Der schwedische Möbelriese Ikea senkt die Preise in den firmeneigenen Restaurants an Wochentagen um bis zu 50 Prozent reduziert – Kinder essen sogar kostenlos. Das Unternehmen will damit, wie es gegenüber CNBC erklärte, „verbraucherfreundliche Maßnahmen ergreifen“, um Kunden in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten finanziell zu entlasten.
„Das Vertrauen der Verbraucher hat abgenommen“, sagte Tolga Öncü, COO von Ikea Retail, gegenüber CNBC. „Die Menschen behalten das Geld, das sie in ihren Taschen oder Ersparnissen haben.“ Der Konzern wolle mit dieser Aktion „Verbrauchern helfen, ihr Budget zu dehnen“ und so die eigene Attraktivität in einem preissensiblen Marktumfeld steigern.
Die Preisoffensive betrifft unter anderem auch die beliebten Köttbullar-Gerichte. In deutschen Ikea-Restaurants kostet ein Teller mit acht Fleischbällchen inklusive Kartoffelpüree, Rahmsoße, Erbsen und Preiselbeeren aktuell 6,95 Euro – mit der angekündigten Reduktion könnte dieser Klassiker künftig unter vier Euro zu haben sein. Die vegetarische Variante mit Erbsenproteinbällchen wird entsprechend ebenfalls günstiger. Die Maßnahme soll laut CNBC zunächst in 14 Ländern – darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz – umgesetzt werden.
Der Schritt ist Teil eines umfassenderen Plans zur Umsatzstabilisierung: Laut Manager Magazin verzeichnete Ikea im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 5,3 Prozent auf 45,1 Milliarden Euro. In Deutschland erwirtschaftete das Unternehmen rund 6,1 Milliarden Euro, bei rund 20.300 Mitarbeitenden. Weltweit beschäftigt der Konzern etwa 216.000 Menschen.
Bereits Anfang des Jahres hatte Ikea den Rotstift angesetzt: Der Großhändler senkte laut CNBC seine Einkaufspreise um durchschnittlich 15 Prozent, wodurch auch die Endpreise für Kunden sanken. Diese Strategie kostete Ikea 2,1 Milliarden Euro, führte jedoch zu einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze um weitere 5,3 Prozent.
Neben der Preissenkung im Gastronomiebereich will Ikea auch mit neuen Angeboten punkten: Geplant sind unter anderem Gerichte mit asiatischen Geschmacksrichtungen sowie die Einführung des ersten eigenen Falafels, wie Lorena Lourido Gomez, Global Food Manager der Ingka Group, ankündigte. Ziel sei es, damit etwa acht Millionen neue Kunden zu gewinnen.
Ein besonderer Fokus liegt zudem auf dem chinesischen Markt: Dort plant Ikea eine Sortimentserweiterung, um auf die wachsende „Silver Economy“ – also die Bedürfnisse älterer Menschen – einzugehen. „Multi-generational homes are increasing. That’s why we have introduced the new bedding and range,“ erklärte Öncü gegenüber CNBC.
Ob die massiven Preisreduktionen langfristig tragbar sind, bleibt offen. John Mercer von Coresight Research merkt an: „Es wird Grenzen geben, wie stark ein Anbieter von langlebigen Konsumgütern die Nachfrage in einem unsicheren Umfeld stimulieren kann – aber eine aggressive Preispolitik dürfte die Marktanteile stützen.“
Mit dieser weltweiten Aktion zeigt Ikea, dass der Möbelriese nicht nur bei Regalsystemen und Sofas auf Effizienz setzt, sondern auch bei Fleischbällchen und Falafel die Nase vorn haben will – zumindest preislich.
Ikea ist längst nicht mehr nur ein Möbelhaus, sondern ein bedeutender Akteur in der Systemgastronomie. In Deutschland steht die „Ikea-Gastronomie“ im Umsatz-Ranking neben Unternehmen wie Starbucks. Diese Marktmacht ermöglicht es Ikea, zu ganz anderen Konditionen einzukaufen und so die Preise niedrig zu halten. Kleinere Gastronomiebetriebe im Umfeld können mit solchen Mengenrabatten nicht konkurrieren.