Umso wichtiger scheint es deshalb, Räume zu schaffen, in denen respektvoller Streit geübt werden kann. Besonders die Zulassung von Zwischentönen hat Katharina Starzmann bei ihrer Teilnahme an „Jugend debattiert“ imponiert. Denn gesellschaftliche Debatten seien selten eindeutig oder mit einfachen Gegensätzen lösbar. Aus ihrer Sicht brauche es – neben Offenheit – vor allem Zeit für echte Auseinandersetzung. Dazu gehöre auch, sich nicht immer sofort positionieren zu müssen: „Ich finde es völlig in Ordnung zu sagen: Ich habe mich mit diesem Thema noch nicht genügend auseinandergesetzt, deshalb habe ich dazu gerade noch keine Meinung. Aber ich bin offen für die Diskussion.“
Überzeugen statt abgrenzen
Diese prinzipielle Dialogbereitschaft bedeutet für Katharina Starzmann allerdings keinesfalls, dass sie ihre eigenen Werte aufgeben würde: „Ich könnte zum Beispiel niemals gewaltverherrlichende Positionen vertreten, weil das einfach meinem Menschenbild widerspricht. Sowas wie pro, contra Todesstrafe.“
Trotzdem ist sie überzeugt, dass man sich auch mit solchen Meinungen auseinandersetzen sollte – gerade, um die eigene Haltung überzeugend vertreten zu können: „Wenn ich der Meinung bin, dass eine Welt ohne Todesstrafe eine bessere ist und möchte, dass mein Standpunkt in der Gesellschaft umgesetzt wird, muss ich auch die Gegner meiner Position überzeugen können. Und das kann ich nur, indem ich verstehe, warum sie der Meinung sind, dass es diese Maßnahme geben sollte.“
Formate wie „Jugend debattiert“ wollen genau das fördern: Unterschiede zu thematisieren, ohne sie zum Bruch werden zu lassen – und zu zeigen, dass Demokratie auch dann funktioniert, wenn man nicht einer Meinung ist.
Was mich der Wettbewerb gelehrt hat ist, dass man immer offen auf andere Leute zugehen sollte und dass man unfassbar viel von ihnen lernen kann – selbst, wenn man nicht mit ihren Positionen übereinstimmt.
Katharina Starzmann
Im kommenden Jahr findet die nächste Runde von „Jugend debattiert“ statt. An dieser Ausgabe wird Katharina Starzmann wegen ihres Abiturs nicht teilnehmen können – die Vorbereitungen dafür laufen schon jetzt. Was sie danach machen will, weiß sie aber schon ganz genau: Medizin studieren.