Plötzlich ging es um die Familie. Bundestags-Vize Omid Nouripour (50, Grüne) war sichtlich aufgewühlt, als Sandra Maischberger (58) ihm Bilder der verheerenden Luftangriffe auf Teheran zeigte.

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Denn: Nouripour, in der iranischen Hauptstadt geboren und mit 13 Jahren nach Deutschland emigriert, musste in dem vernichtenden Bombenhagel auch um das Überleben eigener Verwandter fürchten: „Viele haben die Stadt verlassen, auch von meinen Leuten. Viele haben es nicht geschafft, die Stadt zu verlassen, auch von meinen Leuten.“

Sein beklemmender Bericht: „Für die meisten ging es in den letzten Tagen erst mal darum, dass man nicht von den Bomben getroffen wird. Für die Älteren, die den Krieg (gegen den Irak, d.Red.) in den 1980er Jahren erlebt haben, war es eine massive Retraumatisierung, dass jetzt wieder Bomben in der Nachbarschaft gefallen sind!“ Denn, so der Bundestags-Vize: „Ganz viele haben versucht, die Stadt zu verlassen. Gerade auch nachdem Trump das gesagt hat.“ Aber: „Es gab keinen Sprit, und die Allermeisten konnten gar nicht weg.“

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Seine Schilderung der chaotischen Zustände: „Teilweise gab es in reichen Vierteln am Kaspischen Meer kein Boot mehr, weil auf einmal so viele Leute gekommen sind. Da kann man sich vorstellen, wie es in den ärmeren Vierteln war.“ Nouripours Sorge: „Wenn Trump jetzt erklärt, naja, ich kann auch wieder reinballern – das ist jetzt meine Wortwahl –, dann überlegen Sie auch, ob Sie jetzt wieder zurückgehen sollen. Man traut dem Waffenstillstand noch nicht.“

Nouripour zum Kommentar Bundeskanzler Merz, es wäre gut, wenn das Mullah-Regime an sein Ende käme: „Ich finde das richtig! Das ist ein Regime, das unglaublich viel Terror und Unfreiheit über die gesamte Region gebracht hat.“ Dafür anhaltender Beifall.

Nouripour über die grausamen Gefahren in der Heimat seiner Familie: „Es gibt eine massive Verhaftungswelle seit drei Tagen im Iran. Das Regime will zeigen, dass es noch handlungsfähig ist. Es gibt zunehmend Gerüchte, dass es jetzt auch eine Hinrichtungswelle gibt.

Omid Nouripour ist seit März 2025 Bundestagsvizepräsident, davor war er Parteichef der Grünen

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Foto: Michael Kappeler/dpa

Sein bedrückendstes Beispiel: „Das größte politische Gefängnis des Landes ist gerade evakuiert. Das Tor ist beschossen worden. Es gibt 80 bis 200 Verletzte, politische Gefangene, alleine durch die zerfetzten Scheiben. Schnittwunden, die nicht behandelt worden sind vom Regime.“ Folge der Verlegungen in andere Gefängnisse, so Nouripour: „Teilweise sind die Leute in dieselben Zellen gekommen wie Mörder und Vergewaltiger. Teilweise sind sie in Geheimgefängnissen, aus denen normalerweise niemand je zurückkommt.“

Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (53, CSU) über die Hoffnung des Kanzlers auf einen Regimewechsel: „Das ist gut, genau aus den Gründen, die Omid gerade genannt hat. Dieses Regime hat nicht nur den Nahen Osten mit Terror überzogen. Die Welt wäre sicherer ohne das.“ Guttenbergs Fazit: „Ich finde es gut, dass sich der Bundeskanzler in dieser Frage klar positioniert. Diese klare Positionierung gab es auch von Trump.“

Grünen-Chef im BILD-Talk: Omid Nouripour über sein Kriegs-TraumaGrünen-Chef im BILD-Talk: Omid Nouripour über sein Kriegs-Trauma

Quelle: Tanja May21.09.2024