Ja, ich feiere den Finaleinzug auch, vor allem die Art und Weise vermisst man in der A-Nationalmannschaft all zu oft.
Man sollte sich jedoch nicht vom aktuellen Erfolg der U21 blenden lassen, der Finaleunzug ist leider kein Indiz dafür, dass es mit dem deutschen Fußball in Zukunft bergauf gehen wird.
Es kommt bei einer U21-EM immer darauf an, wie viele Spieler bereits fester Bestandteil ihrer A-Nationalmannschaft sind.
Während Deutschland nahezu mit seinen besten U21 (bzw U23)-Spielern beim Turnier aufläuft, hätte beispielsweise Spanien mit Pedri, Yamal, Balde, Gavi, Williams, Cubarsi, Fermin und Huijsen ganz andere Kaliber für die U21 einsetzen können. Es hätte also faktisch halb Barca auf dem Platz stehen können.
Bei Frankreich Olise, Camavinga, Doué, Barcola, Cherki, Zaire-Emery, Ekitiké, Yoro usw.
Bei England Bellingham, Saka, Palmer, Rogers, Madueke, Colwill, Gittens, Lewis-Skelly, Mainoo usw.
Da hätte Deutschland auch mit Spielern wie Musiala, Wirtz, Adeyemi, Bischof, Beier, Schade und Pavlovic nicht dagegenhalten können, zumal auf allen Abwehr-Positionen seit Jahren keine wirklich talentierten Spieler mehr nachkommen und wir da große Probleme haben.
Spanien zB wird mit Cubarsi, Hujsen, Balde usw. für die nächsten 10, 15 Jahre weiterhin keine Abwehr-Probleme haben, solch talentierte Abwehrspieler sucht man in Deutschland seit Hummels, Boateng, Lahm und Co. vergeblich.
Wenn alle Nationen ihre besten U21 bzw. U23-Spieler auflaufen lassen würden, dann hätte man von einem Finale nur träumen können.
Es hat schon seinen Grund, warum nach den U21-EM-Titeln von 2017 und 2021 (2019 zudem Finale) kein spürbarer Schwung in die A-Nationalmannschaft kam.
Die meisten U21-Europameister aus den genannten Jahren sind maximal gute Bundesliga-Spieler geworden, manche auch in Liga 2 oder irgendwo in den USA oder so unterwegs. Goretzka, Tah, Gnabry, Schlotterbeck und noch der ein oder andere sind nur ein paar wenige Ausnahmen von U21-Europameistern von 2017 und 2021, die sich mehr oder weniger dauerhaft bei der A-Nationalmannschaft etabliert haben. Ziemlich überschaubar…
Fazit: Andere Länder sind uns bei der Nachwuchsarbeit meilenweit voraus, aber mit einem U21-EM-Titel kann man die Probleme ja gut unter den Teppich kehren oder zumindest schönreden. Ich „freue“ mich schon auf das Gelaber, wie toll der Nachwuchs in Deutschland doch ist, sollte Deutschland die EM gewinnen.
Wie dem auch sei, für die Spieler freue ich mich, die Spiele machen Spaß zuzuschauen, trotzdem sollte man den Erfolg nicht zu hoch hängen.