Stand: 25.06.2025 13:40 Uhr

Olympique Lyon, das war in Frankreich mal eine Fußballmacht. Jetzt wurde der Klub zum Zwangsabstieg verdonnert – und hat das seinem amerikanischen Investor zu verdanken.

Der 2024 verstorbene Franz Beckenbauer war ja auch für seine manchmal flapsigen Sprüche bekannt. Im März 2001 sagte er in einer legendären Bankettrede zur versammelten Mannschaft des FC Bayern: „Das ist nicht Fußball. Das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherrenfußball.“

Die Münchner hatten da gerade in der Champions League mit 0:3 sang- und klanglos bei Olympique Lyon verloren, und die Franzosen hatten die Deutschen dabei teils an die Wand gespielt.

Sieben Titel in Serie – bis heute Rekord

„OL“ machte sich damals auf, die französische Ligue 1 aufzumischen. Im Frühjahr 2002 feierte Lyon den ersten Meistertitel der Klubgeschichte. Es war der Auftakt in eine Ära. Bis 2008 fuhr der Klub sieben Titel in Serie ein. Das hatte in Frankreich zuvor noch kein anderer Verein geschafft. Grégory Coupet, Cris, Eric Abidal, Mahamadou Diarra, Juninho oder Sonny Anderson waren nur einige der Stars dieser „goldenen Generation“.

Zwangsabstieg ist ein Paukenschlag

Jetzt wurde Frankreichs einstiger Serienmeister wegen seiner finanziellen Situation zum Zwangsabstieg aus der ersten französischen Liga verurteilt. Dort spielte der Klub seit 1889 dauerhaft. Das entschied die französische Fußball-Finanzaufsicht DNCG. Es ist ein Paukenschlag und noch nicht mal ein Jahr nach dem Zwangsabstieg von Girondins Bordeaux der nächste Rückschlag für den französischen Fußball.

Proteste gegen Textor

„OL“ ist seit Dezember 2022 im Besitz des Amerikaners John Textor. Über seine Holding „Eagle Football“ hält er auch Anteile an anderen Profi-Klubs – an Molenbeek in Belgien und Botafogo in Brasilien. 

Die Stadt ist in Aufruhr, die Fans gehen gegen Eigentümer Textor auf die Barrikaden. Mit „Textor raus“-Plakaten, die die Ultra-Gruppierung „Les Bad Gones“ in der ganzen Stadt platzierte, machten die Anhänger ihrer Wut Luft. An einer Brücke über einer zentralen Straße in Lyon hing zudem ein Banner: „Textor: Der Krieg ist erklärt“. Der Amerikaner Textor werde „niemals einer von uns sein“, schrieb „Les Bad Gones“, der größte Fanklub von „OL“.

Die DNCG hatte den Zwangsabstieg zum Saisonende bereits im November vergangenen Jahres auf Bewährung verhängt – inklusive Transfersperre. Die Schulden hatten sich damals auf rund 500 Millionen Euro belaufen. 

Textor konnte die Kontrolleure bei der Anhörung nun auch nicht mehr überzeugen – trotz einer Finanzspritze in Höhe von 83 Millionen Euro und einer Einigung mit den Gläubigern des Klubs im Januar. Bis vor kurzem hielt Textor auch Anteile an Crystal Palace in England, die er aber einen Tag vor der Entscheidung gegen Lyon verkaufte. Doch auch das nutzte nichts mehr.

Klub geht in Berufung

Gegen die Entscheidung wird Lyon aber Berufung einlegen, wie der Klub in einer Stellungnahme bestätigte. Es sei unverständlich, „wie eine Verwaltungsentscheidung einen so großen französischen Verein absteigen lassen kann“. Man habe ausreichendes Kapital und sportlichen Erfolg nachweisen können, schrieb Olympique Lyon. Besonders bitter: Sportlich hatte sich das Team als Sechster für die Europa League qualifiziert.

Bliebe es beim Zwangsabstieg für Lyon, würde Stade Reims davon profitieren. In der Relegation hatte der Klub gegen den FC Metz verloren.

Sportlich war es bei Olympique schon seit 2008 bergab gegangen. Zwar reichte es noch zu drei Vizemeisterschaften (2010, 2015, 2016), doch spätestens seit man sich in Katar für Paris Saint-Germain zu begeistern begann, war die Rückkehr an die Spitze verbaut. Um das zu ändern, nahm Textor jede Menge Geld in die Hand – auf Schuldenbasis wohlgemerkt – und führte „OL“ damit in den wirtschaftlichen Ruin.

Auf internationaler Bühne blieben die großen Erfolge auch zur Hochzeit aus. Das Erreichen des Halbfinals 2009/10 und 2019/20 in der Champions League war das höchste der Gefühle. Auch nach dem 3:0-Sieg gegen die Bayern 2001 reichte es nicht für die K.o.-Runde.

Frauenmannschaft nicht betroffen

Was dem Verein bleibt, ist der Erfolg der Frauenmannschaft. Die ist daheim der Serienmeister und gewann schon achtmal die Champions League. Von den finanziellen Problemen der Männer sind die Frauen nicht betroffen. Das liegt daran, dass sie ab der neuen Saison weitestgehend unabhängig sind und nicht mehr als Olympique Lyon feminin auflaufen, sondern unter dem Namen OL Lyonnes.

Das hatte die amerikanische Unternehmerin Michelle Kang, die Anfang 2024 die Mehrheit der Anteile an der Frauenabteilung offiziell übernahm, eingeleitet.

Ähnliches Schicksal wie Bordeaux?

Zu hoffen bleibt nun, dass „OL“ nicht ein ähnliches Schicksal wie Girondins Bordeaux ereilt. Der Ex-Meister spielt mittlerweile in der vierten Liga, hat seine Profi-Lizenz abgegeben und das Nachwuchszentrum geschlossen.

Andere Klubs haben die Jagd auf die besten Spieler von Lyon schon eröffnet. So wird vor allem der belgische Flügelstürmer Malick Fofana (20) vom FC Chelsea umworben. Interessenten gibt es auch für den argentinischen Nationalspieler Thiago Almada (24), Georgiens EM-Stürmer Georges Mikautadze (24) und den früheren Bayern-Profi Corentin Tolisso (30).