Nach dem schweren Unwetter mit mehreren Schwerverletzten in Berlin und Brandenburg steht die Feuerwehr vor umfangreichen Aufräumarbeiten. Die Behörde rät grundsätzlich von dem Betreten von Parks und Grünanlagen ab. Durch herabstürzende Äste drohe Lebensgefahr, sagt ein Sprecher der Feuerwehr. Derzeit stehe man bei über 860 wetterbedingten Einsätzen.

Besonders getroffen hat es den Nordwesten der Hauptstadt. Im Ortsteil Heiligensee wurden zwei Menschen schwerverletzt. Der Tegeler Forst – einer der größten Waldgebiete Berlins – bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Auch hier besteht unter anderem durch weiterhin umstürzende Bäume Lebensgefahr, teilt die zuständige Senatsverwaltung am Donnerstag mit. Die Aufräumarbeiten werden voraussichtlich Wochen in Anspruch nehmen.

Wie der Klimawandel Berlin trifft Diese Strategien empfehlen Forscher im Umgang mit Unwettern von morgen

Schon zum Wochenbeginn hatten Unwetter in Berlin für Chaos gesorgt. Für die Feuerwehr habe es am Donnerstag aber noch einmal mehr zu tun gegeben, sagte der Sprecher. Bis zum frühen Morgen hätten bereits mehr Einsätze vorgelegen als innerhalb von 24 Stunden nach dem Unwetter am Montag registriert worden seien.

S-Bahn stellte Verkehr erneut ein

Gegen 18.30 Uhr stellte die S-Bahn den Zugverkehr wie auch am vergangenen Montag im gesamten Netz ein. Ab 19.30 Uhr fuhren die Linien nach und nach wieder an. Auch die BVG schränkte den Straßenbahn- und Busverkehr ein, hob die Einschränkungen ab 20 Uhr aber schrittweise wieder auf.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Fahrgäste müssen sich allerdings auch am Freitag noch auf Einschränkungen einstellen. Besonders im Norden der Stadt sind bei der S-Bahn weiter mehrere Streckenabschnitte gesperrt.

„Nach dem Sturm befinden sich vereinzelt noch immer umgestürzte Bäume auf den Gleisen“, hieß es am Morgen von der Bahn. „Sobald die Schäden behoben sind, werden auch die verbliebenen Streckenabschnitte wieder freigegeben.“

Aktuelle Beeinträchtigungen der Berliner S-Bahn

  • S1 verkehrt Wannsee Schönholz (Wannsee Gesundbrunnen alle 10 Minuten)
  • S2 verkehrt planmäßig (zwischen Potsdamer Platz Buch im 10-Minuten-Takt)
  • S3 verkehrt Erkner Charlottenburg (Erkner Ostbahnhof alle 10 Minuten)
  • S8 verkehrt Wildau/Grünau Schönfließ
  • S9 verkehrt Flughafen BER Pichelsberg sowie Stresow Spandau
  • S25 verkehrt Teltow Stadt Tegel
  • S26 verkehrt nicht
  • S85 verkehrt nicht

Auch im Regionalverkehr rechnet die Bahn noch mit Ausfällen und Verspätungen. Die Linien RB21 und RB55 fahren demnach nicht. Der RB 20 fällt zwischen Golm und Hennigsdorf aus, der RE6 zwischen Hennigsdorf und Charlottenburg. Im Fernverkehr ist die Sperrung auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin wieder aufgehoben. Allerdings fährt die Bahn den Angaben zufolge zwischen Berlin und Hannover derzeit nur eingleisig.

„Allmählich wird das hier lächerlich“ War die komplette Einstellung des S-Bahn-Betriebs in Berlin wirklich nötig? Nordwesten besonders betroffen, Warnung für Parks in Mitte

Neben Heiligensee und Frohnau seien auch Spandau-Nord sowie das nördliche Tegel und der Tegeler See besonders betroffen gewesen. Infolge des Unwetters gebe es zwei Schwerverletzte. Einer war laut Feuerwehrsprecher zu Fuß unterwegs. Er wurde von einem umstürzenden Baum getroffen und fiel in einen Graben. Der andere saß in einem Auto, das unter einem umgestürzten Baum begraben wurde. Beide Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht.

Blockierte Straße im Tegeler Forst. (Foto aktuell)

© Berliner Feuerwehr

Durch die Sperrung des Tegeler Forsts sowie weiterer Sturmschäden bleibt das Gymnasium auf der Schulfarm Insel Scharfenberg mehrerer Anwohnerberichte zufolge geschlossen. Der durch den Wald führende Schulweg sei nicht passierbar. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des ortsansässigen Forstamts wurden „unzählige Bäume“ entwurzelt. Seine Kollegen würden sich nun von den zugänglichen Straßen in den Wald arbeiten.

Das Bezirksamt Mitte warnt hingegen dringend vor dem Betreten von Parks und Grünanlagen in seinem Bereich. „Für Menschen, die sich in Parks und Grünanlagen aufhalten, besteht Lebensgefahr“, teilte das Bezirksamt mit. 

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Auch nach dem Sturm können Bäume unvermittelt umstürzen oder Äste herabfallen.“ Die Empfehlung lautet deshalb: „Bitte betreten Sie die Grünanlagen erst wieder, sobald Entwarnung gegeben wurde.“

Freiwillige Feuerwehr im Berliner Norden „Wir sind im Prinzip Allrounder“

Ein Grund für das Ausmaß der Zerstörung sind vor allem die letzten Dürrejahre, berichtet die Senatsverwaltung. Die Standfestigkeit der Bäume habe durch die Trockenheit abgenommen. Besonders betroffen sind Birken, die durch ihre volle Belaubung eine große Angriffsfläche boten.

Schwerverletzte auch am Gendarmenmarkt und in Potsdam

Wie der Feuerwehrsprecher außerdem sagte, wurde am Gendarmenmarkt ein Mensch durch herabstürzende Baugerüstteile am Kopf verletzt. Dieser Unfall sei aber nicht dem Unwetter zuzuordnen.

In Potsdam wurde eine weitere Person von einer herabstürzenden Baumkrone im Neuen Garten lebensgefährlich verletzt.

Unwetter in Brandenburg Mehr als 1000 Feuerwehreinsätze – Parks geschlossen

Von Westen kommend schob sich das Unwetter am frühen Abend langsam Richtung Berlin und traf die Stadt gegen 18 Uhr. „Derzeit laufen alle Notrufleitungen heiß“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem Tagesspiegel gegen 19.30 Uhr, es komme zu Verzögerungen. „Wichtig ist: Bleiben Sie dran!“, riet der Sprecher den Berlinern. Besonders oft rückte die Feuerwehr zunächst im westlichen Norden aus: Spandau-Nord, Heiligensee und Tegel. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Feuerwehr bereits 330 Einsätze.

Der Sturm tobte kurz, aber heftig: Aus Zehlendorf erreichten den Tagesspiegel um kurz nach 18 Uhr erste Berichte über „sehr starken Sturm mit teils heftigen Böen“. In Schmargendorf kamen „größere Äste und teils Blumentöpfe runter“, in Kreuzberg „flogen Äste“. In Kreuzkölln „war nach zehn Minuten wieder alles vorbei“.

Bereits vor 19 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder Entwarnung. Fotos und Videos im Netz zeigten vielerorts entwurzelte Bäume. Auf Instagram kursierten entsprechende Clips etwa aus Kreuzberg, Wittenau, Spandau. In Reinickendorf wurde einer Augenzeugin zufolge die Konradshöher Straße von acht oder neun umgestürzten Bäumen blockiert: „Sowas hatten wir noch nicht.“ Die Feuerwehr war im Einsatz, um diese wichtige Zufahrtsstraße wieder freizuräumen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Im Tegeler Forst seien Straßen kaum passierbar wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste, sagte ein Feuerwehrsprecher. Teils seien auch Boote auf Gewässern umgekippt, Menschen hätten gerettet werden müssen.

Umgestürzter Baum in der Gneisenaustraße Ecke Nostitzstraße in Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Auch in Spandau erneut böse Verwüstungen; hier Waldkrankenhaus.

© Arndt Meißner

Verspätungen und Ausfälle am Hauptbahnhof

Auch der Fernverkehr blieb nicht verschont. Am Berliner Hauptbahnhof strandeten Fahrgäste, weil es zu massiven Verspätungen und Ausfällen kam, etwa auf den Strecken nach Hannover und Hamburg.

Menschen strandeten am Berliner Hauptbahnhof.

© Cristina Marina

Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) schrieb bei „X“, Straßen seien wegen Feuerwehreinsätzen gesperrt. Unfälle und Einsätze gab es demnach unter anderem an folgenden Orten:

  • In Wilmersdorf auf der Paretzer Straße zwischen Blissestraße und Aachener Straße
  • Auf der A100 in Richtung Neukölln zwischen Kreuz Schöneberg und Alboinstraße
  • Auf der A111 Richtung Charlottenburg zwischen Stolpe und Waidmannsluster Damm

Böen mit Geschwindkeit von 110 km/h angekündigt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am frühen Abend eine Unwetterwarnung (rot, Stufe 3 von 4) auch für den Westen Berlins herausgegeben, der Osten blieb mit Stufe 2 orange. Am Nachmittag gab es bereits eine Warnung für mehrere Brandenburger Landkreise: Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz und die Stadt Brandenburg.

Laut DWD sollten Böen mit Geschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde in Berlin und Sturmböen von etwa 90 Kilometer pro Stunde in Brandenburg toben.

Berlin verschickt 28.000 Schulbescheide So stark sanken die Anmeldungen an den Gymnasien Feuerwehr blickte „gut gewappnet“ in den Abend

Die Feuerwehr sah sich im Vorfeld gut vorbereitet. „Wir blicken gut gewappnet in den Abend“, sagte ein Sprecher am Nachmittag auf Nachfrage. „Wir wurden durch den DWD informiert, was uns bevorsteht, hatten heute zwei Telefonkonferenzen.“ Ein Großteil der Freiwilligen Feuerwehren befinde sich bereits in Bereitschaft, zudem sei Spezialtechnik wie Drehleitern in „fertig gemacht“ worden. „Also, ähnlich wie am Montag.“

Auch die S-Bahn sah sich vorbereitet

Auch am vergangenen Montag überraschte die Berliner S-Bahn die Berliner gegen 17.30 Uhr mit der Information, der Verkehr sei im gesamten Stadtgebiet eingestellt worden. Zu viele abgebrochene Äste lagen auf den Gleisen. „Vor allem bei zu erwartendem Extremwetter nutzt die Bahn Daten des Deutschen Wetterdienstes, um die Lage einzuschätzen und daraus Schlüsse für den weiteren Verlauf des Zugverkehrs zu ziehen“, kündigte ein Bahnsprecher am Nachmittag auf Nachfrage bereits an – also reduzierte Geschwindigkeiten etwa oder auch das Warten der Züge in den Stationen.

„Wenn ein Unwetter hereinbricht, konzentriert die Bahn alle Kapazitäten auf die Züge, die auf der Strecke stehen geblieben sind.“ Sobald es die Wetterlage und der Zustand der Strecke erlaubten, führen die Züge mit verringertem Tempo bis zum nächstgelegenen Bahnhof. „Wir bitten alle Fahrgäste um aufmerksames Beobachten der Online-Auskunftsmedien.“

Alles läuft normal am BER

Und wie war die Lage am BER? „Wenn es Gewitter gibt, sind wir verpflichtet, den Flugverkehr einzustellen“, sagt ein Sprecher im Vorfeld auf Nachfrage. „Aber wann und wie dieses Gewitter über den Flughafen zieht, lässt sich schwer voraussagen.“ Demnach verlasse sich auch der Flughafen auf Daten des DWD. „Sobald innerhalb eines Radius von drei Kilometern um den BER eine amtliche Unwetterwarnung vom DWD ausgesprochen wird, stellen wir den Betrieb ein.“

Am frühen Abend zeigten die Abflugs- und Ankunftstafeln des Flughafens keine geballten Unregelmäßigkeiten.

Stiftung warnte vor Betreten der Parks

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg warnte am Nachmittag angesichts des voraussichtlichen Unwetters vor dem Betreten der Parks und Grünanlagen.

Es gibt kein Grundrecht aufs Autofahren Dieses Urteil wird Berlin dauerhaft verändern

Bereits am Montag waren in Berlin durch das Sturmtief „Ziros“ Schäden entstanden. Den Angaben zufolge verlor der Schlossgarten Charlottenburg zwei Bäume. Auf der Pfaueninsel sei ein Baum umgestürzt, hieß es. Die Beseitigung der Schäden in allen Anlagen laufe und werde in den kommenden Tagen kontinuierlich fortgesetzt. Bei Windböen könnten jedoch von frei hängenden Ästen immer noch Gefahren ausgehen. Die Stiftung bitte deshalb alle Gäste ausdrücklich darum, die Hauptwege zu nutzen und mögliche Absperrungen zu beachten.

Mehr zu den Unwettern in Berlin Bei Unwetter in Potsdam Frau im Neuen Garten lebensbedrohlich verletzt „Fehleinschätzung des Wetterdienstes?“ Berlins Innensenatorin sieht Aufklärungsbedarf nach Unwetter Frau von herabstürzendem Baum erschlagen Berliner S-Bahn fährt nach sturmbedingtem Betriebsstopp wieder weitgehend normal Entspannung am Wochenende

In der Nacht sollen die Unwetter nach Angaben des DWD ostwärts abziehen. Nachts gibt es zunächst noch mancherorts Gewitter und Schauer, die dann Richtung Polen abziehen. Es kühlt ab auf 19 bis 16 Grad. Der Wind weht laut DWD nur noch schwach bis mäßig.

Am Freitag sind viele Wolken am Himmel bei Temperaturen von maximal 24 Grad. Zeitweise fällt schauerartig Regen, der zum Abend nachlässt. Dann lockert die Wolkendecke auch etwas auf. Der Wind bläst mäßig, vereinzelt gibt es ein paar Böen. In der Nacht zum Samstag bleibt es trocken. Die Temperaturen sinken auf 14 bis 11 Grad. (mit dpa und epd)