Die Folgen dieses Mangels für die Ukraine wiegen schwer. Russland hat im Juni die Zahl seiner Drohnen-, Luft- und Raketenangriffe massiv erhöht. Immer wieder gibt es Luftalarm, Angriffe auf viele ukrainische Großstädte wie Kiew, Dnipro oder Charkiw. Teilweise gab es im Juni in einer Nacht Angriffswellen mit insgesamt mehr als 400 Drohnen, die sich auf militärische und zivile Ziele stürzten.
Die ohnehin schon geschwächte ukrainische Flugabwehr kann diese Angriffe auch in Frontnähe immer schwerer abwehren. Dadurch verspricht sich Moskau größere Geländegewinne bei der russischen Sommeroffensive.
Doch bislang stockt Putins Offensive. Die russische Armee hat zwar weiterhin die Initiative, aber es ist ein langsamer Vormarsch. Dorf für Dorf, Acker für Acker. Schwerpunkte der russischen Angriffe liegen weiterhin im Donbass, wo die russische Armee versucht, die von Putin völkerrechtswidrig annektierten Oblaste Donezk und Luhansk zu erobern. Doch trotz ihrer quantitativen Überlegenheit tut sich die russische Armee schwer. Es scheint zumindest aktuell unrealistisch, dass sie mittelgroße und strategisch wichtige Städte wie Pokrowsk im Osten erobern kann.
Russlands Probleme hängen vor allem am Mangel an militärischem Großgerät. Putin hat aktuell zu wenig Kampf- und Schützenpanzer in der Ukraine. Durch die hohen Verluste der vergangenen Monate kommt hinzu, dass die russischen Kräfte eine immer kürzere Ausbildungszeit bekommen.
Daher greift die russische Armee vor allem mit Infanteriewellen aus schlecht ausgebildeten Soldaten an, die von einem immer besser werdenden Drohnennetz der Ukraine an der Front gut aufgeklärt und bekämpft werden können. An der Kontaktlinie an der Front tobt aktuell ein Abnutzungskrieg mit Drohnen.
Die russische Armee konnte in den vergangenen Monaten dort vorrücken, wo die Bedingungen für Angreifer im Donbass gut erscheinen. Das Gelände ist flach, zeichnet sich durch große landwirtschaftliche Flächen und nur kleine Ortschaften aus. Hier konnte Russland mit Infanterieverbänden operieren, die schnell – etwa mit Motorrädern oder zivilen Fahrzeugen – vorrückten und mit Unterstützung von russischen Gleitbomben, Artillerie und Drohnen kleinere Ortschaften einnahmen.