„Unsere Technologie verknüpft Muster der DNA-Mutation mit den Mechanismen, die den Schaden verursacht haben. Dies ermöglicht eine Auslesung der defekten Biologie im Tumor, die wir nutzen können, um eine Resistenz gegen den Wirkmechanismus gängiger Chemotherapien vorherzusagen“, erklärt Macintyre.

Simulierte Studie mit fiktiven Chemotherapien

Wie gut dieser Ansatz funktioniert, haben die Forschenden anhand der Daten von 840 Patienten mit verschiedenen Krebsarten untersucht: Brust-, Prostata- und Eierstockkrebs sowie Sarkome. Die Patienten hatten die von ihrem Arzt empfohlene Chemotherapie erhalten. Anschließend teilten die Forschenden die Tumore der Patienten mithilfe des Tests in „chemotherapieresistent“ oder „chemotherapieempfindlich“ ein – sie sagten also voraus, ob er auf die angeordnete Therapie ansprechen würde oder nicht. Diese Prognosen glichen sie mit den Ergebnissen der realen Behandlungen ab.

In einem virtuellen Modell erhielten die Patienten zudem jeweils eine andere Art der Chemotherapie. Das Team ermittelte bei dieser simulierten Studie, ob und wann diese fiktive Behandlung aufhörte zu wirken.

Biomarker für drei Chemotherapeutika

Die Studie ergab: Bei Patientinnen mit Eierstockkrebs oder metastasiertem Brustkrebs sowie Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, bei denen der Test eine Resistenz gegen eine Taxan-Chemotherapie vorhergesagt hatte, versagte diese Behandlung tatsächlich deutlich öfter als bei Krebspatienten ohne eine solche Prognose. Ebenso versagte die Behandlung häufiger bei Patientinnen mit Eierstock- oder metastasierendem Brustkrebs, denen der Test eine Resistenz gegen eine Anthrazyklin-Chemotherapie vorhergesagt hatte. Dasselbe galt für Patientinnen mit Eierstockkrebs und prognostizierter Resistenz gegen eine Platin-Chemotherapie.

Der Test kann demnach anhand der CIN-Biomarker die Resistenz gegen die Behandlung von drei gängigen Arten von Chemotherapien – platinbasierte, Anthrazyklin- und Taxan-Chemotherapie – zuverlässig vorhersagen, schließt das Team. „Unser genomischer Test quantifiziert Biomarker für den gezielten Einsatz von drei Chemotherapien“, sagt Thompson. „Dieser Test kann auf viele verschiedene Krebsarten angewendet werden, und daher könnten unsere Ergebnisse jedes Jahr Hunderttausenden von Patienten zugutekommen.“

Kommt die personalisierte Chemotherapie?

Die Forschenden hoffen, in Zukunft von jedem Krebspatienten bei der Diagnose eine Tumorprobe sequenzieren und auf mögliche Medikamenten-Resistenzen testen zu können. Das würde helfen, vorab die individuell vielversprechendste Chemotherapie-Form auszuwählen und die Chancen auf Behandlungserfolg steigern.

Zugleich würde man vermeiden, dass Patienten unnötig Medikamente erhalten, die bei ihnen nicht wirken – dies würde ihnen einige Nebenwirkungen und viel Leid ersparen. „Wenn man versteht, wer am ehesten darauf anspricht, könnte die Chemotherapie zu einer maßgeschneiderten Behandlung für verschiedene Krebsarten werden“, so Koautor James Brenton von der University of Cambridge.
Symbolbild von Krebszellen und DNA-MolekülenDer Biomarker-Test basiert auf einer Analyse der DNA in den Krebszellen. © CIPhotos/iStock

Test beruht auf verbreiteten Standardverfahren

„Es war uns wichtig, einen Test zu entwickeln, der leicht in der Klinik eingesetzt werden kann, indem wir Material verwenden, das wir bereits bei der Diagnose sammeln, sowie etablierte genomische Sequenzierungsmethoden“, betont Koautorin Ania Piskorz von der University of Cambridge. „Der Test basiert auf der vollständigen DNA-Sequenz, die wir von diesen Standard-Methoden erhalten. Wir können ihn so anpassen, dass er andere genomische Sequenzierungsmethoden ergänzt, die üblicherweise zur Personalisierung der Krebsbehandlung verwendet werden.“

Die Lizenz für die Test-Technologie besitzt inzwischen die Firma Tailor Bio, eine Start-Up-Ausgründung der Cambridge University. Das Unternehmen entwickelt den Test derzeit mit mehr Patientendaten weiter, um mehr Kombinationen von Wirkstoffen und Krebstypen zu analysieren. Aus den jeweiligen CIN-Signaturen leiten die Forschenden dann gezielte Behandlungsstrategien für weitere Krebsarten ab.

Noch ist der Test nicht für den Einsatz in der Klinik zugelassen. Doch das wollen die daran beteiligten Forschenden demnächst bei den Aufsichtsbehörden beantragen. Erste klinische Studien sollen dafür ab 2026 starten. (Nature Genetics, 2025; doi: 10.1038/s41588-025-02233-y

Quellen: Cancer Research UK, Centro Nacional de Investigaciones Oncológicas (CNIO)







25. Juni 2025

– Claudia Krapp