Stand: 26.06.2025 11:37 Uhr

Seit den Spielen 2024 in Paris ist die iQFOiL-Klasse olympisch. Bei der Kieler Woche surfen sie und die Wingfoiler jetzt in einem Revier, das vielleicht olympisch werden könnte: der Kieler Förde vor Stein.

von Julia Jänisch

In der 900-Einwohner-Gemeinde Stein (Kreis Plön) an der Ostsee ist normalerweise nur bei Strandwetter viel los. Doch seit Beginn der Kieler Woche tummeln sich 130 Athlethen zwischen Deichwiese, Strand und Kieler Förde. Sie kommen aus der ganzen Welt – unter anderem Thailand, Hongkong, Argentinien – und treten im Wingfoiling und der iQFOiL-Klasse an.

Kielerin Sophia Meyer startet in iQFOiL-Klasse

Sophia Meyer aus Kiel ist eine von ihnen. Sie startet bei den U-23 Seniorinnen der iQFOiL-Klasse – an Stein schätzt sie besonders die Graswiese auf dem Deich. Dort bauen sie und die anderen vor den Rennen ihr Equipment auf. „Die Wiese ist natürlich sehr praktisch, weil man dadurch sein ganzes Material nicht kaputt macht und das Segel zerkratzt nicht. Wir brauchen einen weichen Untergrund und das ist deutlich besser als so eine Betonfläche.“

Bedingungen für Sportler in Stein gut

EIne Station auf der Kieler Woche bei der "Foiling" ausprobiert werden kann

Eine Station auf der Kieler Woche, bei der Foiling ausprobiert werden kann.

Auch sonst sind die Bedingungen an Land in Stein gut, sagen sie und andere Sportler. Im Hafen von Marina Wendtorf nebenan können die Regatta-Begleitboote liegen, Toiletten und Duschen gibt es auch. Sophia Meyer fehlen nur zwei Dinge: „Ein großes Zelt, damit unser Equipment nicht nass wird und kostenlose Parkplätze.“

Sportler und Besucher teilen sich Parkplätze – und die sind knapp

Die Parkplätze in der Gemeinde Stein sind bei Sonne am Wochenende schon oft vormittags voll belegt. So war es auch am ersten Kieler-Woche-Wochenende. Ein Problem für die Segler: Die müssen strandnah parken können, um ihr Material ausladen zu können. Viele fanden nach eigenen Angaben keinen Parkplatz und bekamen sogar einen Strafzettel. „Da müssen wir noch dran arbeiten, dass da ein exklusiver Parkplatz zur Verfügung gestellt wird – die Besucher müssen dann vielleicht auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen“, sagt Dirk Ramhorst, Regatta-Organisationsleiter der Kieler Woche.

Idee: Mehr öffentlicher Nahverkehr nach Stein

Zwischen Stein und Kiel Hbf gibt es Busse, auch eine Fährfahrt nach Laboe (Kreis Plön) mit anschließendem Umstieg in den Bus ist möglich. Bisher dauern diese Verbindungen aber zwischen 50 Minuten und eineinhalb Stunden. Dirk Ramhorst kann sich daher Shuttlefähren und -busse, gerade zu den Tagesrandzeiten, vorstellen.

Sieben Windstärken zur Kieler Woche 2025

Wichtiger als die Infrastruktur an Land sind natürlich die Bedingungen auf dem Wasser für die Sportler. Jeden Wettkampftag konnten die iQFOiLer neue Kurse fahren – denn vor Stein ist viel Platz. Bis zu sieben Windstärken sorgten für schnelle Rennen. Aufgrund der geschützten Lage der Kieler Bucht bleiben bei starkem Wind die Wellen flach. Genauso, wie es die Surfer brauchen.

Im letzten Jahr fanden die olympischen Segelwettbewerbe in Marseille (Frankreich) statt – in drei Jahren in Los Angeles (USA). Große Namen – doch Stein kann da sehr wohl mithalten, sagt Dirk Ramhorst:

Ein großer Unterschied zu Marseille ist: Wir haben Wind und wir sehen auch, dass wir hier bei viel Wind den Sport auch betreiben können, das ist bei anderen Revieren eben nicht möglich.

Dirk Ramhorst, Regatta-Organisationsleiter

So sieht es auch Gonzalo Costa Hoevel, Präsident der internationalen iQFOiL-Klasse: „Stein ist nicht schlechter als LA. Ich würde sagen, beide Orte liegen gleichauf. Und in Marseille sind wir auch vom Strand aus gestartet, hatten einen Pier genau wie hier. Ich weiß nicht, warum Stein schlechter sein sollte.“

Weniger Athleten bei Olympia als bei der Kieler Woche

In allen Segeldisziplinen gehen während der Kieler Woche 4500 Athleten an den Start – bei den Olympischen Spielen wären es nur 380. In der iQFOiL-Klasse, die in Stein starten würde, wären es dann nur 30 Athleten. Sollte die Wingfoil-Klasse auch noch olympische Disziplin werden, wären es noch ein paar mehr – aber immer noch deutlich weniger als die 130 Athleten, die dieses Jahr bei der Kieler Woche in beiden Klassen an den Start gegangen sind.

Meyer: Olympische Spiele zu Hause wäre was ganz Besonderes

Olympische iQFoil-Wettbewerbe in Stein könnten 2036 stattfinden – falls sich ein deutscher Hauptaustragungsort zusammen mit Kiel als Segelstandort durchsetzt. „Olympische Spiele zu Hause wäre natürlich was ganz Besonderes. Ich glaube, jeder Athlet würde sich darüber freuen“, sagt iQFOiLerin Sophia Meyer. Und Gonzalo Costa Hoevel ergänzt: „Wenn ihr die Olympischen Spiele hier ausrichten wollt: Das können wir schaffen!“ Vor möglichen Olympischen Spielen stehen noch ein paar Kieler Wochen an: Auch im nächsten Jahr wieder mit den iQFOiLern in Stein.

Boote der 49er FX-Klasse sind zum Start bereit bei einer Wettfahrt im Rahmen der Kieler Woche auf der Förde vor Schilksee.

Die Landeshauptstadt will zum dritten Mal Austragungsort werden. Neben Schilksee sollen neue Reviere dazukommen.

Windfolien in der Kieler Förde.

Mit Wingfoiling startet nicht nur eine neue Sportart auf der Kieler Woche, auch ein neuer Ort steht auf dem Plan.