulturerbe unvereinbar sind“, sagte der Direktor.
Zuletzt hatten die Uffizien in Florenz im August 2023 mit Vandalismus zu kämpfen. An sieben Säulen des Corridoio Vasariano wurden Graffiti gesprüht. Der Korridor verbindet das Museum mit den Boboli-Gärten.
Forderungen nach härteren Maßnahmen
Das Problem, das Besucher in Museen kommen, um Selfies oder Memes für soziale Netzwerke zu machen, nehme überhand, so Museumsdirektor Verde. Es ist nicht das erste Mal, dass alte und wertvolle Kunstwerke aufgrund von Erinnerungsfotos kaputt gehen.
Auch in Verona ging noch im April der berühmte „Van-Gogh-Stuhl“ kaputt. Für einen Schnappschuss posierte der Mann eines Ehepaars so, als würde er auf dem Stuhl sitzen. Weil er das Gleichgewicht verlor und auf den Stuhl stürzte, zerbrach dieser unter ihm.
Für das Foto hatten die Eheleute Warnungen ignoriert. Nach dem Vorfall flüchteten die Täter. „Das ist ein Albtraum für jedes Museum“, sagte die Direktorin des Palazzo Maffei, Vanessa Carlon. „Natürlich war es ein Unfall, aber diese beiden Leute sind gegangen, ohne mit uns zu sprechen – das ist kein Unfall.“ Das Museum hat Anzeige erstattet.
Zunächst war unklar, ob der schwer beschädigte Stuhl repariert werden kann – nun steht er nach einer aufwändigen sorgfältigen Restaurierung wieder im Maffei-Museum.
Mehr Nachsehen für Kinder
Nicht nur Fotos und Selfies sorgten dafür, dass Kunstwerke kaputt gehen. Auch das sorglose Spielen von Kindern hat bereits Schaden verursacht.
In einem niederländischen Museum wurde von einem Kind ein Gemälde des amerikanischen Künstlers Mark Rothko beschädigt. Das 50-Millionen-Euro-Werk wurde oberflächlich beschädigt, weil das Kind die Farbschicht berührte. Es entstanden mehrere kleine Kratzer auf der unlackierten Farbschicht.
Letztes Jahr wurde ein wertvolles, 3 500 Jahre altes Gefäß von einem vierjährigen Jungen während eines Besuchs im Hecht-Museum in Nordisrael versehentlich zerbrochen.
Das Gefäß, das aus der Bronzezeit zwischen 2200 und 1500 v. Chr. stammt, war ohne Schutzglas in der Nähe des Museumseingangs ausgestellt worden.
„Es gibt Fälle, in denen Ausstellungsstücke absichtlich beschädigt werden, und solche Fälle werden mit großer Strenge behandelt, einschließlich der Einschaltung der Polizei“, sagte die Direktorin des Hecht-Museums, Inbal Rivlin, damals.
Weil das Kleinkind versehentlich gegen das Gefäß gestoßen war, führte der Fall nicht zu einer Anklage. Das Kind und seine Familie wurden zu einem organisierten Rundgang durch die Ausstellung eingeladen.