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Plettendorff schließtAuch für Esther Saalborn sind die letzten Buchhandlungs-Tage sehr emotional. Seit 2001 hatte sie das im Jahr 1947 gegründete Einzelhandels-Geschäft geführt. Am Samstag öffnet Plettendorff zum letzten Mal. © Jeide, Sabrina

Die Buchhandlung Plettendorff schließt am Samstag für immer ihre Türen. Das sorgt für viele Emotionen bei Mitarbeitern und Kunden.

Plettenberg – Es war Anfang Februar, als Esther Saalborn die endgültige Schließung ihrer Buchhandlung Plettendorff für Ende Juni ankündigte, weil sich kein Nachfolger hatte finden lassen. Seitdem habe es nicht einen einzigen Öffnungstag gegeben, an dem diese Entwicklung nicht mit großem Bedauern seitens der Kunden im Geschäft am Umlauf thematisiert wurde.

Nach 78 Jahren: Plettendorff schließt für immer

Und jetzt rückt der letzte Öffnungstag unaufhörlich näher: Am Samstag, 28. Juni, ist die Buchhandlung letztmalig von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Der Bestand an Büchern oder Geschenkartikeln ist bereits merklich gesunken, Schreibwaren gibt es bereits seit einigen Wochen nicht mehr. Doch wer noch ein Buch bestellen möchte, der kann das bis Freitag erledigen: Die Buchhandlung werde am Samstag noch einmal beliefert. Danach ist Schluss – sowohl im Geschäft am Umlauf, als auch im Online-Shop, der abgeschaltet wird. Die Geschichte der Buchhandlung Plettendorff, die 1947 begann und seit 2001 von Esther Saalborn geführt wurde, endet damit endgültig.

Es sollte ein Gewerbe sein, das an den Standort passt. Lebensmittel wird schwierig.

„Das macht so viele Emotionen“, bedauert Esther Saalborn: Nicht nur bei ihrem Team, das sich nach der Schließung teilweise neu orientiert, teilweise auch ausschließlich im „Hauptberuf“ tätig wird, sondern auch bei den Kunden. Nicht selten fließen zurzeit Tränen bei Plettendorff.

Alles ein „letztes Mal“ bei Plettendorff

Der letzte Montag, der letzte Wochenmarkttag, zum letzten Mal Urlaubslektüre verkaufen, zum letzten Mal den Schlüssel herumdrehen: Dieser Tage ist alles „ein letztes Mal“, „das ist schwer für das ganze Team“, sagt die Buchhändlerin, die sich aus familiären und kaufmännischen Gründen zum Rückzug entschlossen hatte. Nicht nur für sie, sondern auch für die Plettenberger geht ein Lebensabschnitt zu Ende. Vorwerfen kann sie sich derweil nichts: „Wir haben alles versucht“, hat sie bis zuletzt allen Interessierten sämtliche Informationen offengelegt und selbst auf eine Weiterführung der Buchhandlung gehofft.

„Wir arbeiten an einer Nachfolgelösung“, sagt nun Steve Baltot, Geschäftsführer des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens (GWU) auf Nachfrage. Im Rahmen einer Wohnungseigentümergemeinschaft ist das GWU Eigentümer der Gewerbeeinheit. Auch er hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass sich ein Unternehmer findet, der die Buchhandlung fortführt. An Interessenten mangelte es dabei offensichtlich auch nicht, vielmehr ließen sich zuletzt bei einigen Kandidaten bürokratische Stolpersteine nicht aus dem Weg räumen.

Und so müssen die Plettenberger zunächst mit einem Leerstand an markanter Stelle leben. Wenn es nach Steve Baltot geht, soll der aber nicht allzu lange bestehen bleiben. Man sei bemüht, „kurzfristig jemanden zu finden“ und wolle das Ladenlokal auch bewerben. „Es sollte ein Gewerbe sein, das an den Standort passt“, will der GWU-Geschäftsführer dabei zwar nicht kategorisch etwas ausschließen, hofft aber sehr, dass sich Interessenten im Bereich Einzelhandel oder für Büroräumlichkeiten finden. „Lebensmittel wird schwierig“, glaubt Steve Baltot auch aufgrund der besonderen Gegebenheit mit den Wohnungen im Gebäudekomplex nicht an eine derartige Lösung.

„Etwas fehlen“

„Es geht ein großes Stück an Plettenberger Einzelhandelsgeschichte verloren“, bedauert Steve Baltot nach wie vor die Schließung von Plettendorff – desto weniger Buchhandlungen es gebe, desto weniger würden auch die Kinder lesen. Für den Familienvater eine bedenkliche Entwicklung: „Da wird was fehlen.“

Ausdrücklich lobt er das Engagement von Esther Saalborn, die bis zum Schluss versucht hatte, einen Nachfolger zu finden. Für eine eigentlich schon fest geplante Übergabe im vergangenen Sommer hatte sie damals kurzfristig die Reißleine gezogen. Vielleicht ahnte sie schon Böses: Das Unternehmen meldete in diesem Jahr Insolvenz an.

Interesse?

Auch wenn Esther Saalborn ihre Buchhandlung endgültig schließt, ist ihr viel daran gelegen, dass sich am Standort eine gute Nachnutzung der Gewerbeeinheit findet. Sie steht deshalb genauso weiterhin als Ansprechpartnerin zur Verfügung wie das GWU. Dessen Geschäftsführer Steve Baltot betont, dass die „attraktive Ladenfläche“ zu einem „sehr, sehr guten Kurs“ vermietet werde.