Wer kennt sie nicht, die Pappkartons oder anderen Behälter, die, gefüllt mit allerlei Dingen, neben Hauseingängen in Leipziger Straßen stehen? Manchmal sind es mehr oder weniger ansehnliche Geschirrteile, Spielzeuge, Blumenvase, aber auch Bekleidung, Elektronik und Bücher kann man dort finden. Mitunter sind diese Behälter aber auch ziemlich vermüllt, oder vom Regen durchweicht.

Hier scheiden sich die Geister. Die einen halten das für gut, im Sinne der Nachhaltigkeit. Andere finden, dass es zur Vermüllung der Stadt beiträgt. Die Wahrheit liegt wohl, wie immer, irgendwo dazwischen. Das Thema ist auch nicht wirklich neu, wie man an einer Meldung der Stadt Leipzig von 2019 sieht.

Verschenkekiste in Schleußig, Foto: Thomas KöhlerVerschenkekiste in Schleußig. Foto: Thomas Köhler

Im Juni 2025 gab es dazu Artikel in verschiedenen Medien, mit dem Tenor: Es droht Ungemach!

So die LVZ am 7. Juni, die bei der Stadt Leipzig nachgefragt hat. Allerdings erscheinen die Aussagen im Artikel durchaus seltsam. Wenn die Verschenkekisten in der Statistik des Ordnungsamtes nicht einzeln erfasst werden, dann gibt es auch keinen nachweisbaren Zusammenhang mit den 1500 „Anzeigen mit Abfallbezug“ im Jahre 2024. Das müsste man dann schon beachten. Es sei denn, die Pressestelle der Stadt hätte dies doch anders formuliert.

Denken wir doch nur an die permanent zugemüllten Stellplätze der Altkleidercontainer, die nicht nur auf Überfüllung derselben zurückzuführen sind. Manche Mitmenschen meinen ja auch, diese wären Sperrmüllplätze. Es gibt auch andere „beliebte“ Plätze für illegale Müllentsorgungen, die meisten von uns haben wohl schon mal eine alte Couch, andere Möbel oder ausrangierte Kühlschränke, Fernseher oder sonstiges am Straßenrand oder in Grünflächen gesehen.

Altkleider-Container, aufgehäufte Textilien, dahinter Park und Wiese.Ein etwas überforderter Altkleidercontainer. Foto: Ralf Julke

Von 1500 Anzeigen wurden gerade mal 300 aus der Bevölkerung, von der Polizei oder dem Amt für Umweltschutz gestellt. Hier scheint der Mängelmelder in der Leipzig App noch nicht die volle Wirkung entfaltet zu haben. Es war noch nie, zumindest für Smartphone nutzende Menschen, so einfach, Vermüllung anzuzeigen.

Hier ist allerdings seltsam, dass es bereits im April 2021 über 1000 Meldungen über diesen Mängelmelder gab, davon 763 Müllablagerungen betreffend. Melden die Menschen nicht mehr, oder stimmt die Statistik nicht?

Seltsam erscheint die Bezeichnung „sogenannte Abfalldetektive der Leipziger Stadtreinigung“ im Artikel. Korrekt handelt es sich um die Umweltdetektive der Stadtreinigung Leipzig. Diese gibt es seit 2021 und es sind drei an der Zahl. Eine Verdoppelung der Planstellen wurde 2024 von der SPD-Fraktion im Stadtrat beantragt, nach dem ablehnenden Verwaltungsstandpunkt jedoch zurückgezogen. Ob diese sich wirklich um die Verschenkekisten kümmern, ist nicht bekannt.

Beschädigtes Kinderbuch und Kasten mit undefiniertem Inhalt vor einer Haustür.Verschenkekiste oder Müll? Foto: Thomas Köhler

Leipzig vermüllt zusehends, das ist nichts Neues und bekannt. Die sogenannten Verschenkekisten sind dabei nur ein kleinerer Teil des Problems, der hier aus irgendwelchen Gründen hochgespielt wird. Auch die Benennung der möglichen Bußgelder „Die Spanne reicht von 5 bis 100.000 Euro“ ist völlig sinnfrei. Die Maximalhöhe wird für eine Verschenkekiste nie anfallen, es sei denn, sie enthält vielleicht radioaktive Materialien in größeren Mengen.

Es ist ein wenig Panikmache

Diese Panikmache funktioniert aber, plötzlich wird darüber geredet und selbst die Stadträtin und Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta findet das Thema plötzlich wichtig. Sie stellt eine Anfrage an den Oberbürgermeister, die mit folgenden Worten beginnt:

„Jüngst war der lokalen Presseberichterstattung zu entnehmen, dass in Leipzig für Verschenke-Kisten vor der Haustür im öffentlichen Raum hohe Bußgelder bis 100.000 Euro drohen.“

Kann man machen. Man könnte aber auch mit den Fraktionsmitgliedern, die im Fachausschuss Umwelt/Ordnung/Klima und im Betriebsausschuss Stadtreinigung sitzen, vorher reden, ob es dort irgendwelche Informationen gab. Zumindest wären die in der Lage gewesen, den Rahmen der Bußgelder zu bewerten.

So musste dies die Stadtverwaltung tun, wie kürzlich veröffentlicht. Was besagt diese Antwort? Es ist alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit im Einzelfall und es gibt keine Zahlen zu den Verschenkekisten. Also ein Sturm im Wasserglas.

Was lernen wir?
„Tauschi“ Erich-Zeigner-Allee„Tauschi“ Erich-Zeigner-Allee, Foto: Thomas Köhler

Verschenkekisten können eine gute Idee sein, oft sind sie es aber nicht. Wenn diese einfach herausgestellt werden und tagelang bei Wind und Wetter dort stehen bleiben, dann ist es am Ende nur noch Müll. Beim Spaziergang in Schleußig/Plagwitz beispielsweise fällt auf, dass diese mitunter etwa 500 Meter vom Tauschschrank in der Erich-Zeigner-Allee vor den Türen stehen. Der „Tauschi“ wäre die bessere Variante.

Ansonsten gibt es allerlei Möglichkeiten Dinge, die man nicht mehr benötigt, die aber noch gebrauchsfähig sind, loszuwerden. Bei der Stadtreinigung Leipzig, in Sozialkaufhäusern, Tauschläden und -börsen und bei anderen. So schwer ist es nicht und niemand will 100.000 Euro, wenn man doch eine Verschenkekiste vor die Tür stellt. Hauptsache man schaut ab und zu mal danach und räumt sie auch wieder weg.