Ein Aquarellbild mit rosaroten Rosen vor dunkelblauem Hintergrund

AUDIO: „Wasserfarben“: Anselm Kiefer im Nolde Museum Seebüll (1 Min)

Stand: 26.06.2025 13:51 Uhr

Es ist wie eine kleine Revolution im Nolde Museum: Erstmals seit dem Tod Emil Noldes im Jahr 1956 ist ein zeitgenössischer Künstler zu Gast in Seebüll: Anselm Kiefer ist einer der bedeutendsten deutschen Maler der Gegenwart.

von Helgard Füchsel mit Informationen von Thomas Kahlke

Leuchtende Rottöne vor dunkelblauem Hintergrund. Die üppigen Rosen sind zwar nur angedeutet, aber dennoch klar als solche zu erkennen. „Orage de Roses“ hat der Künstler Anselm Kiefer sein Bild genannt, ein „Rosengewitter“. Und tatsächlich ist viel Bewegung in dem Aquarell. Der Hintergrund ist düster und fast schon Unheil verkündend. In der Schau sind 21 Werke des 80-Jährigen sind zu sehen. Die meisten sind kleinformatige Aquarelle im Vergleich zu den monumentalen Werken, die man sonst von ihm kennt.

Aquarelle von Kiefer und Nolde ähneln einander

Ein Aquarellbild von einem Turm vor dunklem Himmel

Das Aquarell „Dem unbekannten Maler“ von Anselm Kiefer aus dem Jahr 1982 wirkt finster und bedrohlich.

Die Ähnlichkeit zu Bildern von Emil Nolde ist nicht zu übersehen. Sie sind in der Schau nicht direkt zu vergleichen, denn das Nolde-Haus präsentiert die Werke der Künstler in unterschiedlichen Räumen. Tatsächlich ist Anselm Kiefer ein riesiger Nolde-Fan. Das heißt aber nicht, dass er einfach nur die Schönheit der Natur und der Kunst feiert. Während Nolde mit seinen leuchtenden Farbwelten als Meister des Aquarells gilt, verhandelt Kiefer im Aquarell tiefgreifende historische und philosophische Fragen.

„Ich versuche, die Dinge, die ich wahnehme in einen Zusammenhang zu bringen. In einen anderen Zusammenhang, als den, den es schon gibt, der mir angeboten wird. Ich schaffe eigentlich die Welt neu“, erklärt Kiefer. Die Aquarelle seien nicht einfach nur Kunstwerke, so der Direktor des Museums, Christian Ring. „Sie öffnen ein Fenster in tiefere Dimensionen des Seins.“

Emil Nolde: Als Künstler bewundert, als Mensch kritisiert

Weltweit bekannt ist Kiefer für seine monumentalen Werke. Darin beschäftigt er sich mit der deutschen Vergangenheit. Das gilt auch für die kleineren Aquarelle, die jetzt in den Räumen der Nolde-Stiftung zu sehen sind. Der Künstler setzt sich intensiv mit der deutschen Geschichte auseinander – mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust. Nolde dagegen hat seine Vergangenheit beschönigt und in Mythen aufgelöst. Er war von der nationalsozialistischen Ideologie fasziniert und war auch gleichzeitig deren Opfer. Seine Werke wurden 1937 in der Propaganda Ausstellung „Entartete Kunst“ diffamiert, doch er hoffte weiterhin auf Anerkennung durch das NS-Regime.

Nach dem Zweiten Weltkrieg glättete er diese Widersprüche in seinem Lebenslauf. Die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde übernahm diese Sicht, so das Nolde Museum Seebüll. Heute zeige das Museum das ganze Bild: die leuchtende Kraft seiner Kunst ebenso wie die vielschichtige Biografie. Anselm Kiefer bewundert den Künstler Emil Nolde, den Menschen aber sieht er kritisch. Das macht diese Ausstellung der Nolde-Stiftung so spannend.

Der deutsche Regisseur und Fotograf Wim Wenders (r.) bei der Weltpremiere von "Anselm" - der Doku über Anselm Kiefer (links neben Wenders) in Cannes

Wim Wenders hat bei mehreren Filmfesten seinen 3D-Film über Anselm Kiefer präsentiert, einem „Universalgenie“. Ein Gespräch über den Film und Kiefers Kunst.

Ein Mann sitzt in einem Garten und liest ein Buch.

Auch 70 Jahre nach seinem Tod wird der Garten so erhalten wie der Künstler ihn anlegen ließ. Ein Buch zeigt, was das Kleinod ausmacht.

Ein Aquarellbild mit rosaroten Rosen vor dunkelblauem Hintergrund

Giganten der Malerei: Anselm Kiefers Werke im Dialog mit Nolde-Kunst

Erstmals seit dem Tod Emil Noldes wird ein zeitgenössischer Künstler im Nolde Museum in Seebüll ausgestellt. Zwischen den Werken beider gibt es überraschende Gemeinsamkeiten.

Datum:
07.05.2025, 10:00 Uhr
Ende:
31.08.2025
Ort:

Nolde Museum Seebüll

Seebüll 31

25927

Neukirchen

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