Dokville 2025 in Stuttgart: Özdemir: An Kultur nicht sparen! Großer Andrang: Dokville 2025 im Hospitalhof Foto: Jan Sellner

Dem Rechtsruck begegnen, aber wie? Darüber diskutieren Dokumentarfilmer bei ihrem Branchentreffen in Stuttgart. Cem Özdemir nutzt dies für ein Plädoyer für die Kultur.

Cem Özdemir, Grünen-Spitzenkandidat für die baden-württembergische Landtagswahl 2026, hat eine „verlässliche Finanzierung“ von Kunst- und Kulturangeboten gefordert. Die Kunst sorge für die „weisen, differenzierten Zwischen- und Grautöne, die in den dröhnenden Filterblasen kaum mehr gehört werden?“, sagte er am Donnerstag zum Auftakt des prominent besetzten zweitägigen Dokumentarfilm-Branchentreffs Dokville im Stuttgarter Hospitalhof, das sich mit dem Thema „Rechtsruck Deutschland“ beschäftigt. Die prekäre finanzielle Lage vieler Kommunen führe dazu, dass häufig bei der Kultur gespart werde: „Dabei sind die kommunalen Kinos, die Theater und die soziokulturellen Zentren jene Orte des Zusammenkommens, die wir so dringend brauchen.“

Wichtig für die Demokratie sei außerdem ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk, sagte Özdemir. Der Grünen-Politiker forderte in dem Zusammenhang Mut, „sich über Klickzahlen und Quoten hinwegzusetzen“. Die Öffentlich-Rechtlichen müssten auch dann unbequem bleiben, wenn der gesellschaftliche Trend zum Gefälligen gehe.

Als dritte „unverzichtbare Säule“ bezeichnete Özdemir eine zeitgemäße Medienbildung. Mit der Einführung des Schulfachs Informatik und Medienbildung an allen weiterführenden Schulen im Herbst, gehe das Land einen wichtigen Schritt voran. Darüber hinaus brauche es „eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir Medien in den Schulen nutzen wollen“. Die Jugendlichen dürften sich in den digitalen Blasen nicht selbst überlassen bleiben, sagte Özdemir: „Wir müssen den Dialog in der analogen Welt stärken.“

Bei dem vom Haus des Dokumentarfilms organisierten Treffen diskutieren Dokumentarfilmer, Journalisten, Rundfunkvertreter und Politiker angesichts des politischen Rechtsrucks in Europa über die Frage: „Wie ist es um unsere Demokratie und unser Einstehen für eine demokratische Gesellschaft bestellt?“ Zu den Rednern zählte auch der Publizist Michel Friedman. Eric Fiedler Geschäftsführer und Programmplaner im Haus des Dokumentarfilms formuliert das Anliegen des Branchentreffs so: „Dokville 2025 eröffnet in einer politischen Schieflage einen Debattenraum“. Am Freitag diskutieren unter anderem Campino von den Toten Hosen und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).