Nach einem Unwetter in Berlin ist die Berliner Feuerwehr erneut im Dauereinsatz. Binnen kurzer Zeit wurden 580 wetterbedingte Einsätze registriert, wie ein Feuerwehrsprecher gegen 20.30 Uhr sagte. Bislang gebe es zwei Schwerverletzte infolge des Unwetters. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt.

Beide Menschen wurden in Heiligensee verletzt. Einer war laut Feuerwehrsprecher zu Fuß unterwegs. Er wurde von einem umstürzenden Baum getroffen und fiel in einen Graben. Der andere saß in einem Auto, das unter einem umgestürzten Baum begraben wurde. Beide Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht.

Nach Tagesspiegel-Informationen ist eine dritte Person verletzt worden. Wie ein Polizeisprecher sagte, wurde am Gendarmenmarkt ein Mensch durch herabstürzende Baugerüstteile am Kopf verletzt. Hier sei noch unklar, wie schwer.

In Potsdam wurde eine weitere Person von einer herabstürzenden Baumkrone im Neuen Garten lebensgefährlich verletzt.

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Gegen 18 Uhr kam das Unwetter

Von Westen kommend schob sich das Unwetter am frühen Abend langsam Richtung Berlin und traf die Stadt gegen 18 Uhr. „Derzeit laufen alle Notrufleitungen heiß“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem Tagesspiegel gegen 19.30 Uhr, es komme zu Verzögerungen. „Wichtig ist: Bleiben Sie dran!“, riet der Sprecher den Berlinern. Besonders oft rücke die Feuerwehr im westlichen Norden aus: Spandau-Nord, Heiligensee und Tegel. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Feuerwehr bereits 330 Einsätze.

S-Bahn stellt Verkehr ein

Gegen 18.30 Uhr stellte die S-Bahn den Zugverkehr wie auch am vergangenen Montag im gesamten Netz ein. Ab 19.30 Uhr fuhren die Linien nach und nach wieder an, beginnend mit S45 und S46 sowie der S9 zwischen BER und Treptower Park. Am Abend teilte die S-Bahn mit, „derzeit finden auf einigen Strecken Erkundungsfahrten statt. Wir prüfen, ob die Strecken frei sind oder durch Bäumen oder andere Gegenstände blockiert werden.“

Gegen 21.55 Uhr teilte die S-Bahn den aktuellen Stand mit – „Zugverkehr wie folgt“:

• die Linie S1 Wannsee Schönholz (Schönholz Oranienburg bis Betriebsschluss kein Zugverkehr)

• die Linie S2 verkehrt nicht

• die Linie S25 Teltow Stadt Priesterweg (Schönholz Hennigsdorf bis Betriebsschluss kein Zugverkehr), Zwischen Nordbahnhof Anhalter Bahnhof eingeschränkter Zugverkehr

• die Linie S3 verkehrt Erkner Westkreuz (Westkreuz Spandau bis Betriebsschluss kein Zugverkehr)

• die Linie S41 Zugverkehr aufgenommen

• die Linie S42 Zugverkehr aufgenommen

• die Linie S45 Flughafen BER Südkreuz

• die Linie S46 Königs Wusterhausen Westend

• die Linie S47 Schöneweide Spindlersfeld

• die Linie S5 Mahlsdorf Westkreuz

• die Linie S7 Ahrensfelde Charlottenburg, sowie Grunewald Potsdam Hauptbahnhof

• die Linie S75 Wartenberg Warschauer Straße

• die Linie S8 verkehrt nicht

• die Linie S9 verkehrt Flughafen BER Charlottenburg (Westkreuz Spandau bis Betriebsschluss kein Zugverkehr)

„Bitte beachten Sie, dass die Online Fahrplan-Auskunft nicht korrekt ist.“

Auch die BVG schränkte den Straßenbahn- und Busverkehr ein, hob die Einschränkungen ab 20 Uhr aber schrittweise wieder auf.

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Der Sturm tobte kurz, aber heftig: Aus Zehlendorf erreichten den Tagesspiegel um kurz nach 18 Uhr erste Berichte über „sehr starken Sturm mit teils heftigen Böen“. In Schmargendorf kamen „größere Äste und teils Blumentöpfe runter“, in Kreuzberg „flogen Äste“. In Kreuzkölln „war nach zehn Minuten wieder alles vorbei“.

Bereits vor 19 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder Entwarnung. Fotos und Videos im Netz zeigten vielerorts entwurzelte Bäume. Auf Instagram kursierten entsprechende Clips etwa aus Kreuzberg, Wittenau, Spandau. In Reinickendorf wurde einer Augenzeugin zufolge die Konradshöher Straße von acht oder neun umgestürzten Bäumen blockiert: „Sowas hatten wir noch nicht.“ Die Feuerwehr war im Einsatz, um diese wichtige Zufahrtsstraße wieder freizuräumen.

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Im Tegeler Forst seien Straßen kaum passierbar wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste, sagte ein Feuerwehrsprecher. Teils seien auch Boote auf Gewässern umgekippt, Menschen hätten gerettet werden müssen.

Umgestürzter Baum in der Gneisenaustraße Ecke Nostitzstraße in Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Auch in Spandau erneut böse Verwüstungen; hier Waldkrankenhaus.

© Arndt Meißner

Verspätungen und Ausfälle am Hauptbahnhof

Auch der Fernverkehr blieb nicht verschont. Am Berliner Hauptbahnhof strandeten Fahrgäste, weil es zu massiven Verspätungen und Ausfällen kam, etwa auf den Strecken nach Hannover und Hamburg.

Menschen strandeten am Berliner Hauptbahnhof.

© Cristina Marina

Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) schrieb bei „X“, Straßen seien wegen Feuerwehreinsätzen gesperrt. Unfälle und Einsätze gab es demnach unter anderem an folgenden Orten:

  • In Wilmersdorf auf der Paretzer Straße zwischen Blissestraße und Aachener Straße
  • Auf der A100 in Richtung Neukölln zwischen Kreuz Schöneberg und Alboinstraße
  • Auf der A111 Richtung Charlottenburg zwischen Stolpe und Waidmannsluster Damm

Böen mit Geschwindkeit von 110 km/h angekündigt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am frühen Abend eine Unwetterwarnung (rot, Stufe 3 von 4) auch für den Westen Berlins herausgegeben, der Osten blieb mit Stufe 2 orange. Am Nachmittag gab es bereits eine Warnung für mehrere Brandenburger Landkreise: Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz und die Stadt Brandenburg.

Laut DWD sollten Böen mit Geschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde in Berlin und Sturmböen von etwa 90 Kilometer pro Stunde in Brandenburg toben.

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Die Feuerwehr sah sich im Vorfeld gut vorbereitet. „Wir blicken gut gewappnet in den Abend“, sagte ein Sprecher am Nachmittag auf Nachfrage. „Wir wurden durch den DWD informiert, was uns bevorsteht, hatten heute zwei Telefonkonferenzen.“ Ein Großteil der Freiwilligen Feuerwehren befinde sich bereits in Bereitschaft, zudem sei Spezialtechnik wie Drehleitern in „fertig gemacht“ worden. „Also, ähnlich wie am Montag.“

Auch die S-Bahn sah sich vorbereitet

Auch am vergangenen Montag überraschte die Berliner S-Bahn die Berliner gegen 17.30 Uhr mit der Information, der Verkehr sei im gesamten Stadtgebiet eingestellt worden. Zu viele abgebrochene Äste lagen auf den Gleisen. „Vor allem bei zu erwartendem Extremwetter nutzt die Bahn Daten des Deutschen Wetterdienstes, um die Lage einzuschätzen und daraus Schlüsse für den weiteren Verlauf des Zugverkehrs zu ziehen“, kündigte ein Bahnsprecher am Nachmittag auf Nachfrage bereits an – also reduzierte Geschwindigkeiten etwa oder auch das Warten der Züge in den Stationen.

„Wenn ein Unwetter hereinbricht, konzentriert die Bahn alle Kapazitäten auf die Züge, die auf der Strecke stehen geblieben sind.“ Sobald es die Wetterlage und der Zustand der Strecke erlaubten, führen die Züge mit verringertem Tempo bis zum nächstgelegenen Bahnhof. „Wir bitten alle Fahrgäste um aufmerksames Beobachten der Online-Auskunftsmedien.“

Alles läuft normal am BER

Und wie war die Lage am BER? „Wenn es Gewitter gibt, sind wir verpflichtet, den Flugverkehr einzustellen“, sagt ein Sprecher im Vorfeld auf Nachfrage. „Aber wann und wie dieses Gewitter über den Flughafen zieht, lässt sich schwer voraussagen.“ Demnach verlasse sich auch der Flughafen auf Daten des DWD. „Sobald innerhalb eines Radius von drei Kilometern um den BER eine amtliche Unwetterwarnung vom DWD ausgesprochen wird, stellen wir den Betrieb ein.“

Am frühen Abend zeigten die Abflugs- und Ankunftstafeln des Flughafens keine geballten Unregelmäßigkeiten.

Stiftung warnte vor Betreten der Parks

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg warnte am Nachmittag angesichts des voraussichtlichen Unwetters vor dem Betreten der Parks und Grünanlagen.

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Bereits am Montag waren in Berlin durch das Sturmtief „Ziros“ Schäden entstanden. Den Angaben zufolge verlor der Schlossgarten Charlottenburg zwei Bäume. Auf der Pfaueninsel sei ein Baum umgestürzt, hieß es. Die Beseitigung der Schäden in allen Anlagen laufe und werde in den kommenden Tagen kontinuierlich fortgesetzt. Bei Windböen könnten jedoch von frei hängenden Ästen immer noch Gefahren ausgehen. Die Stiftung bitte deshalb alle Gäste ausdrücklich darum, die Hauptwege zu nutzen und mögliche Absperrungen zu beachten.

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In der Nacht sollen die Unwetter nach Angaben des DWD ostwärts abziehen. Nachts gibt es zunächst noch mancherorts Gewitter und Schauer, die dann Richtung Polen abziehen. Es kühlt ab auf 19 bis 16 Grad. Der Wind weht laut DWD nur noch schwach bis mäßig.

Am Freitag sind viele Wolken am Himmel bei Temperaturen von maximal 24 Grad. Zeitweise fällt schauerartig Regen, der zum Abend nachlässt. Dann lockert die Wolkendecke auch etwas auf. Der Wind bläst mäßig, vereinzelt gibt es ein paar Böen. In der Nacht zum Samstag bleibt es trocken. Die Temperaturen sinken auf 14 bis 11 Grad. (mit dpa und epd)