Bisher gibt es nur die Ankündigung – für die Mieter in einem Wohnhaus an der Konkordiastraße klingt sie wie eine Drohung. Die Mietwohnungen, in denen sie teilweise seit mehr als einem Jahrzehnt leben, sollen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Eine Mitarbeiterin des neuen Hauseigentümers, eines Investoren, habe sie darüber informiert. Mit dem Zusatz: „Bitte redet darüber nicht mit den anderen Mietern.“ Da würde man sich nur in etwas reinsteigern.
So erzählen es Daniela, Andrea und Wolfgang, die in dem Haus an der Konkordiastraße leben. Aber sie haben miteinander gesprochen, natürlich, „wir haben eine enge Hausgemeinschaft“, sagt Martina, man unterhalte sich regelmäßig. Die genannte Mitarbeiterin habe ihnen auch gesagt, dass es einen „Entschädigungstopf“ gebe, also Geld für die, die ausziehen. Allerdings: Wer als Erstes auszieht, soll demnach am besten bezahlt werden, für die letzte Mietpartei bleibe dann nichts mehr übrig. Aus Sorge, dass sie bald tatsächlich aus ihren Wohnungen verdrängt werden könnten, haben sie sich an das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gewandt, das den Fall am Mittwoch öffentlich machte.
Der neue Eigentümer ist Geschäftsführer von mehr als einem Dutzend GmbHs. Doch über diese Geschäftsnummern war er am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ihm gehören nach Recherchen des Bündnisses mindestens fünf Objekte in Düsseldorf, drei in Bilk und Unterbilk, zwei in Friedrichstadt. Eines liegt dort an der Luisenstraße, der Investor hat es vermutlich 2024 gekauft. Kurz darauf unterrichtete er die Mieter über ein Anwaltsschreiben darüber, dass umfangreiche Modernisierungsarbeiten anstehen würden. Die dadurch entstehenden Kosten könnten voraussichtlich nicht durch die derzeitigen Mieteinnahmen gedeckt werden – außerdem müsse er ja auch noch einen Kredit abbezahlen.
In einem weiteren Schreiben, fast genau ein Jahr später abgeschickt, kündigte er dann eine Verwertungskündigung an, ziemlich direkt. Mit solchen können Vermieter ihren Mietern rechtmäßig kündigen, wenn das Mietverhältnis einer „angemessenen wirtschaftlichen Verwertung“ des jeweiligen Objekts im Wege steht – allerdings sind die Hürden dafür hoch, derzeit werden mehrere solcher Fälle vor dem Amtsgericht verhandelt. Der Düsseldorfer Mieterverein und das Bündnis halten diese Art von Kündigungen in vielen Fällen für vorgeschoben, eine Masche, um Bestandsmieter herauszudrängen.
Trotzdem ziehen viele Mieter aus, wenn sie solche Schreiben erhalten – auch aus Sorge vor den Konsequenzen. In Golzheim hatten zuletzt einige Mieter von Schikanen der Eigentümer berichtet, nachdem sie sich geweigert hatten auszuziehen. Auch sie hatten sich untereinander vernetzt.
Mieterin Daniela von der Kopernikusstraße ist verunsichert, sie will mit ihrer Tochter in der Wohnung bleiben. „Wenn ich umziehe, kann ich mir in Unterbilk keine Wohnung mehr leisten. Aber hier ist meine Tochter aufgewachsen, ihr Leben ist hier.“ Auch Andrea ärgert sich über die Ankündigung des neuen Vermieters, die auch sie als Drohung wahrnimmt: „Wir sind ganz normale Leute, die hier einfach wohnen und leben wollen. Wir haben immer die Miete gezahlt und alles ordentlich behandelt.“ Und auch wenn die ersten Nachbarn nach der Ansprache des Eigentümers schon ausgezogen sind, will sie bleiben, sagt sie. „Wir haben vor, hier in der Wohnung alt zu werden.“