Ein palästinensischer Influencer ist wegen des Schusses einer Silvesterrakete in eine Berliner Wohnung zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach den 24-Jährigen wegen Sachbeschädigung
schuldig. Den angeklagten Vorwurf der versuchten schweren Brandstiftung
und versuchten gefährlichen Körperverletzung sah es nicht bestätigt.
Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre auf Bewährung gefordert und zugleich beantragt, den Haftbefehl gegen den 24-jährigen Atallah Younes aufzuheben. Damit könnte der Influencer in Kürze wieder in Freiheit kommen.
Verständigungsprobleme verhinderten Selbstanzeige
Als Gründe nannte der Staatsanwalt unter anderem, dass es bei der Tat zu keinen größeren Schäden kam. Der 24-Jährige habe sich entschuldigt und sei nicht vorbestraft. Zudem habe er versucht, sich selbst bei der Polizei zu melden. Das sei aber wegen Verständigungsproblemen gescheitert. In der Folge sei er verhaftet worden und habe über drei Monate in Untersuchungshaft verbracht – in einem fremden Land.
Der Angeklagte aus dem Westjordanland war am 4. Januar am Hauptstadtflughafen BER festgenommen worden, als er Deutschland verlassen wollte.
Der Mann hatte in der vergangenen Silvesternacht eine Rakete auf ein Mehrfamilienhaus in Berlin-Neukölln geschossen. Die Rakete durchschlug ein Fenster und explodierte im Schlafzimmer eines Ehepaars, das sich im Nebenzimmer aufhielt. Der palästinensische Influencer lud im Anschluss ein Video von der Tat in Onlinenetzwerken hoch.
Betroffener: „Es kann jedem passieren“
Die Aufnahme auf dem Instagram-Account des arabischen Influencers mit mehr als 310.000 Followern wurde laut Staatsanwaltschaft mehr als sechs Millionen Mal binnen kurzer Zeit aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war sie gelöscht. Nutzer auf der Plattform X hatten den Mitschnitt jedoch weiterverbreitet. Viele Menschen verurteilten die Aktion. Der Influencer selbst veröffentlichte einen Beitrag, in dem er sich bei den Betroffenen entschuldigte.
© Lea Dohle
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Zu dem Treffen mit dem Bewohner war es wenige Stunden nach dem Vorfall gekommen. Der 54-Jährige erklärte als Zeuge im Prozess, der Angeklagte habe im Beisein von mehreren Freunden um Entschuldigung gebeten. Er habe ihm verziehen, so der 54-Jährige. „Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat.“ Nach dem Besuch sei er nicht mehr von Absicht ausgegangen. „Es kann jedem passieren.“