Eine vierköpfige Familie ist obdachlos, Praxen müssen umziehen und Kita sowie die Edeka-Filiale bleiben erst einmal geschlossen.
Der Schock sitzt noch tief, wenn man mit Botnangerinnen und Botnangern spricht. Am Mittwochabend stand der komplette Dachstuhl eines Gebäudes an der Ecke Reger-/ Schumann- und Griegstraße in Flammen. Nicht auszudenken, wenn sich der Brand auf andere Häuser ausgeweitet hätte. Über 100 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte der Stuttgarter Feuerwehr hatten mehrere Stunden damit zu kämpfen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, das erst gegen 1 Uhr vollständig gelöscht war – rund sieben Stunden nach dem Eingang des Notrufs.
„Ich bin zutiefst dankbar, dass niemand verletzt wurde“, betont Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. „Das hätte auch ganz anders ausgehen können.“ Dennoch ist die Situation für einige Botnangerinnen und Botnanger schlimm – vor allem für eine vierköpfige Familie, die ihr zu Hause verloren hat. Die Wohnung ist komplett ausgebrannt, die Familie vorübergehend obdachlos.
Der Zusammenhalt im Stadtbezirk ist groß. Geld wird gesammelt und Kleidung gespendet. Freunde haben die Familie erst einmal aufgenommen, ist in Botnang zu hören. Und auch der Eigentümer des betroffenen Gebäudes samt Hausverwaltung arbeiten an Lösungen. Objektbetreuer Sönke Jochimsen: „Wir sind dran, für die Familie nach einer neuen Wohnung zu schauen und hoffen, dass in zwei bis drei Tagen etwas Passendes gefunden ist.“
Ersatzflächen für die Praxen sind gefunden
Auch die Wohnung einer älteren Dame wurde in Mitleidenschaft gezogen – allerdings nur durch das Löschwasser. „Zwei Wände und ein bis zwei Decken sind nass. Küche und Schlafzimmer sind allerdings unversehrt“, sagt Jochimsen. Aktuell sei die Frau wohl bei ihrem Sohn untergekommen, der im selben Objekt wohne. Man versuche die betroffenen Räume schnell wieder bewohnbar zu machen.
Erst einmal geschlossen bleiben hingegen eine Tierarztpraxis und die Praxis für Logopädie Simone Becker & Team. „Wir haben andere Flächen gefunden, in die beide Praxen ziehen können“, erklärt der Objektbetreuer. Simone Becker ist mit dem Angebot zufrieden: „Alles steht unter Wasser und viele Möbel sind kaputt. Aber wir haben heute zusammen mit der Hausverwaltung eine Alternative angeschaut. Da müssten noch nicht tragende Wände weg, ein neuer Boden rein und gestrichen werden. Dann wäre das prima.“ Sie hofft, dass sie zügig – in den nächsten ein bis zwei Wochen – dann auch dauerhaft mit ihrer Praxis umziehen kann.
Auch die Stadt hilft bei der Suche nach Alternativen mit
Die Edeka-Filiale muss ebenfalls geschlossen bleiben. Wie lange, dazu möchte sich das Unternehmen aktuell noch nicht äußern. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Wiedereröffnung“, heißt es in der Presseabteilung. Auch über das Ausmaß des Schadens gibt es keine offizielle Auskunft. „Edeka hat seine eigenen Sachverständigen. Aber unsere Fachfirma hat sich das auch mal angeschaut. Die meinte, dass für diese Menge an Löschwasser, erstaunlich wenig passiert ist. Es könnte sein, dass der Edeka nur eine weitere Woche geschlossen sein muss“, sagt Sönke Jochimsen.
Wie lange die betroffene Kita Kleine Entdecker an der Griegstraße geschlossen bleiben muss, ist ebenfalls noch nicht abschließend geklärt. Aktuell wird an vielen Stellen im Bezirk versucht, alternative Flächen für die Betreuung der rund 70 Mädchen und Buben zu organisieren. Auch die Stadt Stuttgart ist dran. „Die in Botnang betroffene Kindertagesstätte ist nicht in städtischer Trägerschaft. Sie hat sich jedoch gestern an das Jugendamt gewandt und um Unterstützung bei der Suche nach einer Übergangslösung, einem Interimsstandort, gebeten. Die Stadtverwaltung steht hierbei selbstverständlich unterstützend zur Seite“, hieß es am Freitag im Stuttgarter Rathaus.
Schwere Erfahrung muss verarbeitet werden
Die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, betonte, dass es das gemeinsame Ziel aller Beteiligten ist, dass der Träger so bald wie möglich den Kitabetrieb wieder aufnehmen kann. „Ein derartiges Ereignis ist für alle äußerst belastend und einschneidend. Der Brand stellt für die Mitarbeitenden, die Eltern und vor allem für die Kinder eine schwere Erfahrung dar, die es erst zu verarbeiten gilt. Selbstverständlich unterstützen wir den Träger nach Kräften bei der Bewältigung dieser schwierigen Situation und bei der Suche nach einem Interimsstandort. Für uns steht im Mittelpunkt, den Kindern so schnell wie möglich einen normalen Kita-Alltag zu ermöglichen.“
Während die Auswirkungen des Feuers noch nachwirken, ist weiterhin unklar, wie es überhaupt zum Brand gekommen ist, teilt ein Sprecher des Stuttgarter Polizeipräsidiums mit. Und der Objektbetreuer Sönke Jochimsen ergänzt: „Montag oder Dienstag kommt der Schadensgutacher vorbei, um weitere Untersuchungen anzustellen. So lange sind Teilbereiche des Gebäudes auf jeden Fall noch gesperrt.“