Standdatum: 27. Juni 2025.
Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs
Bevor der Urlaub genossen werden kann, ist an einiges zu denken.
Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam
Kurz vor den Ferien sind einige bereits im Reisestress. Haben Sie alles Wichtige erledigt? Wir haben nachgehakt und festgestellt: Auch in der Not gibt es manchmal Alternativen.
Bald ist Abreise, aber der Pass ist abgelaufen. Was kann ich tun?
Man möchte los, aber der Reisepass oder der Personalausweis ist nicht mehr gültig. Rund 7.100 Bremerinnen und Bremer könnten dieses Problem bekommen, denn sie haben laut Innenressort keine gültigen Dokumente. Und es kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis auf „normalem“ Weg über Terminvergabe und Lieferzeit ein neuer Reisepass ins Haus kommt.
Kurz vor der Abreise kann das ganz schön den Wind aus den Segeln nehmen. Es geht zur Not allerdings auch schneller: Die bremischen Bürgerservicecenter bieten ein Expressverfahren für Reisepass und Personalausweis an. Dafür muss man aber die Dringlichkeit nachweisen – zum Beispiel mit dem Flugticket. Das neue Dokument liegt dafür aber nach wenigen Tagen vor. Für richtig eilige Fälle gibt es vorläufige Pässe, die erkennt aber nicht jedes Reiseziel an.
Bleibt noch die Problematik mit der Wartezeit für einen Termin von bis zu vier Monaten. Da muss man sich wohl bei der Spontansprechstunde in den Servicecentern anstellen. Mit etwas Glück kann man aber auch online kurzfristig freigewordene Termine ergattern.
Muss ich mich impfen lassen? Und geht das kurzfristig?
Kay Bultmann, der gesamtärztliche Leiter des Gesundheitsamtes Bremen, sagt: „Prinzipiell sollte der Grundschutz, also Impfungen gegen Masern, Mumps, Tetanus und Co., bei Reiseantritt vorhanden sein – egal wo man hinfährt.“ Es kommt bei Impfungen übrigens nicht nur auf das Wohin an, sondern auch auf das Was. „Je nachdem, was man im Urlaub vorhat, kann es durchaus sinnvoll sein, Impfungen vornehmen lassen“, sagt Bultmann. Er nennt als Beispiel den Schutz gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Entzündung des Gehirns.
Die wird durch Zecken übertragen – und das kann schon in Süddeutschland passieren oder im Harz.
Kay Bultmann, gesamtärztlicher Leiter des Gesundheitsamtes Bremen
Für Impfungen wendet man sich am besten an seinen Hausarzt. Bei Reisen in die Tropen oder nach Afrika können Urlauber sich vom Bremer Gesundheitsamt reisemedizinisch beraten lassen. Es empfiehlt, die Impfungen bis zu sechs Wochen vor der Reise vornehmen zu lassen. „Sie brauchen Zeit, bis sie ihre Wirkung entfalten“, sagt Bultmann.
Der Gesundheitsschutz ist auf diese Weise also nichts für Spontane: Kurzfristig gibt es allerdings andere Möglichkeiten zur Prophylaxe – etwa Medikamente gegen Malaria oder ganz besonders Mückenschutz. Das Auswärtige Amt informiert online über Gesundheitsgefahren im Reiseland – im Übrigen auch zu Themen wie Sicherheit, Rechtliches, Infrastruktur und mehr.
Sonnencreme gehört auf jeden Fall ins Gepäck.
Bild: dpa | Christin Klose
Was muss in die Reiseapotheke?
Die Reiseapotheke sollte laut der Apothekerkammer Niedersachsen auf das jeweilige Reiseland abgestimmt sein. Schmerz- und Fiebermittel sowie ein Desinfektionsmittel dürfen auf keinen Fall fehlen. Auch Wund- und Heftpflaster, Mullbinden, Sicherheitsnadeln sowie eine Splitterpinzette, eine Schere und eine Zeckenzange können gerade in einsamen Gegenden wertvolle Dienste leisten. Gegen Übelkeit bei langen Autofahrten, aber auch bei Schiffs- oder Flugreisen, helfen Mittel gegen Reisekrankheit.
Insektenschutzmittel und ein Gel gegen Juckreiz sind ebenfalls zu empfehlen. Geht die Reise in die Tropen, ist der Insektenschutz ein Muss. Strandgänger, aber auch Bergsteiger sollten ausreichend Sonnenschutzmittel einpacken. Liegt das Reiseziel in fernen Ländern, empfehlen Apotheken ein Durchfallmittel in Kombination mit einem Elektrolytpulver, das gegen Austrocknung hilft und Salze ersetzt. Auf die Checkliste gehören auch Augen- und Nasentropfen, ein Fieberthermometer, Mittel gegen Erkältungskrankheiten, Pilzinfektionen und Sportverletzungen, Verhütungsmittel und eine Ersatzbrille.
Bei Reisen in Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung sollten Einmalhandschuhe, Einmalspritzen und Kanülen mit in den Koffer gepackt werden. Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte rechtzeitig vor Abreise überprüfen, ob diese in ausreichender Anzahl vorhanden sind und gegebenenfalls beim Hausarzt nach einem Rezept fragen.
Wie kommt man an Geld in der Landeswährung?
Geht die Reise außerhalb der Eurozone, braucht man eine andere Währung. Aber: Banken haben die meisten oft nicht vorrätig. Sie müssen bestellt werden. Schweizer Franken, amerikanische Dollar und britische Pfund oder dänische Kronen sind meistens vorhanden. Am besten meldet man sich vorher bei der Bank an. Oft kann sie das Geld kurzfristig beschaffen.
Die Bremer Verbraucherzentrale empfiehlt eine Kreditkarte – insbesondere bei größeren Ausgaben. „Die ist komfortabler, man kann sie an den allermeisten Stellen nutzen“, sagt Berater Parsya Baschiri. Man sollte aber bereits mit Bargeld der Landeswährung einreisen, um kleinere Beträge bezahlen zu können.
Beim Geldabheben vor Ort ist es laut Baschiri ganz wichtig, darauf zu achten, dass es keine versteckten Gebühren gibt. „Damit man nicht horrende Summen bezahlt für einen kleinen Betrag, den man abhebt.“ Vor Ort wechseln sollte man in Banken oder seriösen Wechselstuben und nicht am Flughafen. Gute Erfahrungen hätten Reisende auch oft im Hotel gemacht, heißt es von der Verbraucherzentrale.
Brauche ich eine Versicherung?
Parsya Baschiri von der Verbraucherzentrale Bremen empfiehlt den Abschluss einer Reisekrankenversicherung. Denn sie sei mit Preisen ab acht Euro für eine Einzelperson beziehungsweise ab 20 Euro für Familien verhältnismäßig günstig und könnte im Nachhinein aber sehr hilfreich sein.
Man weiß nie, was passiert. Und in der Regel kommen Krankenkassen für Rücktransporte nicht auf.
Parsya Baschiri von der Verbraucherzentrale Bremen
Trotzdem müsse man sich die Konditionen und Bedingungen genau ansehen und schauen, was für einen individuell infrage kommt.
Eine Reiserücktrittsversicherung ist hingegen laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen nur in bestimmten Situationen lohnend. Das gilt zum Beispiel bei teuren Reisen und für ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern – also dann, wenn ein erhöhtes Ausfallrisiko besteht. Wichtig sei jedoch, dass der Leistungsfall unvorhersehbar sein muss: „Wer bereits krank ist oder eine Operation geplant hat, kann nicht auf die Versicherung bauen – sie greift dann nicht“, sagt Philipp Rehberg, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale.
Da es im Leistungsfall aber immer wieder zu Problemen kommt, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher genau prüfen, ob die Versicherung für sie tatsächlich notwendig ist.
Philipp Rehberg, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen
Meist sei eine Versicherung problemlos noch bis zu 30 Tage vor der Abreise erhältlich.
Quellen:
buten un binnen und epd.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Rundschau, 25. Juni 2025, 12 Uhr