„Oh ja, hier gibt es viele Ratten“, sagt Martin Haug, der gerade aus dem kleinen Einkaufszentrum an der Paunsdorfer Goldsternstraße kommt: „Sobald hier etwas Ruhe einkehrt, kommen die heraus.“ Man sehe auch „überall Löcher“ in den Grünbereichen.
Ratten in Autos: Vier auf einmal unter der Motorhaube
In Auto-Motoren scheinen sie sich besonders wohl zu fühlen, hat der Anwohner festgestellt: „Wenn der Wagen länger steht, dann sind die Ratten drin.“ Er öffnet den Motor seines Mercedes und zeigt eine Stelle, wo sie es sich bequem machen: „Die bauen sich hier mit Tüten eine Art Nest, kacken und pinkeln alles voll.“ Er verzieht die Nase, als er den ekelhaften Geruch schildert.
Ein- bis zweimal die Woche zieht er sich Handschuhe über und kontrolliert seine beiden Autos vor seiner Wohnung, ob es sich wieder ein paar Tiere unter der Motorhaube gemütlich gemacht haben: „Einmal erwischte ich vier auf einmal, eine schaute mich dann ganz vorwurfsvoll an.“ Die Rattenplage sei in Paunsdorf seit 15 Jahren bekannt. Und „es wird immer mehr“.
Stadtratsdebatte über Ratten: Bürger oft von Amt zu Amt geschickt
Auch in der Leipziger Politik ist das Thema mittlerweile angekommen. Der Stadtbezirksbeirat Südost schlug Alarm. Auf der Stadtratssitzung am Mittwoch berichtete Beate Ehms (Linke) aus dem Brief einer Anwohnerin vom Januar 2024: Mindestens zehn Meldungen an städtische Ämter seien seitdem aktenkundig, doch oft wären Bürger nur von einem Amt zum nächsten geschickt worden, zu wenig habe sich getan.
Anwohnerin: Der Heimweg abends ist „sehr unheimlich“
Besonders schwierig seien ihre Heimwege am Abend, erzählt die Mitarbeiterin des nahen Supermarkts MDR SACHSEN: „Man geht an den Containern vorbei und das raschelt dann. Gerade, wenn man abends von der Arbeit kommt und es ist dunkel: Es ist schon sehr unheimlich.“ Die Stadt kümmere sich „nicht wirklich“.
Tiefe Löcher und unebene Steinplatten
Besonders heftig sieht es an Abfallbehältern an der Goldsternstraße aus. Dort liegen Müllsäcke daneben, die Steinplatten davor weisen Schlitze auf, auf der Grünanlage gegenüber sind tiefere Löcher zu sehen. Das sieht nach den Spuren von Ratten aus. Die Müllcontainer befinden sich direkt vor einem Wohnhaus.
Ratten auf Spielplätzen
Seniorin Frau Huhn ist in Paunsdorf mit ihrem Rollator häufiger unterwegs. Sie hat festgestellt, dass sich Ratten abends auf Spielplätzen aufhalten würden: „Weil dort getrunken, gegessen und gekrümmelt wird.“ Die Umgebung sei ja oft bepflanzt, dort sehe man Löcher, wo „die Ratten ein- und ausgehen“.
„Das mit den Ratten liegt an der Unreinheit der Menschen“
Mitarbeiter der Stadtreinigung berichten, dass die Bekämpfung nicht so einfach sei, weil zum Beispiel Rattenfallen nicht andere Tiere in Mitleidenschaft ziehen sollen. Einer sagt lakonisch: „Das mit den Ratten liegt an der Unreinheit der Menschen.“ Das sei kein spezielles Paunsdorf-Problem. Immer wieder würden Menschen im öffentlichen Raum Müll unsachgemäß abstellen oder gar nicht entsorgen. Stadträtin Ehms sagt: „Leider werfen die Leute ihre Abfälle oft nur neben die Tonne und Pizzareste sind sehr lecker für extrem anpassungsfähige Ratten.“
Bürgermeister will sich um Rattenbekämpfung kümmern
Was tun? Das Bilden einer Arbeitsgruppe lehnte der Stadtrat ab. Der Beschluss zu handeln, wurde einstimmig gefasst. Der Bürgermeister für Umwelt und Ordnung, Heiko Rosenthal (Linke), kündigte an: „Wir werden uns dieses Problems nochmal gesondert annehmen.“ Gesucht sind also nun die Rattenfänger von Paunsdorf.
Anwohner Martin Haug würde es freuen: „Wenn die sich hier unter der Motorhaube ein Nest bauen, habe ich schon Angst, dass einem das Auto irgendwann mal abfackelt.“