Zuerst veröffentlicht am
27/06/2025 – 12:19 MESZ
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Im Handelsstreit zwischen der EU und den USA, der seit Mitte März andauert, haben Frankreich und Deutschland nach einem Ratsgipfel am Donnerstag in Brüssel unterschiedliche Strategien vorgelegt.
Während Deutschland um jeden Preis eine rasche Einigung anstrebt, betonte Frankreich, wie wichtig es sei, dass die EU keine Schwäche zeige.
In einer Pressekonferenz nach dem Gipfel sagte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, der Rat habe die Kommission ermutigt, die verbleibenden zwei Wochen zu nutzen, um eine rasche Einigung zu erzielen. Wenn notwendig, solle Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen aber auch Gegenmaßnahmen auf EU-Ebene ergreifen.
Er sagte, es sei wichtig, schnell zu einer Einigung zu kommen, und wies auf die Risiken für die Automobil-, Chemie- und Pharmabranche hin, wenn die Deadine für eine Einigung am 9. Juli verstreichen und die angedrohtenTrump-Zölle in Kraft treten würden.
„Ich hoffe, dass wir zu einem schnellen Abschluss kommen können“, so der französische Präsident Emmanuel Macron und fügte hinzu: „Diese Bereitschaft sollte jedoch nicht mit Schwäche verwechselt werden. Wir wollen schnell zu einem Abschluss kommen, weil es unserem gemeinsamen Interesse dient, die Stabilität des internationalen Handels unterstützt und unseren Unternehmen zugutekommt – aber nicht um jeden Preis.“
Erst zu Wochenbeginn kritisierte der Bundeskanzler Merz die Strategie der Kommission als zu kompliziert und forderte eine Beschleunigung der Verhandlungen durch die Konzentration auf strategische Sektoren wie Autos, Stahl, Energie, Chemie und Pharma.
Die USA erheben derzeit Zölle in Höhe von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium aus der EU, 25 Prozent auf Kraftfahrzeuge und zehn Prozent auf alle EU-Einfuhren.
Wettlauf gegen die Zeit
Die Verhandlungen zwischen den USA und der EU haben jedoch an Dynamik gewonnen, seit US-Präsident Donald Trump und Kommissionspräsidentin Ursua Von der Leyen am 16. Juni auf dem G7-Gipfel in Kanada zusammentrafen.
Am Abend teilte Von der Leyen den Mitgliedsstaaten mit, dass sie einen Gegenvorschlag der USA zum Angebot der EU erhalten habe, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
Seit mehreren Monaten bietet die Union den USA ein Nullzollabkommen für alle Industrieprodukte an, verbunden mit der Verpflichtung, strategische Güter wie Flüssigerdgas und Sojabohnen zu kaufen.
Nur wenige glauben jedoch, dass eine solche Vereinbarung mit den USA noch eine realistische Möglichkeit darstellt. „Seit sie beschlossen haben, ihren Handelspartnern in aller Welt mehrere Zölle aufzuerlegen, haben die USA plötzlich Appetit auf die Einnahmen, die durch Zölle entstehen“, so ein EU-Vertreter und deutete damit an, dass die USA das EU-Angebot abgelehnt hatten.
Die Kommission würde ihren Ansatz für ein künftiges zollbasiertes Abkommen nun überdenken, obwohl die konkreten Bedingungen noch nicht festgelegt sind. „Die vorherrschende Annahme ist, dass ein Zollsatz von zehn Prozent die Richtschnur sein könnte“, so ein EU-Diplomat.
„In einigen Bereichen sind zehn Prozent nicht so viel, die EU erhebt zehn Prozent auf viele Autoimporte, egal ob sie aus China oder Japan kommen“, so ein anderer EU-Vertreter gegenüber Euronews und fügte hinzu, dass es bei anderen Produkten, wie z. B. Flugzeugen, viel komplizierter sei, weil die Produktionslinien zwischen den USA und der EU sehr stark voneinander abhängig seien. Deshalb brauche man eine „detaillierte Analyse“.
Sollte es der EU gelingen, bis zum 9. Juli eine Einigung zu erzielen, solle es sich nicht um ein umfassendes Abkommen handeln, so zwei hochrangige EU-Diplomaten.
„Das realistischste Ergebnis wäre wahrscheinlich ein allgemeiner Rahmen oder eine ´Grundsatzvereinbarung´, weil die Zeit knapp ist“, so ein EU-Diplomat.