Kristine Van Helsing ist eine schreckliche Journalistin. Ihr Mund gebiert einen Wortschwall, in dem vertauschte Worte zu gigantischen Assoziationsketten führen, immer wieder ins Schlüpfrige abtauchen, um mit Höchstgeschwindigkeit gelegentlich einen Punkt zu erreichen. So nimmt sie mehrmals Anlauf für ihre verhaspelte Laudatio, oder wie sie es sagt, für die „Fellatio“, die „Klaudatio“, die „Applaudatio“ auf, ja, auf wen eigentlich? Auf Elias – Kunstpause – M’Barek.
Katharina Bach sind in diesem Moment in der Therese-Giehse-Halle der Applaus und das Lachen sicher. Kristine von Helsing ist ihre Figur in der Kammerspiele-Produktion „Oh Schreck!“. Sie hat sie an diesem Abend ausgeliehen für die Verleihung des „Förderpreises der Freund*innen der Münchner Kammerspiele“. Ihr wilder Wortgalopp ist eine der Nummern, die sich Ensemblemitglieder ausgedacht haben, um ihren Kollegen Elias Krischke zu ehren, der hier mit dem Preis ausgezeichnet wird, der mit 5000 Euro dotiert ist. Erstmals ist die Verleihung öffentlich, sie ist ein glitzernder Spaß.
Kammerspiele-Schauspieler Elias Krischke im Porträt
:Die Kraft der Verwandlung
Elias Krischke hat das Zeug zum Publikumsliebling. Der 29-Jährige, der mit sechs Geschwistern aufwuchs, spielt im Ensemble seines „Sehnsuchtsortes“, den Münchner Kammerspielen. Dabei hätte er auch als Musiker Karriere machen können.
Chefdisponentin Barbara Biel und Schauspielerin Maren Solty, die Preisträgerin 2024, führen durch den Abend, witzig und gewandt. Die Tauben, deren Bandmitglieder die Tontechniker des Hauses sind, spielen launige Showmusik, die sie schließlich in einer Abba-Nummer gipfeln lassen: „The Winner Takes It All“. Maren Solty zelebriert den Song ironisch als einen Ich-will-meinen-Förderpreispokal-eigentlich-nicht weitergeben-Moment. Und als sie ihren Einsatz einmal verpasst, kommentiert sie das lachend mit: „Deswegen geht der Preis auch an jemanden, der musikalischer ist als ich.“
Maren Solty reicht den Förderpreis mit einem „Abba“-Song weiter, begleitet von den „Tauben“. (Foto: Judith Buss)
Und musikalisch ist er, der Preisträger 2025. Der 29-Jährige gewann als Kind und Jugendlicher Musikpreise am Schlagzeug, er studierte Musical an der Folkwang Universität, später Schauspiel am Max Reinhardt Seminar. Dass er auf der Bühne auch einen guten Popstar abgibt wie in „Very Rich Angels“, wen mag das wundern. Am Freitagabend kommt Elias Krischke allerdings erst punktgenau zur Preisübergabe. Wegen der gleichzeitigen Premiere des Theaterjugendclubs, den er gemeinsam mit Martin Weigel und Maren Solty leitet, schlüpft er kurz vor der Übergabe in den Saal.
Nachwuchsförderung, Regie, das macht er also auch. Seine Vielseitigkeit, Risikobereitschaft, Kraft, Ausdauer, Begeisterung, sein Talent, das alles und mehr hebt dann auch sein Laudator Edmund Telgenkämper hervor. Elias Krischke sei aber auch Bergbezwinger, Surfer und bereite sich auf einen Ultramarathon vor, sagt er. „Elias ist der Iron Man unseres Ensembles.“ Der zeigt sich von dem Preisverleihungsnummernfeuerwerk gerührt. „Es gibt so Tage, da ist zu viel Schönes auf einmal“, sagt er. Dieses Schöne hat er sich in jedem Fall verdient.