Red Bull statt Deutschland, Management statt Trainer-Bank.
Jürgen Klopp (58) überraschte im Januar 2025 viele, als ausgerechnet er, der Menschenfänger und Herzblut-Trainer großer Traditionsklubs wie Dortmund und Liverpool, zu Red Bull wechselte. Seitdem ist er für den österreichischen Getränke-Konzern als „Global Head of Soccer“ tätig.
Im exklusiven Interview mit WELT AM SONNTAG verrät Klopp, warum er nicht Bundestrainer wurde – und ob eine Trainer-Rückkehr infrage kommt.
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Quelle: DFB27.06.2025
Jürgen Klopp über…
… den Bundestrainer-Job 2023: „Die Saison davor (2022/23, d. Red.) lief für Liverpool nicht so gut – und im Sommer nach dieser Saison hat Deutschland einen neuen Bundestrainer gesucht. Da hätte ich ja sagen können, weil es vielleicht besser gewesen wäre, mal etwas anderes zu machen.“
… seine Begründung, nicht Bundestrainer zu werden: „Ich wollte es nicht. Und bei der Entscheidung ging es auch nicht um den Job des Bundestrainers an sich. Ich konnte Liverpool so nicht verlassen. Da war eine Mannschaft, da waren Menschen, zu denen ich ein Verhältnis hatte. Ich war noch nie so kalt, mich nicht an das Gute zu erinnern, was ich einem Spieler eine Woche zuvor gesagt habe. Wir hatten Spieler neu geholt, wie Endo, Gravenberch, Szoboszlai und McAllister. Mit ihnen und dem Kernteam wollte ich das noch einmal richten. Das war mir wichtig. Wir haben das auch hinbekommen. Nichtsdestotrotz reifte der Entschluss, in Liverpool aufzuhören.“
Lesen Sie auchKlopp: „Ich vermisse nichts.“
… eine Rückkehr auf die Trainer-Bank: „Zuletzt meinte hier und da schon mal einer zu mir: Mensch, du setzt dich bestimmt bald wieder auf die Bank. Mein Gefühl sagt mir: Nein. Ich habe meinen Job geliebt. Doch ich vermisse nichts.“
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… die Fan-Kritik an seinem Red-Bull-Engagement: „Ich nehme das gar keinem übel. Aber ich bin Leuten auch nicht bewusst auf die Füße getreten, sondern habe mich aus freien Schritten dazu entschieden. Ich habe neun Jahre in England gearbeitet, wo 50+1 nicht diskutiert wird und es auch mal hieß, dem Fußball wird das Herz aus dem Leib gerissen. Nix da, ich war live dabei, das Spiel ist immer noch dasselbe und an manchen Tagen sogar noch emotionaler als früher. Und wenn es dann heißt, Red Bull macht das doch nur, um noch mehr Dosen zu verkaufen. Nennen Sie mir einen Sponsor – gerne auch in Deutschland –, der nur aus altruistischen Gründen viel Geld in die Hand nimmt und weil er den Sport so geil findet. Keiner. Alle wollen dabei den Mehrwert für Ihr Unternehmen. Und nochmal, ich wollte keinen Headcoach mehr sein, sondern hatte Lust, genau in dieser Funktion, die ich jetzt habe, Erfahrungen weiterzugeben.“
Sein letztes Spiel als Liverpool-Coach: Am 19. Mai 2024 nahm Jürgen Klopp (58) beim Spiel des LFC gegen Wolverhampton das letzte Mal auf der Trainer-Bank im Anfield Platz
Foto: Jon Super/AP/dpa
… über seine Beliebtheit als Red-Bull-Fußballboss: „Bis jetzt hat noch keiner zu mir gesagt: Hey, da hast du dich schön verkauft. Klar ist aber auch, dass ich in Mainz oder Dortmund nicht unbedingt ins Stadion gehen will. Aber nicht, weil ich da nicht hinwill, sondern weil ich die Leute nicht in eine Situation bringen möchte, in der einer vielleicht meint: Was will denn der Penner hier? Und der andere entgegnet: Das ist doch der Kloppo.“
Das komplette Interview von Lars Gartenschläger erscheint in WELT AM SONNTAG.