Stade. Graue Beton-Tristesse mögen wohl die wenigsten. Doch auch bunte Graffitis sind im Stadtbild nicht immer gern gesehen. Vor allem dann nicht, wenn die Bilder, Schriftzüge oder Zeichen illegal auf Gebäude und Fassaden gesprüht und eher als Schmiererei und weniger als kreative Kunst wahrgenommen werden.
Ärger mit illegaler Straßenkunst
Illegale Graffitis finden sich überall in Stade, unter anderem an einer Fachwerkfassade hinter der St. Cosmae-Kirche oder an einer Mauer in der Nähe des Holzhafens. Was es die Stadt jährlich kostet, die illegale Straßenkunst zu entfernen, kann Stadtsprecher Stephan Voigt auf TAGEBLATT-Nachfrage nicht beziffern. Mitarbeiter der Kommunalen Betrieben Stade (KBS) würden die Graffiti immer dann entfernen, wenn sie wegen anderer Arbeiten sowieso vor Ort seien.
Besprühte Fachwerkfassade in der Stader Altstadt, direkt neben der St. Wilhadi-Kirche.
Foto: Stadt
So wie im September 2024, als KBS-Mitarbeiter auf 30 Metern Länge die Spundwand an der Harburger Straße von HSV-Schmiererien in blau-weiß-schwarz gereinigt haben (das TAGEBLATT berichtete). An dem Tag stand ohnehin die reguläre Brückenpflege an. Anders als in den meisten Fällen, wurden die HSV-Fans, die die Mauer beschmiert hatten, damals auf frischer Tat ertappt und müssen die Reinigungskosten aus eigener Tasche zahlen.
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Grundsätzlich ist die Stadtverwaltung aber offen gegenüber bunter Straßenkunst und fördert sie sogar. Unter anderem mit der Legal Wall beim Skatepark am Bahnhof unter der Hansebrücke. Hier können sich Sprayer an einer Wand austoben – ohne Angst zu haben, erwischt zu werden. Trotzdem werden auch hier Flächen besprüht, die eigentlich farbfrei bleiben sollen.
Die Legal Wall beim Skatepark am Bahnhof (unter der Hansebrücke) kann legal besprüht werden.
Foto: Stehr
Ganz legal wurden im Auftrag der Stadt schon der Pavillon im Bürgerpark, den Eingangsbereich der Johannis-Kita und die Mauer am Stadthafen verziert. Eine weitere Fläche an der Harsefelder Straße ist jetzt dazu gekommen. Zwischen Sachsenstraße und Am Exerzierplatz – im bereits fertiggestellten Baustellenabschnitt – sind Bilder von Menschen zu sehen, die mit unterschiedlichen Fahrrädern unterwegs sind. Auch ein Stromkasten wurde besprüht.
Graffiti-Künstler Leo Cordes besprüht Wände
Die Idee dazu hatte Katja Küntzelmann. Der Mitarbeiterin der Abteilung Straßen und Brücken der Hansestadt Stade waren die grauen Wände zu trist. Dort hatte die EVB bereits ein neues Trafohäuschen mit unterschiedlichen Motiven gestalten lassen. „Das gefällt mir sehr gut, und so dachte ich, das könnten wir hier auch entlang des neuen Radweges machen“, sagt Küntzelmann.
Bunte Graffiti gegen graue Tristesse schuf Graffiti-Künstler Leo Cordes im fertiggestellten Abschnitt der Harsefelder Straße.
Foto: Hansestadt Stade
Gemeinsam mit Leo Cordes, dessen Graffiti sich an unterschiedlichen Stellen – unter anderem an vielen Trafohäuschen – im gesamten Landkreis Stade wiederfinden, wurde ein Motiv ausgesucht. Passend zum neuen Radweg fiel die Wahl auf Fahrräder. Mitte Mai hat Leo Cordes, der seine Kunst unter dem Namen Wandkollegen ausübt, die grauen Wände dann bunt besprüht und mit einer Versiegelung vor Wind und Wetter geschützt.
Den Bürgerpavillon im Stadtpark ziert legale Graffiti-Kunst.
Foto: Stehr
Dort, wo jetzt die bunten Räder ins Auge springen, ist die groß angelegte Radwegsanierung entlang der Harsefelder Straße bereits abgeschlossen. Rad- und Fußweg wurden hier erneuert und verbreitert. Außerdem wurden die Treppen vom Rad- zum Fußweg neu hergestellt und Abstellflächen für Mülltonnen geschaffen. Radfahrer müssen also künftig keinen Slalom mehr fahren, wenn Anwohner ihre Tonnen draußen haben. Welche Fläche die Stadt als nächstes bemalen lässt, steht noch nicht fest. An Möglichkeiten mangelt es nicht.
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2023 hat der international renommierte Künstler „1010″ die Mauer unterhalb des Spiegelbergs bemalt.
Foto: Stehr
Illegales Graffiti in der Nähe des Holzhafens.
Foto: Stehr
Farbe auf dem Boden vor der Legal Wall unter der Hansebrücke.
Foto: Stehr