
Es ist doch immer wieder schön, wenn man überrascht wird. Und das an dieser Stelle zu reviewende Buch hatte gleich ein paar Überraschungen für den Autor parat. Zum einen stellte sich hinischtlich der beiden Verfasser Helmut Wenske und Chris Hyde für den Rezensenten bereits sehr schnell heraus, dass es sich dabei um dieselbe Person handelt. Nämlich Helmut Wenske, der seine Werke teilweise auch unter dem Künstlernamen Chris Hyde veröffentlichte. Weitere Recherchen ergaben, dass der Mann alles andere als ein Unbekannter ist und sich wahrscheinlich in erster Linie mit seiner psychedelischen Malerei in den Siebzigern einen Namen gemacht hat. Die nächste Überraschung für den Rezensenten war dann, dass er sehr wohl bereits mit der Kunst des immer schon in Hanau lebenden Wenske in Berührung gekommen ist. In allererster Linie durch die Cover von Alben der Bands Nektar (unter anderem A Tab In The Ocean oder Remember The Future) sowie Karthago (Rock’n’Roll Testament).
Aber lasst uns vorne anfangen: Nach der ungeliebten Schulzeit und ebenso ungeliebten Berufsausbildung hatte mittlerweile der Rock’n’Roll seinen Weg nach Hanau gefunden, wobei es sicher nicht geschadet hat, dass in dem hessischen Ort amerikanische Soldaten stationiert waren. Die Musik haute den Teenager und in eigenen Worten damals »Halbstarken« um und er bekam auch immer öfter Aufträge als, unter anderem, Plakatmaler. Ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre war bei dem deutschen Label Bellaphon angestellt und kümmerte sich in erster Linie um die bereits erwähnten Plattencover, die er teilweise selbst aufs Blatt brachte, teilweise auch bereits vorhandene Vorlagen abnickte oder Veränderungen vornahm. Ausstellungen mit seinen, sowie Bildern anderer Maler fanden ab 1971 statt, Ausstellungen mit einzig seinen Werken ab 1977. Umso bemerkenswerter, dass sich der Mann überhaupt nicht als Künstler sieht bzw. versteht.
Unter den Namen Chris Hyde oder auch Wenske/Hyde hat der Mann aber auch bereits mehrere Bücher veröffentlicht, die ihm von der Presse, nicht nur wegen der Titel wie etwa „Rock’n’Roll Tripper“, „Scheiss drauf“ oder „Sackratten Blues“, sondern vor allem wegen deren Inhalte den Beinamen »Der deutsche Bukowski« einbrachten. In dem hier vorzustellenden Buch „Colours & Sounds“ gibt es neben vielen fantastischen, oder besser gesagt fantastisch guten Bildern auch immer kleine Ausschnitte aus dem Leben Wenskes. Darüber hinaus gibt es bereits einige Filme über den Mann.
So, jetzt aber mal genug der Fakten. Helmut Wenske stellt sich bereits in dieser, wie er selbst schreibt, »Bestandsaufnahme« als echter Charakter heraus, der sein Leben in großen Teilen mit aller Konsequenz so gelebt hat, wie er es selbst wollte. Und das sind nun mal die Künstler, die am interessantesten sind, weil sich das jeder von uns, zumindest insgeheim, gewünscht hat. Ein echter One-Off, der ganz sicher kein Engel war/ist und auch schon mal richtig unangenehm werden konnte. Wenn „Colours & Sounds“ neben den sehr geilen Bildern eines bewirkt, dann dass man mehr über den Mann erfahren möchte. Wofür dann seine Bücher mit Geschichten aus seinem Leben sowie die Dokumentarfilme über ihn prädestiniert sind. Aus aktuellem Anlass sei erwähnt, dass neben vielen anderen auch die Coverbilder der vor wenigen Wochen bei MiG Music wiederveröffentlichten Alben der deutschen Band Dzyan von Helmut Wenske kreiert wurden.
Ein klasse Buch und somit auch ein dicker Tipp!
Hirnkost Verlag, 1. Edition
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3854456859
ISBN-13: 978-3854456858
Preis: 38,00 € (D)
456 Seiten, Hardcover