Wiesbaden. Für die Fußballer des FV Biebrich 02 war es ein sensationelles Spieljahr, wie es nicht allzu oft passiert. Die Verbandsliga-Formation fast in die Hessenliga geklettert, der U23-Unterbau als Kreisoberliga-Zweiter in die Gruppenliga aufgestiegen und zuletzt noch der Hessenpokal-Triumph der A-Junioren im Endspiel gegen Eintracht Frankfurt – viel besser geht es kaum mehr.

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„Müssen immer mehr laufen und kämpfen als der Gegner“

Der Aufstieg der Zweiten sorgt nun für eine noch bessere Verzahnung zwischen den beiden Männerteams. Einerseits in Verbindung mit dem scheinbar unerschöpflichen Talente-Reservoir bei den eigenen A-Junioren. Denen künftig als Sprungbrett zum Verbandsliga-Kader die Gruppenliga als Bühne geboten wird. Seit Volkan Zer und Ümit Balikci, zwei früher höherklassig erprobte Spieler mit großem Erfahrungsschatz, den 02-Unterbau übernommen haben, hat der Stellenwert des Unterbaus enorm an Bedeutung gewonnen. Weg vom „Graue-Maus-Image“, das sei ein generelles Anliegen gewesen, sagt Volkan Zer, der mit Balikci Herzblut, Emotionen und fußballerisches Know-how einbringt und vorlebt. „Aus meiner Zeit als Spieler weiß ich, was man im Training gut findet und was nicht“, sagt Zer, um seinen eigenen Stil mit klaren Vorgaben zu pflegen. „Ihr dürft Fehler machen“, das war eine Ansage an die jungen Spieler, die allesamt fußballerisches Potenzial mitbringen. „Wir müssen aber immer mehr laufen und kämpfen als der Gegner“, das war eine weitere Kernbotschaft des 39-Jährigen, der auf Einsätze in der zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt zurückblickt.

Chefcoach Nazir Saridogan als Vorbild

Die Spieler auch bei privaten Anliegen oder Sorgen unterstützen, das Engagement reichte übers Spiel- und Trainingspensum hinaus. Die Jungen von der Leine und sie unbekümmert schönen Fußball spielen lassen, das war und ist Zers Credo. Laptop-Trainer – das ist ihm fremd. Ohne das intakte Biebricher Gesamtgefüge sei der Aufschwung der 02-Zweiten aber kaum möglich gewesen, bekennt Volkan Zer und verweist auf Chefcoach Nazir Saridogan. „Er macht Top-Arbeit. Ich bin überzeugt, dass Biebrich unter ihm in die Hessenliga aufsteigen kann“, sieht Zer im Coach des Verbandsliga-Teams ein absolutes Vorbild. David Schug, Sportlicher Leiter der Ersten, Klaus Tobies, in gleicher Funktion beim Unterbau eine feste Größe, dazu das A-Junioren-Trainerteam um Salih Dik-Fesci – die Rädchen greifen ineinander.

Rabenschwarzer Tag wurde zum Garant des Aufstiegs

So wurde die U23 zur Plattform für A-Jugendtalente und zum Zulieferer von jungen Spielern für den Verbandsliga-Kader. Um parallel in der Kreisoberliga zu wirbeln und auch von den Gegnern Anerkennung zu erfahren. Doch ausgerechnet im Hinspiel der Aufstiegsrunde zur Gruppenliga gegen die TSG Wörsdorf sollte ein rabenschwarzer Tag für eine 1:4-Pleite sorgen. „Die Jungs waren extrem nervös. So etwas kann passieren, das ist nicht schlimm. Letztlich waren die Tore vier Geschenke. Aber wir geben nicht auf“, sagte Zer seinerzeit nach dem Spiel. Im festen Glauben, das Ergebnis noch umbiegen zu können. Sein Vertrauen in die Mannschaft fand im 6:0-Rückspiel-Sieg und dem dadurch besiegelten Aufstieg eine eindrucksvolle Bestätigung.

Dass sich jetzt aus dem Aufstiegsteam etliche Talente verabschiedet haben, um teils oberhalb der Gruppenliga die Herausforderung zu suchen – Kevin Faro und Yassin Khamal etwa beim SV Wiesbaden – findet Volkan Zer einerseits schade. Auf der anderen Seite erfüllt es ihn mit Stolz, dass die starke Saison mit der 02-Zweiten dafür gesorgt hat. Neue Talente einbauen und fördern, diese Herausforderung für die Gruppenliga werden Volkan Zer und Ümit Balikci genauso leidenschaftlich angehen wie die vergangene Runde. Bei Biebrich 02, der nunmehr nicht mehr grauen, sondern blauen Renn-Maus.