So wurde eine Villa aus dem 18. Jahrhundert am Lago Maggiore zum neuen Zuhause einer designbegeisterten jungen Familie.
Eigentlich muss man nur aus dem Fenster blicken, und alles wird klar. Oder genau gesagt auf das Fenster. Technisch gesehen ist es eine gepolsterte Bank, die in die Laibung des Doppelfensters mit Blick auf den See gefügt wurde, doch durch eine romantischere Brille betrachtet ist es ein kleines Stück vom Paradies. Das seidige Blau des Wassers und des Himmels scheint überzufließen in den samtigen Sitzbezug – in diesem raffinierten Ort zwischen Innen und Außen verdichten sich die Träume, der ästhetische Anspruch und die Gelassenheit eines kosmopolitischen jungen Paars in seinem neuen Leben fern der Metropole.
Gabrielle Caunesil und Riccardo Pozzoli brachten französische und italienische
Design-Einflüsse bei der Renovierung ihrer Villa am See zusammen.
Simon Watson
Als Gabrielle Caunesil und ihr Ehemann Riccardo Pozzoli vor zwei Jahren erstmals die stattliche Villa aus dem 18. Jahrhundert am Lago Maggiore besichtigten, die seit einiger Zeit verlassen war, hatten sie das Gefühl, den richtigen Horizont für sich und ihre Kinder gefunden zu haben – Romeo, nach dem die Villa heute benannt ist, und Charlotte, die während der Renovierungsphase zur Welt kam. Die teils substanzielle Arbeit am Haus vertrauten Caunesil, die als Model arbeitet und unter dem Label La Semaine Paris eigene Kollektionen entwirft, und Pozzoli, der die Firma Hyle Consulting gegründet hat, der Mailänderin Lucrezia Calvi an. Mit ihrem Interiorstudio LC Atelier, dessen Team ausschließlich aus Frauen besteht, interpretierte Calvi die einzelnen Räume so, dass sie zur Lebenssituation der Bauherr:innen passen, aber auch etwas über deren Biografien erzählen: Caunesil ist Französin, Pozzoli Italiener; sie steht in Calvis Interiornarrativ für die Eleganz, den exquisiten Pariser Geschmack, der Boiserien à la Versailles mit der Frische eines soeben gepflückten Blumenstraußes verbindet, er für das Maß, die Rationalität des italienischen Designs – und beides kommt zusammen in der nostalgisch, aber zugleich auch hochfunktional ausgestatteten Küche.