Es war eine Art kapitalistische Luftbrücke: Vor der Einführung neuer US-Zölle auf Waren aus aller Welt – die mittlerweile teilweise wieder zurückgenommen wurden – hat Apple versucht, möglichst viele Geräte in die USA einzufliegen. Mittlerweile werden weitere Details zu der Aktion bekannt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, sollen allein aus Indien, wo der Zoll anfangs „nur“ 26 Prozent betragen sollte, 600 Tonnen iPhones importiert worden sein. Es habe sich um mindestens 1,5 Millionen Smartphone-Einheiten gehandelt.

Zuvor hatte Apple die Produktion extra intensivieren lassen, um möglichst hohe Stückzahlen aus den Fabriken zu erhalten, so der Bericht. Die Zölle haben also zumindest kurzfristig die Wirtschaft in Indien angekurbelt und die Handelsbilanz der USA verschlechtert.

Apples Motto: „Beat the tariffs“

Die Abfertigung am Flughafen Chennai im Staat Tamil Nadu, in dem es eine wichtige iPhone-Fabrik gibt, sei statt der üblichen 30 auf nur sechs Stunden beschleunigt worden. Apple hat damit ein Modell repliziert, das der Konzern bereits an Flughäfen in China verwendet, um die Ausfuhrgeschwindigkeit zu steigern – den sogenannten „grünen Korridor“. Rund „sechs Cargo-Jets“ mit jeweils 100 Tonnen Beladung seien seit März abgeflogen, mindestens einer in dieser Woche. Rechnet man etwa mit dem iPhone 14, das 350 Gramm wiegt, käme man bei besagten 600 Tonnen auf 1,5 Millionen Geräte, rechnet Reuters – unter Ergänzung des Ladekabels und der Verpackung.

Dennoch sind diese Gerätemengen ein Tropfen auf den heißen Stein. Apple produziert und verkauft pro Jahr über 200 Millionen iPhones, von denen die meisten aus China kommen; aus Indien sind es ungefähr 15 Prozent. Einst ging es Apple vor allem darum, „indische“ iPhones vor Ort oder anderswo in Asien zu vertreiben, doch aufgrund der aktuellen Situation soll rund ein Fünftel aller in den USA verkauften iPhones nun aus Indien stammen.

Die Produktserie befindet sich in einer Zwischenphase. Zuletzt ist im Frühjahr das Einsteigermodell iPhone 16e auf den Markt gekommen. Spannend wird es wieder im Herbst, wenn die iPhone-17-Generation erscheint.

Zölle ausgesetzt, aber nicht für China

Die Trump-Administration hat zuletzt beschlossen, die neuen Zölle, die quasi für jedes Land der Welt außer Russland und Nordkorea galten, für 90 Tage auszusetzen. Neue Zölle für Kanada und Mexiko behalten die USA allerdings bei. China erhielt nochmals höhere Zölle von bis zu 155 Prozent. Die Volksrepublik hat Gegenzölle auf US-Produkte eingeführt. Die Kapitalmärkte fahren seit Ankündigung der Zölle Achterbahn.

In Indien soll die iPhone-Produktion deshalb zuletzt nochmals erhöht worden sein. Teams bei Foxconn India arbeiten jetzt auch sonntags, insgesamt sollen 20 Prozent mehr Handys die Fabriken verlassen. Foxconn und Tata, die beiden Fertiger auf dem Subkontinent, betreiben dort mittlerweile drei Fabriken. Deren Aufbau war nicht leicht; so hat China versucht, den Wissens- und Maschinenexport nach Indien zu verhindern.

(bsc)