Stand: 27.06.2025 17:27 Uhr

Crack ist mittlerweile die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Ein Süchtiger aus Münster beschreibt den Rausch. Ein Sucht-Experte schildert die Gefahren.

Benjamin schaut interessiert auf. „Über Crackkonsum kann ich reden“, sagt der 38-Jährige, der gerade im Drogenhilfezentrum Indro e.V. im Münsteraner Bahnhofsviertel sitzt. Ob er vorher noch ein wenig Zeit bekomme, will er dann wissen. Falls ja, wolle er „kurz nach nebenan gehen“. 

Auf die Frage, warum er sich freiwillig meldet, um über Konsum, Rausch und Folgen der illegalen Droge zu sprechen, entgegnet er: „Wenn ich das nicht mache, werden wir Crack-Süchtigen doch wieder als die Bösen abgestempelt, die aggressiv sind und alle angreifen.“

Eine rauchbare Form von Kokain

Die Aufmerksamkeit für Crack, eine rauchbare Form von Kokain, ist Ende Juni noch einmal gewachsen. Wie aus einer Studie der Hochschule Düsseldorf und der Technischen Hochschule Nürnberg hervorgeht, ist sie inzwischen die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. 

Auch in Münster, wo Benjamin nach der angekündigten Viertelstunde aus dem Konsumraum kommt. Er hat gerade Crack geraucht, das gibt er unumwunden zu. Und so ergibt sich die Gelegenheit, seinen Rausch zu beschreiben.

„Stark, selbstbewusst, man hat keinen Hunger“, sagt er. Während er spricht, hält er eine Trinkflasche in beiden Händen, fummelt nervös am Deckel, hält dabei den Blickkontakt. Seine Aussagen sind klar, präzise. Verglichen mit seinen ersten Worten wirkt er wie aufgetaut. Experten beschreiben den Rausch als Zustand der Euphorie.

Nach dem Rausch kommt der tiefe Fall

Christian Muhl, Direktor der Salus Kliniken in Friedberg, einer Klinik mit Sucht-Schwerpunkt, sieht darin einen Grund für den Anstieg des Konsums. „Der wird als sehr angenehm beschrieben, klingt aber nach einer kurzen Zeit wieder ab“, erklärt er am Rande des Kongresses des Fachverband Sucht in Münster. Nach dem Rausch fallen viele in ein Loch, erleben Zustände tiefer Traurigkeit, erklärt Muhl. 

Auch Benjamin hat das so erlebt, berichtet der 38-Jährige: „Es hat mich überrascht, welche Wirkung das hatte. Danach wollte ich es immer wieder.“ Inzwischen habe er seinen Konsum reduziert, rauche maximal dreimal am Tag. Früher habe er das häufiger gemacht.

Einfacher Zugang, schwierig, sich zu trennen

Wie lange das noch so gehen soll, könne er nicht sagen. Der Weg in die Sucht sei einfach gewesen. Der einzelne Rausch koste auch gar nicht so viel Geld, sagt er. Deshalb sei die Droge auch immer beliebter. „Es ist einfach, dranzukommen, aber schwierig, sich von ihr zu trennen.“

Für einen kurzen Moment starrt er ins Leere, blickt dann wieder auf, schraubt den Verschluss seiner Flasche mit hoher Frequenz auf und zu. Eine Abstinenz könne er sich nicht vorstellen, sagt er. Warum? „Die Gier ist zu groß. Es ist einfach die Gier.“  

Unsere Quellen:

  • WDR-Gespräch mit Benjamin
  • Eindrücke des WDR-Reporters vor Ort
  • Christian Muhl, Direktor der Salus Kliniken in Friedberg
  • NRW-Gesundheitsministerium
  • Studie der Hochschule Düsseldorf und der Technischen Hochschule Nürnberg

Westdeutscher Rundfunk