Stand: 25.06.2025 05:00 Uhr
Im März 2011 verlor der Schauspieler Wanja Mues bei einem tragischen Verkehrsunfall seine Eltern. Sibylle und Dietmar Mues, selbst ein bekannter Schauspieler, wurden tödlich verletzt, als ein unter Drogeneinfluss stehender Autofahrer in eine wartende Fußgängergruppe raste.
„Der Tod unserer Eltern hat uns natürlich nochmal total zusammengeschweißt“, erzählt Mues in der neuen Folge des Podcasts „Feel Hamburg“. Als ältester Bruder übernahm er viele Entscheidungen – „natürlich immer in Rücksprache und mit der moralischen und tatkräftigen Unterstützung meiner Brüder und aller Freunde und Verwandten, die uns in der Zeit zur Seite standen.“ Er berichtet von einer beeindruckenden Hilfsbereitschaft, die die Familie durch die erste Zeit getragen hat: „Da waren jeden Tag 10 bis 20 Leute in der Wohnung. Drei Wochen lang hat die gesamte Hausgemeinschaft jeden Tag Essen für zehn Leute vor die Tür gestellt und abends das fertige Geschirr wieder abgeholt. Ich bin bis heute unendlich dankbar dafür.“
Schwierige Begegnung vor Gericht
Auch das anschließende Gerichtsverfahren gegen den Unfallfahrer beeindruckte die drei Brüder Wanja, Woody und Jona Mues nachhaltig. Es ging nicht nur um Schuld, sondern auch um den Umgang mit Verantwortung – und Vergebung. „Ich glaube, wir hätten ihm vergeben können, wenn er darum gebeten hätte“, sagt Wanja Mues rückblickend. „Aber da kam nur eine verlesene, halbherzige Entschuldigung, die nicht an uns gerichtet war, sondern eher allgemein war – und uns auch nicht erreicht hat.“
Kindheit zwischen Theater und Kostümfundus
Abseits dieser Erfahrungen gibt Mues auch Einblicke in seine Kindheit und die frühe Nähe zur Bühne. Als Sohn eines Schauspielers verbrachte er viel Zeit im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, das für ihn mehr war als nur ein Arbeitsplatz der Eltern. „Ich war da statt im Kindergarten. Nachmittags bin ich zum Spielen ins Schauspielhaus gegangen. Da haben die Kostümbildnerinnen mit mir Sachen anprobiert, gefragt: Hast du Lust, Ritter zu werden? Dann habe ich Bärte angeklebt bekommen und konnte im großen Haus mit anderen Verstecken spielen.“ Mit acht Jahren hatte Wanja Mues dann seine erste kleine Rolle als Affenkind in der Inszenierung von In 80 Tagen um die Welt. Spätestens da war für ihn klar, dass er Schauspieler werden wollte.
Trotz seiner frühen Orientierung zum Schauspiel überlegt Wanja Mues heute manchmal, ob ein anderer Weg denkbar gewesen wäre: „Ich habe mir oft gedacht, wenn ich mit dem Wissen von heute noch mal zurückgehen könnte, würde ich eine Lehre machen, wahrscheinlich eine Tischlerlehre.“ Es ist ein Gedanke, der nicht aus Zweifel kommt, sondern aus der Reflexion über ein unstetes Berufsleben, in dem es auch Leerzeiten gibt.
Ein Name mit Geschichte
Schauspieler Wanja Mues als Albrecht Dürer in dessen bekanntester Pose: das Selbstbildnis im Pelzrock (um 1500).
Auch sein Name war von Anfang an etwas Besonderes – und nicht immer leicht zu tragen: „Ich bin sehr stolz gewesen, weil Wanja ein besonderer Name ist. Aber es war und ist immer noch ein Kampf gegen die Leute, die sagen, Wanja ist ja ein Mädchenname.“ Auch dass es einige bekannte Namens-Vorbilder in der Literatur gibt, hat dazu beigetragen, dass der Schauspieler seinen Namen liebt. „Der starke Wanja ist einer der größten Helden der Kinderbuch-Literatur, den ich kenne.“
Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Wanja auch, wie mit seiner Rolle als Nachfolger von Detektiv Matula in der Fernsehserie „Ein Fall für zwei“ zurechtkommt und warum er ein bisschen mit seinem Geburtstag hadert.
Den kostenfreien Podcast „Feel Hamburg“ finden Sie hier, in der NDR Hamburg App, in der ARD Audiothek und bei anderen Podcast-Anbietern.
Daniel Kaiser spricht mit Menschen aus der Stadt, die etwas zu erzählen haben.
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