Es ist eine Premiere. Statt beim Heusteigviertelfest wird Ende Juni im Süden nun auf dem Schoettle-Platz gefeiert.

Es passiert, was immer passiert. Noch bevor das Fest begonnen hat, gibt es schon Proteste. Von Donnerstag bis Sonntag wird erstmals auf dem Schöttle-Platz im Stuttgarter Süden gefeiert. Abgesehen von der Bremerin Goldy mit Bands und Musikern aus der Nachbarschaft, mit Vereinen aus dem Bezirk, die sich und ihre Arbeit präsentieren.

Nachbarn beschweren sich

„Ein Fest, das verbindet“, so werben die Organisatoren Thomas Fadini und Mirko Buxbaum. Manche Anwohner sehen eher das Trennende. Etwa, dass sie zwei Tage lang von ihrem Parkplatz in einer Tiefgarage getrennt sind. Die Ein-und Ausfahrt führt über das Gelände an der Matthäuskirche, war bei diversen Festen in den Vorjahren die Fahrt an den Menschen vorbei noch möglich, ist sie nun untersagt. Auch beim Afrika-Festival nächstes Wochenende lässt die Stadt die Ausfahrt und Einfahrt nicht mehr zu.

Noch mehr Toiletten

Man habe auf kostenlose Ausweichparkplätze verwiesen, sagt Buxbaum. „Aber natürlich ist das erst einmal anstrengend, wenn man mit Gewohnheiten bricht“, sagt er. Insofern könne er den Unmut verstehen. Auch eine Petition von Nachbarn hat den Projektleiter Busbaum und den Architekten Fadini erreicht. Mit der ausbuchstabierten Sorge vor Müll, Lärm und Wildpinklern. Da überlege man gerade, den Hof der Petenten mit einem Bauzaun zu schützen. „Wir sind in Kontakt“, sagt er. Man habe zudem noch mehr Pissoirs als geplant aufgestellt.

Das Afrika-Festival findet seit Jahren auf dem Schoettle-Platz statt. Foto: Andreas Rosar

„Von Nachbarn für Nachbarn“, so bringt Bezirksvorsteher Jonathan Makurath das neue Fest auf einen Nenner. Dass nicht alle Nachbarn dies so empfinden, damit hat auch er gerechnet. Dennoch hat der Bezirksbeirat das Fest unterstützt, mit Wohlwollen und 5000 Euro. Nicht zuletzt, weil der Festkalender im Süden eine Lücke hatte. Traditionell fand Ende Juni immer das Heusteigviertelfest statt, dort hatten die Macher sich eine Bedenkzeit ausbedungen, zu aufwendig war das Planen geworden, zu heftig der Andrang mit all den Problemen, die dazugehören.

Unterstützung vom Bezirksbeirat

„Wir brauchen Gelegenheiten, bei denen Menschen sich begegnen“, sagt Makurath. Zumal Samstag und Sonntag viele Vereine aus dem Bezirk sich zeigen können, etwa die Stolperstein-Initiative, die Naturfreunde, der Verein Garnisonsschützenhaus oder die Initiative solidarische Nachbarschaft Schoettle-Areal. Und für sich und ihre Anliegen werben. Dass Zustimmung sich leise zeigt und Kritik laut, sind die Macher gewöhnt. Seit 23 Jahren veranstalten sie das Feuersee-Fest. An einem Ort, an dem die Anwohner ja weitaus geplagter sind als jene am Schoettle-Platz. Da habe man aber die Erfahrung gemacht, wenn sie zum Fest luden, blieben die wilden lauten Party aus.

Auf der Suche nach Räumen

Am Feuersee haben sie sich etabliert. Und weil sie stets „Räume suchen“ sind sie auf den Schoettle-Platz gestoßen. Ein Raum, auf dem sich Leben entfalten, man zusammenfinden kann. Und haben sich schon vor der Absage des Heusteigviertelfests mit dem Stuttgarter Süden beschäftigt. Im Winter waren sie im Bezirksbeirat haben die Rahmendaten vorgestellt, 8000 erwartete Besucher, 41 000 Euro Kosten, – und überzeugten. Nun also die Premiere. Mit Störgeräuschen.

Aber die Erfahrung machen ja mittlerweile alle Veranstalter. Man braucht eine dicke Haut. Vor dem Fest und während des Festes. Denn kaum hat die Sause begonnen, werden die Handys gezückt und via sozialer Netzwerke gemeckert, zu teuer, zu wenig Bierstände, zu wenig Toiletten. Beim Feuerseefest hat sich einer beschwert, das Bier sei mit 5 Euro für den halben Liter viel zu teuer, da könne er gleich aufs Volksfest gehen. Dieser Kritikaster wird sich freuen zu hören, das Bier kostet auf dem Schoettle-Platz nur 4,90 Euro. Und der halbe Liter Sprudel 2,50 Euro. Wohl bekomm’s.