Berlin/Teheran – Die Mullahs haben eine militärische Niederlage erlitten. Aber ist ein Atom-Deal mit dem Regime wirklich möglich? Israelische Experten fürchten, dass der Iran sein Ziel einer Atombombe nicht aufgegeben hat. In den USA werden derweil neue Bedingungen für ein Abkommen mit Teheran aufgestellt.

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In Israel wird der Krieg gegen den Iran als Erfolg gesehen. Das Atomprogramm wurde zurückgeworfen, die Flugabwehr größtenteils zerstört, zahlreiche Top-Generäle wurden ausgeschaltet. Doch manche sagen, dass Israel die Operation zu früh gestoppt hat. „Es gibt nichts Gefährlicheres, als einen verwundeten Löwen zurückzulassen“, sagte etwa der frühere Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Israel habe eine bedingungslose Kapitulation erzwingen müssen – stattdessen seien langwierige Atomverhandlungen mit ungewissem Ausgang zu erwarten.

▶︎ Auch der israelische Iran-Experte Eran Lahav (Denkfabrik „IDSF“) ist nicht davon überzeugt, dass die Gefahr der Mullahs mit dem 12-Tage-Krieg gebannt werden konnte: „Das Regime hat überlebt und proklamiert das als Sieg.“ Mit seinen Angriffen habe Israel es nicht vermocht, die Herrscher „in die Knie zu zwingen“.

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Den militärischen Rückschlägen wirken die Mullahs mit Propaganda entgegen: „Seit Beginn des Krieges versucht Teheran, Stärke auszustrahlen, indem es Falschinformationen über vermeintliche Opferzahlen in Israel oder angeblich gefangen genommene israelische Piloten verbreitet hat.“

Dies, so Lahav, zeige die Entschlossenheit des Regimes, zu überleben. Und er ist sicher: Der Iran wird alles tun, um seine Verbündeten wie die libanesischen Hisbollah-Terroristen wieder aufzurichten und sein Atomprogramm fortzuführen.

Mullahs werden warten, bis Trump weg ist

Denn: „Der Iran hat seinen berühmten Korridor von Teheran bis Beirut verloren.“ Durch den Fall des Regimes in Syrien können die Mullahs nicht mehr ungehindert Waffen in den Libanon schicken. Und auch im Libanon selbst hat der Iran seit der Tötung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah massiv an Einfluss verloren.

Hisbollah-Anhänger in Beirut halten Fotos des getöteten Terror-Chefs Hassan Nasrallah und seines langjährigen Förderers, Irans Ober-Mullah Ali Chamenei, in die Luft

Hisbollah-Anhänger in Beirut halten Fotos des getöteten Terror-Chefs Hassan Nasrallah und seines langjährigen Förderers, Irans Ober-Mullah Ali Chamenei, in die Luft

Foto: Anadolu via Getty Images

Auch das teils zerstörte Atomprogramm würden die Mullahs nicht einfach aufgeben, so der israelische Experte. „Ich denke, sie werden versuchen, auf ihre altbewährte iranische Taktik zurückzugreifen: die Verhandlungen in die Länge zu ziehen und gleichzeitig jegliche Inspektionen der Atomanlagen zu vermeiden. So wollen sie Zeit schinden – in der Hoffnung, dass sich die politische Lage in Washington mit der nächsten Regierung ändert.“ Das heißt: Bis ein Präsident an die Macht kommt, der – anders als Donald Trump (79) – nicht militärisch gegen den Iran vorgehen wird.

US-Senator: Iran muss Israel anerkennen

Die USA erhöhen derweil den Druck auf Teheran. Trump erklärte bereits, er würde erneut zu militärischer Gewalt greifen, wenn der Iran wieder versuchen sollte, Uran anzureichern. Der mächtige republikanische Senator Lindsey Graham sagte der israelischen Zeitung „Israel Hayom“, dass er neue Bedingungen an die Mullahs stelle: „Ich unterstütze Diplomatie – aber nur, wenn sie zu einem klaren Ergebnis führt: Ein nicht-nuklearer Iran, der keinen Terror unterstützt und das Existenzrecht Israels anerkennt. Ohne diese drei Bedingungen ist jedes Abkommen nichts weiter als Augenwischerei.“

US-Senator Lindsey Graham (69)

US-Senator Lindsey Graham (69)

Foto: ANDREW HARNIK/Getty Images via AFP

Das heißt: Teheran müsste nicht nur sein Atomprogramm stoppen und die Terror-Finanzierung beenden, sondern auch seine Vernichtungskampagne gegen den jüdischen Staat aufgeben.

Die Schwächung des Iran berge große Chancen für die Region: „Die Hisbollah ist geschwächt, die Hamas zerstört, und Syrien hat sich aus dem Bündnis zwischen Russland und dem Iran gelöst“, so Graham. Er sei „noch nie so optimistisch wie jetzt“.

Zur Person:

Eran Lahav ist Terrorismus-Experte bei der israelischen Denkfabrik „Israel’s Defense and Security Forum“. Sein Fokus liegt auf der vom Iran finanzierten Terror-Achse (z.B. Hisbollah, Hamas) im Nahen Osten, er verfasste eine Biografie des iranischen Terror-Generals Qassem Soleimani, der von Trump getötet wurde. Seinen Wehrdienst leistete Lahav in einer Geheimdienst-Einheit des israelischen Militärs ab.