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Turbulente und wechselhafte Lage in Nahost: Nach dem Ausruf einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran herrscht Unklarheit über deren Beständigkeit. Israel warf dem Iran vor, den Waffenstillstand gebrochen zu haben, und kündigte eine Antwort an. Geht es aber nun nach US-Präsident Trump, soll es keine Angriffe Israels mehr geben. In mehreren Posts auf seiner Plattform „Truth Social“ drohte Trump Tel Aviv in hartem Ton, solle es sich für neue Militäraktionen gegenüber Teheran entscheiden.

Weiters: Israelische Jets sollten den Iranern, statt Bomben abzuwerfen, einfach freundlich winken, so Trump.

Bei einem Gespräch mit Journalisten kurz vor seinem Abflug zum NATO-Gipfel nach Den Haag brachte der US-Präsident noch einmal schimpfend seine Frustration über die Situation zum Ausdruck.

Zuletzt berichtete ein Reporter des US-Magazins „Axios“, der US-Präsident habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu angerufen, um sein Missfallen im Falle eines Gegenschlags zu unterstreichen. Netanjahu habe die Attacke nicht mehr abberufen können, sie sei nun aber erheblich limitiert und auf ein Ziel beschränkt worden.

Israel hatte am Morgen neue Raketenangriffe aus dem Iran gemeldet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz kündigte Medienberichten daraufhin eine militärische Reaktion an, dabei sollte es sich um „hochintensive Operationen gegen Ziele in Teheran“ handeln. Der Iran dementierte die erneuten Raketenangriffe.

In Israel ertönen erneut Sirenen. Das Militär hat den Luftalarm ausgerufen. Aus der Armee hieß es, es seien Raketen erkannt worden, die vom Iran in Richtung Israel abgefeuert worden seien. Die Luftabwehr sei bereit. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen.

Erst wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Trump einen Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran angekündigt und Israel und der Iran bestätigten diesen vorerst. Er sollte demnach um 6 Uhr deutscher Zeit beginnen.

Friedensbereitschaft wurde ursprünglich von Iran und Israel bestätigt

Die israelische Regierung hatte die Waffenruhe zuvor bestäigt. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte mit, Israel habe sein Ziele im Iran erreicht „und sogar weit darüber hinaus“. In einer Erklärung verkündete Israel, es habe die „doppelte unmittelbare existenzielle Bedrohung“ des Irans durch Atomwaffen und ballistische Raketen beseitigt. Ferner heißt es, Israel habe „der militärischen Führung schweren Schaden zugefügt und Dutzende zentraler Ziele der iranischen Regierung zerstört“.

Auch das Regime in Teheran hatte sich iranischen Medienberichten zufolge ursprünglich nach der jüngsten Angriffswelle in den frühen Morgenstunden zu einer Waffenruhe bereit erklärt. Bereits in der Nacht erklärte Irans Außenminister Abbas Araghchi, dass Teheran seine Angriffe nicht fortsetzen müsse, sofern auch Israel seine Angriffe einstelle.

In den frühen Morgenstunden galt in Israel wegen der iranischen Angriffe noch der Luftalarm. Mittlerweile hat das israelische Militär diesen wieder aufgehoben. Auch der israelische Luftraum sei wieder für kommende Flugzeuge geöffnet, teilte die Flughafenbehörde mit. Wegen der iranischen Raketenangriffe war dieser geschlossen worden.

Israel will derweil während der letzten iranischen Angriffswelle iranische Raketenabschussrampen zerstört haben. Das israelische Militär gab an, dass die israelische Luftwaffe im Westen des Irans Raketenabschussrampen angegriffen und zerstört habe. Diese sollen dem Militär zufolge einsatzbereit für Angriffe auf israelisches Gebiet gewesen sein.

Trump verkündete den Waffenstillstand

US-Präsident Donald Trump hatte in einem Beitrag auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social angekündigt, dass der Waffenstillstand schrittweise über einen Zeitraum von 24 Stunden in Kraft treten werde. Er fügte hinzu, dass dies ein „offizielles Ende“ des 12-tägigen Krieges markieren werde, sobald er abgeschlossen sei.

„Der Iran wird den WAFFENSTILLSTAND einleiten, und nach der 12. Stunde wird Israel den WAFFENSTILLSTAND einleiten, und nach der 24. Stunde wird die Welt das offizielle Ende des 12-Tage-Krieges begrüßen“, schrieb Trump.

Der 47. US-Präsident wies darauf hin, dass sich beide Seiten während der Waffenstillstandsphase „friedlich und respektvoll“ verhalten sollten, und betonte, dass alles reibungslos funktionieren sollte.

Wenige Stunden später verkündete Trump in Großbuchstaben an, dass der Waffenstillstand nun gelte und er bat darum, ihn nicht zu brechen.

Trump beglückwünschte beide Länder zu ihrer Einigung, die einen Krieg verhindert hätte, der „jahrelang andauern und den gesamten Nahen Osten zerstören hätte können.“

Auch der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz begrüßte auf der Social-Media-Plattform X den Aufruf Trumps zum Waffenstillstand. Die angekündigte Waffenruhe werde „den Nahen Osten und die Welt sicherer machen“. Genau wie Trump in Social-media-Postings zuvor appellierte auch Merz an beide Seiten, dem Aufruf zur Waffenruhe zu folgen.

Trumps Ankündigung kam kurz vor seiner Abreise am Dienstag zu einem NATO-Gipfel in den Niederlanden.

Ein hochrangiger Beamter des Weißen Hauses sagte, Trump habe direkt mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kommuniziert, um den Waffenstillstand zu erreichen.

Der Beamte, der auf Anonymität bestand, sagte, dass Vize-Präsident J.D. Vance, Außenminister Marco Rubio und der Sondergesandte Steve Witkoff über direkte und indirekte Kanäle mit den Iranern gesprochen hätten.

Er fügte hinzu, dass die katarische Regierung eine wichtige Rolle bei der Vermittlung des bevorstehenden Waffenstillstands gespielt habe. Trump sprach mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, um ihm für seine Hilfe bei der Aushandlung des Abkommens zu danken.

Der Golfstaat war auch einer der Hauptvermittler bei den immer wieder aufflammenden Waffenstillstands- und Geiselverhandlungen zwischen Israel und der Hamas in ihrem laufenden Krieg gegen den Gazastreifen.

Ein Ende der Vergeltungsschläge?

Am Sonntag hatte die Trump-Regierung darauf bestanden, dass der Iran sein Programm zur Anreicherung von Uran für den möglichen Einsatz in Atomwaffen als Bedingung für einen dauerhaften Frieden aufgibt.

Die Bombenangriffe auf die Anlagen in Fordo, Natanz und Isfahan waren zwar eine eindrucksvolle Machtdemonstration, doch blieb ungewiss, wie viel Nuklearmaterial der Iran noch besitzt und welche Ambitionen er in Zukunft verfolgen wird.

Die Ankündigung der Waffenruhe erfolgte, nachdem der Iran am Montag versucht hatte, den Angriff der USA mit einem Raketenangriff auf Washingtons Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid in Katar zu vergelten. Trump dankte dem Iran in den sozialen Medien dafür, dass Teheran die USA und ihre Verbündeten frühzeitig über den Vergeltungsschlag informiert habe.

Er drückte auch die Hoffnung aus, dass Teheran nach der Vergeltung für Washingtons Angriffe „alles aus seinem System“ herausbekommen habe und dass dieser Moment zu einer Deeskalation im israelisch-iranischen Krieg führen werde.

Die nächsten Stunden könnten zeigen, ob sich die Lage im Nahen Osten