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Robbie Williams begeistert seine Fans in Gelsenkirchen. © Andreas Rother
„King of Entertainment“: So war der Tourauftakt von Robbie Williams in Deutschland in der ausverkauften Veltins Arena in Gelsenkirchen.
Gelsenkirchen – „Habt Ihr mich vermisst?“, fragt Robbie Williams rhetorisch zum Deutschland-Auftakt seiner „Britpop“-Tour in der ausverkauften Gelsenkirchener Arena. Der aufbrandende Jubel lässt den eindeutigen Schluss zu: Ja. Es ist ja auch lange her, dass er in der Ruhrgebietsstadt zuletzt aufgetreten ist. Oder: „Willkommen Gelsenkirchen, oder wie der verfluchte Platz hier heißt“. Es geht großmäulig weiter. Und natürlich auch selbstbewusst – auf den am Merch-Stand teuer verkauften T-Shirts steht als Selbstbeschreibung Narzisst. „Michael Jackson sagte: Ich bin der King of Pop. Ich habe mich daher entschieden, zu sagen: Ich bin der King of Entertainment.“
Robbie Williams begeistert seine Fans in Gelsenkirchen. © Andreas Rother
Und das beweist der Brite in den folgenden zwei Stunden mit einer mitreißenden, überwältigenden Show, die mitunter zu einem selbstreferenziellen, aber höchst unterhaltsamen Abend wird. „Das ist meine Band. Das ist meine Kunst“, sagt der Sänger. Er hat bei toller Akustik eine spielfreudige Band, acht Tänzerinnen und zwei Background-Sängerinnen zur Unterstützung dabei. Aber die Zahl der fliegenden Büstenhalter hat deutlich abgenommen.
Es fliegen weniger BHs als früher
Es ist ein atemberaubender Triumphzug für den 51-jährigen Briten mit einem Best-of-Set durch seine Lebensgeschichte, inklusive Take-That- und Swing-Anleihen. Und es ist eine Rückkehr: Bereits im Sommer 2003 spielte der selbsternannte „Robbie ‚Fucking‘ Williams“ in dem Fußball-Stadion. Diesmal legt er gleich los. Als Astronaut kommt er zum Song „Rocket“ auf die Bühne, startet wie ein Raketenmann vom Bühnenaufbau, um gleich danach „Let me enterain you“ anzustimmen – es wird das Motto des Abends bis hin zum Schlussakkord mit „Angels“ und Tausenden Handylichtern.
Williams zeigt sich wie immer als charmantes Großmaul, der nach Ausflügen in Film, mit seinem Biopic „Better Man“, und bildende Kunst mit einem Paukenschlag auf die Stadionbühne zurückkehrt.
Robbie Williams singt für Patricia „She‘s the one“ © Frank Zöllner
Die Show beginnt mit einem nachdenklichen Video, das den Einfluss moderner Technologie auf die Popkultur kritisiert – inklusive eines täuschend echten Deepfake-Elvis, der sich gerne Tickets für ein Robbie Williams-Konzert kaufen möchte. Die Botschaft: Nur einer kann die Branche retten – der Mann mit 15 Nummer-eins-Alben und 85 Millionen Tonträgern. Williams, der klar macht: Dies ist kein gewöhnliches Konzert, sondern eine Reise und Bestandsaufnahme durch sein Leben, wie er es schon mit dem Biopic angefangen hat. Er wirkt manchmal wie ein Prediger seiner selbst, fordert das Annehmen „unseres inneren Cringe“, dazu hat er einen pinken Anzug an und eine riesige Federboa umgeworfen und singt „My Way“. Der Superstar erzählt, dass seine Familie ihn gerettet hat, dass er aber Angst davor habe, irgendwann nicht mehr in ausverkauften Stadien spielen zu können – er wisse nicht, wie er mit einem Bedeutungsverlust umgehen würde.
Robbie Williams – Britpop in GelsenkirchenFotostrecke ansehen
Seine Zeitreise führt ihn durch ein Feuerwerk aus Hits, Selbstinszenierung wie ein KI-gesteuertes Gespräch mit seinem eigenen 16-jährigen Ich – wie immer mit viel frecher Ironie. Natürlich darf auch „New York, New York“ nicht fehlen.
Er entdeckt im Publikum Patricia. Die war zum Tourauftakt in Edinburgh auch schon dabei. Da sie aber keine Schottin ist, konnte er ihr nicht dieses eine, besondere Lied an diesem Ort widmen. „Hast Du geglaubt, dass ich Dich wiedererkenne? Ich habe Dein Lächeln und Deine Augen nicht vergessen“, fragt und sagt Robbie Williams zu der gerührten Frau, die passend zum Auftrittsort ein Trikot des FC Schalke trägt. Und dann bekommt sie mit Verspätung ihr Lied, die hymnische Ballade „She‘s the one“ auf einem Hocker vorgetragen. Das hat der Sänger schon immer und überall gemacht, ist dabei aber wie immer galant und zugewandt. Er bleibt für Selfies vor Fans stehen, schüttelt Hände, gibt Küsschen, gibt sich nahbar. Es gibt eine Bühne in der Mitte des Stadions. „Coldplay hatte eine C-Stage, also will ich auch so eine“, begründet Williams dies und singt dort „Supreme“.
Der Abschluss mit „My Way“, begleitet von einer Big Band und donnerndem Blechbläser-Sound, verleiht Williams tatsächlich etwas Königliches. Der darauffolgende Zugabenblock beginnt mit „Feel“, einem Song, der seine Zweifel und die Last seiner Rolle thematisiert – plötzlich ist er ganz ernst. Dieser Kontrast berührt. Und zu „Angels“ zum stimmungsvollen Abschluss ist fast das gesamte Stadion durch Handylichter beleuchtet.
Ein großes Poster, auf dem „Robbies Revier“ steht, hängt in der Innenstadt. Infostände, Merchandise, Klebetattoos, Masken und Musik stimmten die Fans von Robbie Williams auf das Konzert am Abend in der Veltins Arena ein. © Fabian Strauch/dpa
Nach Gelsenkirchen stehen für Robbie Williams in Deutschland noch Hannover (30.6.), Leipzig (9.7.), Berlin (21. und 22.7.), München (26.7.) und Frankfurt (10.8.) auf dem Tour-Plan. Insgesamt gastiert Williams mit seiner Europa-Tour in knapp 30 Städten – meist in großen Stadien und Arenen.
Der Brite ist mit mehr als 85 Millionen verkauften Alben weltweit einer der erfolgreichsten Pop-Musiker. Im Teenageralter wurde er als jüngstes Bandmitglied von Take That berühmt, stand aber noch ein wenig im Schatten von Bandleader Gary Barlow. Nach der Auflösung der Boygroup wurde Williams als Solokünstler zum Superstar – mit Hit-Singles wie „Angels“, „Let Me Entertain You“, „Rock DJ“ oder „Feel“.
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