Zwei Klöster, eine Kapelle – Es sind drei ganz verschiedene Geschichten um den Bauernkrieg in Sachsen-Anhalt und den Kampf gegen den ausbeuterischen Adel, die im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle erzählt werden. Die Ausstellung, die Teil der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ ist, bietet dafür Zitate, historische Karten der Region und die neuesten archäologischen Grabungen.

1525: Bauern gegen Klerus

Eines der Klöster ist Himmelpforte bei Wernigerode. Es war ein Bettelordenskloster aus dem 13. Jahrhundert, dessen genauer Standort lange unbekannt war. Ähnlich verhält es sich bei der Mallerbacher Kapelle in der Nähe von Allstedt: Die damals zerstörte Kapelle war der erste mitteldeutsche Schauplatz der Aufstände, bei denen sich der Zorn der Bauern auch gegen die Klöster richtete.

„Wir wollten darstellen, wie das Klosterleben zum Zeitpunkt, bevor die Aufstände begannen, war“, erklärt Regine Maraszek, Projektleiterin der Sonderausstellung, die Idee hinter der Schau. „Also haben die Leute da wirklich in Komfort, Prunk und Protz gelebt, wie das die Quellen belegen, weil jede historische Quelle, die Sie haben, verfolgt einen bestimmten Standpunkt, ist mit einer bestimmten Absicht geschrieben.“

Archäologische Fundstücke korrigieren Bilder der Vergangenheit

Archäologische Funde können helfen, solche Bilder zu korrigieren, so Maraszek. Es sind Münzen unter den Fundstücken, Überbleibsel von Kirchenfiguren, ein altes Siegel. Die Stücke erzählen alle eine Geschichte. Doch die aufschlussreichsten Fundstücke sind oft nicht die, die einem als Besucherin der Kabinettausstellung als erstes ins Auge fallen.

Regine Maraszek zeigt ein Beispiel: „Da sehen Sie zum Beispiel spektakulär ein bleiernes Wasserrohr. Das ist sehr hässlich, das sagt Ihnen gar nichts. Sie würden dran vorbeigehen“, so Maraszek über das unscheinbare Objekt und erläutert weiter: „Aber das zeigt natürlich, dass es Wasserleitungen in den Klöstern gab. Eine Wasserversorgung ist schon sehr angenehm. Dann haben Sie Reste von Ofenkacheln, die zeigen, da wurde geheizt im Winter, auch angenehm.“

Fließendes Wasser und Heizung aber kein Prunk

Es sind Annehmlichkeiten, die für uns heute selbstverständlich seien, es aber im Mittelalter noch nicht waren, erklärt die Projektleiterin. Das komfortable Leben in den Klöstern lässt sich mit den Funden bezeugen, von Prunk aber kann nicht pauschal die Rede sein.

Korrekturen wie diese konnten die archäologischen Grabungen bereits bewirken. Die Ausstellung in Halle gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der noch laufenden Arbeiten – weitere Ausstellungen im Spengler-Museum Sangerhausen sowie im Harzmuseum Wernigerode ergänzen dies mit weiteren Objekten.

Archäologie mit Verbindung zur Region

Außerdem laden die kleineren Ausstellungen zu den Ausgrabungsorten ein, erklärt Kurator Paul Globig: „Unabhängig von der Ausstellung kann man an den Ausgrabungsorten Grabungsführungen besuchen und sich quasi direkt vor Ort die Funde zeigen lassen, die jetzt neu rauskommen.“ Man versuche die Fundorte zu den Menschen zu bringen, den Leuten in der Region zu zeigen, was bei ihnen „gefunden wird um die Ecke.“

So wird 500 Jahre alte Geschichte ins Heute geholt. Etwa durch Aktionen für die Besucherinnen und Besucher oder im Museum: Die Ausstellung zeigt zum Beispiel auf einer Zitattafel, wie die Aufstände der Bauern als Narrativ für Befreiung genutzt wurden.

Wie die DDR den Bauernaufstand instrumentalisierte

So begriff man sich in der DDR klar in der Nachfolge der aufständischen Bauern und auch heute wird noch politisch an das historische Ereignis angeknüpft. Denn an die demokratische Bedeutung des ersten nachgewiesenen Volksaufstandes zu erinnern sei auch 500 Jahre später noch relevant, sagt Projektleiterin Regine Maraszek, „weil wir uns immer wieder vor Augen führen sollten, was Demokratie eigentlich bedeutet und wie wichtig die ist.“

Zwar sei klar, dass die Situation heute eine andere sei, als in einer Zeit, in der sich die Feudalgesellschaft auflöste, sagt Maraszek. „Aber man kann auch stolz darauf sein, dass auch hier in Mitteldeutschland, abseits der großen Bauernkriegsgeschehen, dieser Gedanke Feuer fing und die Leute sich praktisch damit beschäftigten, mit dem Zeitgeist und versuchten selber teilzunehmen.“