1. Startseite
  2. Frankfurt

DruckenTeilen

Eine Delegation des Ehrengastlands der Frankfurter Buchmesse 2025 ist in der Stadt zu Besuch. Sie stellt ihr Programm vor und äußert eine klare Haltung zu Gaza.

Frankfurt – Buchmessedirektor Juergen Boos war mit der Delegation des Ehrengastlands Philippinen am Vorabend essen. In der Villa Metzler in Sachsenhausen. Eine gute Adresse, die Lust machen soll auf den Trubel der Frankfurter Buchmesse vom 15. bis 19. Oktober. Auf dem Nachhauseweg seien sie über den Eisernen Steg gelaufen, wo ein Zitat aus Homers „Odyssee“ zu lesen ist. Übersetzt: Auf weinfarbenem Meer segelnd zu anderen Menschen. „Großliteratur macht das Ferne nah“, sagt Boos. Und das ist, was er sich von der Buchmesse erhofft.

Unter dem Motto „Fantasie beseelt die Luft“ beziehungsweise „The imagination peoples the air“ kommen etwa 120 Autorinnen und Autoren von den Philipinnen oder aus der Diaspora auf der ganzen Welt zur großen Buchmesse nach Frankfurt. Die Nobelpreisträgerin Maria Ressa ist dabei, die Autorin Candy Gourlay („Wild Song“), der Autor Blaise Campo Gacoscos („Der Junge aus Ilocos“) und Budjette Tans, dessen Trese-Comics auf Netflix verfilmt wurden.

Philippinen sind Ehrengastland auf der Frankfurter Buchmesse 2025 – Delegation vorab zu Besuch

Dabei bringt die philippinische Delegation ihre eigene Sicht auf die Welt mit. Wie sollte es anders sein? Schon das Motto ist José Rizals Hauptwerk „Noli me tangere“ (Rühre mich nicht an) entliehen. Darin prangert er die spanische Unterdrückung an, nicht zuletzt durch einen pädophilen Geistlichen. Das Buch, 1887 erschienen, soll maßgeblich zum Unabhängigkeitskampf gegen die spanischen Besatzer beigetragen haben.

Der Ehrengast der Buchmesse 2025, die Philippinen, stellen ihr Pavillon-Design, Literatur- und Kulturprogramm vor. Motto „Fantasie beseelt die Luft“ .  Philippine Madrigal Singers eroeffnen die Pk.Die Philippine Madrigal Singers singen im Oktober in der Romanfabrik. © Renate Hoyer

Bezogen auf „Noli me tangere“ und den Nachfolgeroman „El Filibusterismo“ (Die Rebellion) heißt es dann auch: „Ihr Geist und ihre Kraft werden auf der Frankfurter Buchmesse spürbar sein – in einer Zeit, in der die Welt schmerzhaft Zeugin wird des ungleichen und unterdrückerischen Kriegs gegen die Bevölkerung Gazas, der Invasion in der Ukraine und der Gräueltaten in Syrien und im Sudan.“

Perspektive des Globalen Südens

Unterdrückerischer Krieg gegen die Bevölkerung Gazas – das entspricht nicht der westlichen Lesart, wonach Israel, angegriffen von der Hamas am 7. Oktober 2023, lediglich sein Existenzrecht verteidigt.

Es ist die Sicht des Globalen Südens, die auf der Frankfurter Buchmesse Einzug halten wird. Am 300 Quadratmeter großen Länderstand der Philippinen und an der Asia Stage, wo es Zeit geben wird für kurze Gespräche, Lesungen, Signierstunden. Und nicht zuletzt im Ehrengast-Pavillon, den Stanley Ruiz entworfen hat

Wer auf der Buchmesse 2024 am Stand der Philippinen vorbeischaute, hat schon einen guten Eindruck gewonnen von dem, was sie oder ihn erwartet. Es ist ein luftiges Design mit Bambus, Textilien und Stahl. Der große Pavillon ist nicht gravitätisch wie beim Ehrengastland Italien im Vorjahr. Es gibt kleine Bücher- und Themeninseln, die mit leichten Dächern geschmückt sind, die an Muscheln erinnern sollen. Die Philippinen sind das Land der 7641 Inseln.

Frankfurter Kulturszene orientiert sich an Gastland der Buchmesse 2025

Sie sind auch das Land der 100 Sprachen, und pünktlich zur Buchmesse werden zahlreiche Neuerscheinungen auf Deutsch, Spanisch, Englisch übersetzt sein. Auf zwei Bühnen kann man Autoren und Autorinnen und ihre Werke kennenlernen. Es gibt aber auch Live-Zeichnen, Sprachunterricht und Flip-Top-Battles, eine Art Battle Rap, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer angehalten werden mitzugehen.

Illustration des Pavillons der Philippinen auf der Frankfurter Buchmesse. So soll der Pavillon der Philippinen aussehen. © Design Stanley Ruiz

Und was wäre die Buchmesse ohne das Engagement der Frankfurter Kulturszene, die das Ehrengastland wie jedes mit einem Rahmenprogramm begleiten? Das Deutsche Architekturmuseum zeigt „Sulog: Philippinische Architektur im Spannungsfeld“ (20. September 2025 bis 26. Januar 2026), wobei Sulog „Wasserströme“ bedeutet und das dynamische Auf und Ab der philippinischen Architektur auf den Punkt bringen soll. Das Fotografie-Forum Frankfurt zeigt „New Beginnings: Philippine Photographic Art2“ (27. September 2025 bis 11. Januar 2026) mit Fotoarbeiten zu Themen wie Identität, Tradition, Spiritualität, Erzählkunst, Arbeitsmigration, urbanem Leben, Überleben.

Im Haus am Dom geht es um „Pasyon of the Philippines – Tradierte Texte und gelebte Traditionen zur Leidensgeschichte Jesu“  (11. Oktober bis 4. Dezember 2025). Schließlich sind von den knapp 117 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern der Philippinen mehr als 90 Prozent Christen – die Kolonialzeit wirkt nach.

Und die zentrale Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24, zeigt mit unbekannter Laufzeit „Die Erzählungen von Großmutter Basyang: Kindergeschichten aus den Philippinen“. Kinder und junge Menschen unter 25 Jahren machen die Hälfte der philippinischen Bevölkerung aus.

Ehrengastland auf der Buchmesse 2026 wird Tschechien sein, das wiederum eine andere Geschichte zu erzählen hat.