Der Spezialpreis „Kultur, Medien und Kirchen“ der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) geht an die Medienwerkstatt Franken. Ausgezeichnet wurde die knapp 30-minütige Dokumentation „Hier sind die normalen Leute!“ von Filmemacher Christopher Dillig, die bei Franken Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wird gemeinsam vom Evangelischen Presseverband für Bayern (EPV) und dem katholischen Medienhaus Sankt Michaelsbund (SMB) verliehen und wurde im Rahmen der BLM-Lokalrundfunktage am Mittwoch, den 25. Juni 2025 auf dem Nürnberger Messegelände überreicht.
Dokumentation zeigt inklusive Kunstszene
Der Gewinner-Beitrag begleitet über mehrere Wochen den Alltag in der „Idyllerei“, einem inklusiven Kunstraum in Nürnberg für professionelle Künstlerinnen und Künstler mit geistiger Behinderung.
Die Jury würdigte insbesondere die besondere Erzählweise des Films, weil er ganz auf Sprechertexte verzichtet, ausschließlich die Protagonistinnen und Protagonisten zu Wort kommen lässt, ihnen spürbaren Respekt zollt und den Raum gibt, den sie verdienen.
„Ein stiller, starker Beitrag“, betonte die Jury, „der durch seine Zurückhaltung umso mehr wirkt und nachhaltig berührt.“
Die Dokumentation zeichne nicht nur die Herausforderungen und kreativen Prozesse im Vorfeld eines barrierefreien Kunstfestivals nach, sondern verweise auch auf eine inklusive Kunstszene, die international zunehmend Beachtung finde. Die gelungene Dramaturgie und die sensible Kameraarbeit unterstreichen die hohe Qualität des Beitrags.
Förderung des Lokaljournalismus: Preisträger geben gesellschaftlichen Randgruppen eine Stimme
Roland Gertz, Direktor des EPV aus dem evangelischen Medienhaus in München, zeigte sich über die eingereichten Beiträge aus den bayerischen Privatsendern sehr erfreut:
„Uns ist es ein großes Anliegen, Lokaljournalismus zu fördern, der sich der leisen Töne in unserer Gesellschaft annimmt, der Menschen eine Plattform gibt, die sonst kaum in den Medien zu Wort kommen – und all das trifft auf den Gewinner-Beitrag wunderbar zu.“
Elmar Pabst, geschäftsführender Chefredakteur des Michaelsbunds, hob den gesellschaftlichen Stellenwert des Preises hervor.
„Wenn wir in Zeiten wie diesen einen Preis für journalistische Kirchen- und Glaubensbeiträge ausschreiben, dann wollen wir damit auch ein klares Signal setzen, dass Kirche als Stimme in unserer Gesellschaft gebraucht wird.“
Neunter Spezialpreis der BLM bei Lokalrundfunktagen
Der Spezialpreis „Kultur, Medien und Kirchen“ zeichnet herausragende TV- und Radiobeiträge sowie Online- und Audioformate von bayerischen Anbietern aus und wurde 2025 zum neunten Mal verliehen. Er wird traditionell zusammen mit den BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreisen in verschiedenen Kategorien bei den Lokalrundfunktagen vergeben.
Für die beste aktuelle Berichterstattung und Information im Hörfunk wurde Tamara Bußler von Radio Mainwelle in Bayreuth geehrt. Sie berichtete in einer Serie über „K.-o.-Tropfen – Die unsichtbare Gefahr“. Die erste Frau in München mit einer eigenen Morgensendung, Larissa Lannert von Radio 95.5 Charivari, wurde für die beste Moderation ausgezeichnet. Volontärin Anja Troll von Radio Bamberg errang mit einem Infotag über das Thema Handysucht den Nachwuchspreis.
Im lokalen TV-Programm hat das Team von münchen.tv den Preis für die beste Sondersendung „#WirSindWiesn“ erhalten. Die Volontärin Leonie Erdmann und der Mediengestalter Bild & Ton, Tamer Oyoun Soud, von RegioTV in Ulm bekamen den Nachwuchspreis für ihren Film „17. Dezember 1944: Der verheerende Luftangriff auf Ulm“. Den BLM-Medienpreis für die beste aktuelle Berichterstattung im Lokal-Fernsehen holte sich Maresa Menner von Allgäu.TV in Kempten mit ihrem Beitrag „Aus dem Ostallgäu und Kaufbeuren – Soll man die AfD verbieten?“.
Den BLM-Publikumspreis 2025 erhielten die Moderatoren Jörg Wagner und Miriam Winkler für die Reihe „Stimmt’s oder stimmt’s ned“ bei Radio Bamberg. Der BLM-Publikumspreis für die beste Reporterin im Lokal-Fernsehen ging an Rebecca Satlow für eine Reportage über die „Bergrettung am Ochsenkopf – eine Übung“ bei TV Oberfranken in Hof, teilte die BLM mit.
Den Galaxy Music Award 2025 erhielt Michael Schulte. Der Singer-Songwriter treffe mit seinen Songs immer den Nerv der Zeit, so Radio Galaxy-Geschäftsführer Alexander Koller.
BLM-Chef Schmiege: „Nicht abstrakt, sondern auf Augenhöhe“
BLM-Präsident Thorsten Schmiege sagte, die BLM-Medienpreise zeigten, dass Qualität und eine gute Recherche sich auszahlten. Lokaljournalismus sei ein Grundpfeiler gesellschaftlicher Stabilität. Das Vertrauen in die lokalen Medien entstehe durch „Nähe, Authentizität und Glaubwürdigkeit“. Bei der Eröffnung der Lokalrundfunktage in der Messe Nürnberg hatte Schmiege zuvor betont, wer lokalen Rundfunk mache, wisse, dass das ein Job mit großer Wirkung sei. „Nicht abstrakt und nicht abgehoben, sondern auf Augenhöhe“. Daher sei der Lokalrundfunk in einer globalen und digitalen Medienwelt unverzichtbar.
Zwei Tage lang diskutierten die Teilnehmenden am Mittwoch und Donnerstag (25./26. Juni) bei den Lokalrundfunktagen in Nürnberg über die Zukunft ihrer Branche: Wie können Künstliche Intelligenz und neue Erzählformate helfen? Welche innovativen Vertriebswege gibt es? Und: Wie lassen sich journalistische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit unter einen Hut bringen?
(mit Material von epd)